Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Umarmungen … und vor allem die überwältigende, schwindelnde Leidenschaft, die ich für ihn empfand. Bild auf Bild erschien in meinem Kopf.
»He«, sagte ich, ging auf ihn zu und schob beiläufig den Ring auf meinen Finger. Ich schlang die Arme um seinen Hals, und automatisch legte er seine Arme um meine Taille und hob mich hoch, unsere allzu vertraute Geste. »Jep«, sagte ich lässig. Er lächelte und drückte mich fest an sich. Mike hupte erneut. Er wusste ja nicht, was gerade geschehen war. Marlboro Man sagte nichts mehr. Er gab mir nur einen schnellen Kuss, lächelte und brachte meinen Bruder in die Mall.
Was mich betraf: Ich ging ins Haus, hoch in mein Zimmer und legte mich auf den Boden. Was … war da gerade passiert? An die Decke starrend, versuchte ich, das alles zu verstehen. Meine Gedanken begannen zu rasen, wollten wissen, was das zu bedeuten hatte. Muss ich jetzt etwa lernen, wie man schnitzt? Wie man panierte Hühnerkeulen macht? Ein Pferd reitet? Mit einer Sense arbeitet? Ich bekam rote Wangen. Und Kinder? Du lieber Gott! Das bedeutet ja, dass wir Kinder bekommen könnten! Wie würden wir sie nennen? Travis und Dolly? Ach, du liebe Güte! Ich sehe Kinder in meiner Zukunft. Deutlich hatte ich sie vor mir: Es wären kleine rothaarige Rangen mit grünen Augen, so wie ich, und jeder Menge Sommersprossen. Ich bekomme zehn, vielleicht sogar elf. Ich werde mich in den Garten hocken und Kinder kriegen, während ich gerade Okraschoten ernte. Jedes Stereotyp des Landlebens stieg an die Oberfläche. Und zu vielen gehörten Kinder.
Dann entspannte ich mich und lag einfach nur da, sentimental und zufrieden. Ich dachte an all die Tage, wenn ich nach einer Begegnung mit Marlboro Man, meinem Cowboy, meinem Retter, in dieses Zimmer zurückgekehrt war. Ich erinnerte mich an all die Nächte, wenn ich in einem Zustand prickelnder Euphorie seufzend auf mein Bett gefallen war und an meinem T-Shirt gerochen hatte, um noch einen letzten Hauch von ihm zu erhaschen. Wenn ich frühmorgens zum Telefonhörer gegriffen und am anderen Ende seine sexy Stimme gehört hatte. Wenn ich große Sehnsucht gehabt hatte, ihn wiederzusehen, obwohl er mich nur zwei Minuten vorher nach Hause gebracht hatte. Es war richtig so, es war absolut richtig. Wenn ich es keinen Tag ohne ihn aushielt, konnte ich ja wohl ein ganzes Leben mit ihm …
In dem Moment klingelte mein Telefon. Ich fuhr zusammen. Es war Betsy, meine kleine Schwester.
»Hi, was geht?«, fragte sie. Sie wollte demnächst vom College zu Besuch kommen.
Ich wickelte mein Haar um meinen Finger, war nicht darauf vorbereitet, ihr ehrlich zu antworten.
»Ach, nichts«, erwiderte ich, und mein Daumen spielte mit dem Verlobungsring an meinem Finger.
Die nächsten fünf Minuten übten wir uns in schwesterlichem Geplauder und legten dann auf, ohne dass ich ihr die Neuigkeit mitgeteilt hatte. Ich wollte noch ein bisschen warten, ehe ich jemandem davon erzählte. Ich musste es erst selbst begreifen. Immer noch in meinem Zimmer auf dem Boden liegend, atmete ich tief durch und betrachtete meine Hand. Ich fühlte mich sonderbar kribbelig, wie losgelöst von meinem Körper. Ich bin gar nicht richtig hier , sagte ich mir. Ich war in Chicago und sah von dort aus zu, wie dies alles einer anderen Frau geschah. Es war wie in einem Film, vielleicht einem Kinofilm, vielleicht einem Fernsehfilm. Aber das konnte doch nicht mein Leben sein … oder?
Wieder klingelte mein Telefon. Es war Marlboro Man.
»Hi«, sagte er. Ich hörte den Dieselmotor im Hintergrund brummen. »Habe Mike gerade an der Mall abgesetzt.«
»Hi«, sagte ich lächelnd. »Danke, dass du das übernommen hast!«
»Ich wollte dir nur sagen … ich bin glücklich«, sagte er. Mein Herz wollte mir schier aus der Brust hüpfen.
»Ich auch«, sagte ich. »Überrascht … und glücklich.«
»Ach ja«, fiel ihm ein. »Ich habe es Mike erzählt. Er hat versprochen, es keinem weiterzusagen.«
O Gott! Er hatte offensichtlich keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte.
14.
Ritt mit dem Teufel
Ich war überzeugt, dass Mike inzwischen dem halben Einkaufszentrum erzählt hatte, dass »m-m-meine Schwester bald h-h-heiratet!«. Das würde bedeuten, dass innerhalb von ein oder zwei Stunden der gesamte Bundesstaat Bescheid wüsste. In null Komma nichts würde das alles sehr real werden. Die Bedienung im Subway würde die Nachricht als Erste erfahren, gefolgt von der süßen Verkäuferin bei Candy Craze, die wahrscheinlich meine
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