Das Glück reicht immer für zwei
und Pippin gelöst und das Blatt mit den Schnitzeljagdaufgaben wieder zur Hand genommen.
»Nein.« Mia machte ein finsteres Gesicht. »Ich habe die ganze Umgebung abgesucht, um herauszufinden, ob irgendetwas an ein Schwert erinnert, aber …«
»Ich dachte, dass eher der Name eines Schwertes gesucht wird«, sagte Britt nachdenklich. »Aber außer Excalibur kenne ich keinen.«
»Ach!« Mias Wangen färbten sich mit einem Mal rosa. »Espada. Das ist die Antwort.«
»Espada? Diese Insel?« Britt sah sie fragend an. »Was hat der Name dieser Insel damit zu tun?«
»Weil er auf Spanisch Schwert bedeutet«, erwiderte Mia aufgeregt. »Darauf wäre ich nie gekommen. Aber stimmt schon, die Insel hat tatsächlich die Form eines Schwertes. Sie ist lang und schmal, und der Teil, wo wir uns befinden, könnte der Griff sein.«
»Bingo!«
Mia meinte, etwas wie Respekt in Britts Augen auszumachen, und lachte vergnügt.
»Den Ring haben wir so gut wie in der Tasche«, sagte sie. »Wir haben sowohl die Rätselfragen gelöst als auch die gewünschten Fundstücke gesammelt, wir sind echt super! Team McDonagh, holt euch den Ring!«
Britt stimmte in ihr Lachen ein.
Während Leo Tyler mit Pippin am Strand entlangging, sah er, wie die beiden sich ausgelassen abklatschten.
»Haben Sie ihr Buch gelesen?«, fragte Pippin, die gesehen hatte, wie er zu den McDonagh-Schwestern hinüberblickte.
Er zuckte die Schultern. »Mal reingeschaut.«
»Alle sagen, es sei herzzerreißend. Ich für meinen Teil empfinde das nicht so. Es ist schon sehr gut, natürlich. Aber dieser ganze Wirbel darum ist mir unverständlich. Dieser Kerl, Jack Hayes, kommt klasse rüber, aber ich ziehe Männer vor, die ein bisschen eigenwilliger sind.«
Leo musste schmunzeln. »Bis Sie einen kennenlernen und ihn nach Ihren Vorstellungen verändern wollen.«
Pippin lachte. »Ja, wahrscheinlich. Aber hoffentlich nicht zu sehr.«
»Sie wären die erste Frau, die das nicht wollte.«
»Ich mag richtige Männer.«
»Schön, dass Sie wissen, was Sie wollen.«
»Ja, das weiß ich. Ich kümmere mich um meine Karriere und habe meine eigenen Interessen. Und ein Mann sollte sich um seine Karriere kümmern und seine eigenen Interessen haben.«
Vanessa hatte sich immer beklagt, dass sein Job ihn zu sehr in Anspruch nehme. Dass seine Karriere ihm mehr bedeute als sie. Was den Job anging, hatte sie recht. Bei der Karriere aber nicht, denn diese war ihm nicht wichtiger gewesen als Vanessa. Aber offensichtlich war es ihm nicht gelungen, ihr das zu beweisen.
»Kommen Sie.« Plötzlich nahm Pippin seine Hand. »Die Zeit ist zu schade zum Grübeln! Lassen Sie uns schwimmen.«
»Ich bin nicht …« Aber Leo kam nicht dazu, den begonnenen Satz zu beenden, denn sie zog ihn mit sich ins Wasser und tauchte ihn in die Fluten.
10. Kapitel
POSITION: CURAÇAO, EHEMALIGE NIEDERLÄNDISCHE
ANTILLEN. WETTER: TEILS BEWÖLKT, MIT
GELEGENTLICHEN TROPISCHEN SCHAUERN.
WIND: NORDÖSTLICH, STÄRKE 2.
TEMPERATUR: 28°. LUFTDRUCK: 1012.7 MBAR.
Am folgenden Morgen kamen sie in Curaçao an. Der Hafen von Willemstad wurde von bonbonfarbenen Häuschen gesäumt. Die holländische Kolonialarchitektur erinnerte Mia an Amsterdam, wo sie einen Monat verbracht hatte. Wobei es dort sehr viel kälter gewesen war. Sie war im Januar in Holland gewesen, und die Menschen liefen, in dicke Jacken gekleidet, auf den zugefrorenen Grachten Schlittschuh. Hier schlenderten sie in hellen Shorts und ärmellosen T-Shirts durch die Straßen.
Da Curaçao die kommerziellste und wirtschaftlich am meisten entwickelte Insel war, die sie bislang besucht hatten, beschlossen die beiden Schwestern, einen Einkaufsbummel zu machen. Nachdem sie die schwankende Holzbrücke überquert hatten, die in das Hafenstädtchen führte, trennten sie sich und verabredeten sich für später in einem der Straßencafés.
Mia war seit Ewigkeiten nicht mehr beim Shoppen gewesen. Umso mehr genoss sie es, in den Geschäften herumzustöbern und sehnsüchtig das Angebot einiger Designer-Outlets zu begutachten, um dann ein paar Kleinigkeiten in den Läden mit einheimischen Sachen zu kaufen. Sie wählte eine karibische Puppe für Allegra (Mia gefiel ihr fröhliches Lachen, doch da ihre Tochter zurzeit eine eher destruktive Phase durchmachte, fragte sie sich,
wie lange die Puppe wohl überleben würde) und ein kanariengelbes T-Shirt und dazu passende Shorts. Sie hatte ihrer Tochter auch schon in Grenada ein T-Shirt gekauft und plante, ihr aus jedem
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