Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
zu erzählen!«
»Ich m-m-muss Schluss machen«, sagte Mike. Und mit den Worten legte er auf und ging seiner Wege.
Jep, es würde mit Sicherheit in der Abendzeitung stehen … bildlich gesprochen.
In den nächsten Stunden informierte ich zur Sicherheit selbst den Rest meiner näheren Verwandtschaft, dass ich, ihre Tochter/Schwester/Enkelin, einen Cowboy aus dem Nachbarbezirk heiraten würde. Ich traf nur auf sehr wenig Widerstand – abgesehen von den schockierten Bemerkungen meines ältesten Bruders, der, so wie ich früher, der Ansicht war, dass das Leben außerhalb einer Großstadt nicht der Rede wert war. Im Großen und Ganzen war meine Familie einverstanden. Offensichtlich wussten alle, wie verrückt ich nach Marlboro Man war; mich hatte kaum jemand zu Gesicht bekommen, seit wir zusammen waren. Die wacklige Ehe meiner Eltern hing wie eine dunkle Wolke über uns. Es war eine hässliche Gewitterwolke, die meinen perfekten Frühlingstag zu ruinieren drohte. Ich versuchte sie zu ignorieren, zumindest fürs Erste, und den Augenblick zu genießen.
Diesen wunderbaren, außergewöhnlichen Augenblick.
Früh am nächsten Morgen fuhr ich gen Westen zur Ranch. Mein Cowboy hatte am Abend zuvor angerufen – einer der seltenen Abende, die wir getrennt hatten verbringen müssen – und mich gebeten, früh herüberzukommen.
Gerade hatte ich meine Stadt über den Highway verlassen, als mein Autotelefon klingelte. Draußen war es neblig und trüb. »Beeil dich!«, befahl Marlboro Man in gespielt ernstem Tonfall. »Ich will meine zukünftige Frau sehen.« Mein Magen hüpfte. Seine zukünftige Frau. Es würde eine Weile dauern, bis ich mich an den Ausdruck gewöhnt hatte.
»Ich komme ja«, erklärte ich. »Immer langsam mit den jungen Pferden!« Wir legten auf, und ich musste kichern. Super Spruch, hihi. Vor mir lag ein ganzes Leben solcher Witze. Es würde ein Riesenspaß werden.
In Jeans, Stiefeln und einem weichen Jeanshemd kam er zu mir ans Auto. Ich stieg aus und fiel ihm in die Arme. Es war kurz nach acht, und nach wenigen Sekunden sackten wir gegen meinen Wagen, vergaßen uns in einem heißen, leidenschaftlichen Kuss. Sollte es ihm überlassen bleiben, ob acht Uhr morgens eine annehmbare Zeit war, um neben meinem Auto zu knutschen. Ich hätte das nicht sagen können.
»Und, was machen wir heute?«, fragte ich und versuchte mich zu erinnern, welcher Tag heute war.
»Ach, ich dachte, wir könnten ein bisschen rumfahren …«, sagte er, die Arme noch immer um meine Taille gelegt. »Und mal drüber reden, wo wir vielleicht wohnen wollen.« Er hatte schon öfter nebenbei davon gesprochen, dass er irgendwann an einen anderen Fleck auf seinem Land ziehen wolle, aber ich hatte nie besonders darauf geachtet. Mir war immer ziemlich egal gewesen, wo er wohnte, solange er seine Wrangler trug. »Ich möchte, dass wir das gemeinsam entscheiden.«
Den ganzen Vormittag fuhren wir herum, mein Marlboro Man und ich. Wir gelangten in die entlegensten Winkel und an die letzten Enden des Familienbesitzes: Es ging durch plätschernde Bäche, über unzählige Viehtritte, hier über einen Hang, dort durch einen Baumbestand – alles auf der Suche nach dem perfekten Ort, wo wir unser gemeinsames Leben beginnen konnten. Ihm gefiel das Haus, in dem er bis jetzt wohnte, aber es war viel zu weit entfernt vom Zentrum der Ranch, und er hatte sich schon immer irgendwo dauerhaft niederlassen wollen. Da wir jetzt verlobt waren und heiraten wollten, war der richtige Zeitpunkt für diesen Umzug gekommen.
Auch ich hatte sein Haus gemocht: Es war schlicht und rustikal und doch schön in seiner Einfachheit. Dort könnte ich leben. Aber auch in einem anderen Haus. Ich könnte auch in seinem Pick-up leben, in seiner Scheune oder in einem Tipi auf der Wiese … solange er nur bei mir war. Doch mein Cowboy wollte sich mit mir gemeinsam umsehen, deshalb waren wir unterwegs. Hielten Ausschau. Hielten Händchen. Und redeten. Und irgendwann mittendrin blieb er im grellen Sonnenlicht des Vormittags im Schatten eines Baumes stehen, überwand die Distanz zwischen unseren ledernen Schalensitzen und schloss mich zärtlich in die Arme. Dort hockten wir und knutschten, wie zwei Teenager im Autokino. Aber ein Autokino von 1958. Vor der sexuellen Revolution. Vor Cinemax, auch wenn ich in Gedanken sehr in den Neunzigern verhaftet war. An jenem Morgen im Pick-up fiel es mir schwer, mich in Zurückhaltung zu üben. Niemand war da, der uns hätte sehen
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