Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Schwester von der Highschool kannte, so dass sie ihre Mutter anrufen würde, die möglicherweise mal bei meinem Dad Patientin gewesen war und bestimmt meine Mutter kannte. Auch das Mädel in der Kosmetikabteilung von Dillards wüsste es bald – sie verkaufte meiner Oma einmal im Monat das Make-up von Estee Lauder. Dann die ganzen Sicherheitsleute und Hausmeister im Einkaufszentrum – innerhalb der nächsten Stunde hätte es sich bis zu ihnen herumgesprochen, auch wenn es nur sehr wenige interessieren dürfte. Aber alle würden es wissen, das stand fest. Für Mike waren Neuigkeiten – grundsätzlich – dazu da, weitergetragen zu werden. Und wenn er auch noch derjenige war, der sie verbreitete, dann war er umso glücklicher. Zum Glück hatte er kein Mobiltelefon, sonst hätte er schon längst das Lokalradio angerufen und gebeten, dass die Meldung während der Hauptverkehrszeit durchgegeben werde.
Das war eine von Mikes bevorzugten Taktiken: Nachrichten überbringen. Doch ich durfte mich nicht darüber aufregen. Ich lag noch immer auf dem Boden in meinem Zimmer, halb kribbelig, halb perplex, hielt mir die linke Hand vors Gesicht, spreizte die Finger leicht und musterte das Geschenk von Marlboro Man. Ich hätte mir selbst keinen schöneren Ring aussuchen können, keinen Ring, der meine Beziehung zu ihm besser symbolisiert hätte. Er war schlicht und einfach, bestand lediglich aus einem zarten Goldring und einem hübschen Diamanten, der sich hoch – fast stolz – über der Fassung erhob. Dieses Schmuckstück hatte ein Mann ausgesucht, der mir vom ersten Tag an immer deutlich gesagt hatte, was er empfand. Der Ring versinnbildlichte diese Haltung perfekt: stark, geradeheraus, solide, direkt. Er gefiel mir an meinem Finger. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass er da war.
Dafür hatte ich ein komisches Gefühl im Magen. Ich war verlobt. Verlobt. Auf das Gefühl war ich nicht vorbereitet gewesen. Warum hatte ich noch nie zuvor von dieser sonderbaren Empfindung gehört? Warum hatte mir niemand davon erzählt? Ich fühlte mich erwachsen, war aufgeregt, bestürzt, eingeschüchtert und glücklich zugleich – eine sonderbare Mischung für einen ganz normalen Wochentag. Ich war verlobt – heiliger Strohsack! Mit der anderen Hand griff ich zum Telefonhörer und wählte, ohne nachzudenken, die Nummer meiner kleinen Schwester.
»Hi«, sagte ich, als Betsy sich meldete. Es war keine zehn Minuten her, seit wir unser letztes Gespräch beendet hatten.
»Hi«, grüßte sie zurück.
»Ähm, ich wollte dir nur sagen …«, mein Herz begann zu klopfen, »… dass ich, ähm … mich verlobt habe.«
Es kam mir vor, als würde sie stundenlang schweigen.
»Schwachsinn!«, rief Betsy schließlich. Dann noch einmal: »Schwach-sinn!«
»Kein Schwachsinn«, antwortete ich. »Er hat mir gerade einen Heiratsantrag gemacht. Ich bin verlobt , Bets!«
»Was?!?«, kreischte Betsy. »Ach, du lieber Gott …« Ihr brach die Stimme. Dann begann sie zu weinen.
Ich bekam einen Kloß im Hals. Sofort war mir klar, warum sie weinte. Auch ich spürte es. Es war bittersüß. Alles würde sich ändern. Mir traten ebenfalls Tränen in die Augen. Meine Nase fing an zu kribbeln. »Hör auf zu heulen, du blöde Kuh!« Ich musste trotz der Tränen lachen.
Betsy fiel in mein Lachen ein, schluchzte aber gleichzeitig, konnte die Tränen einfach nicht unterdrücken. »Kann ich deine Brautjungfer sein?«
Das war zu viel für mich. »Ich bekomm keinen Ton mehr heraus«, brachte ich durch aufeinandergepresste Lippen hervor. Dann legte ich auf und lag heulend auf dem Boden.
Fast sofort klingelte das Telefon erneut. Es war Mike, der von einer Telefonzelle in der Mall anrief. Oje , dachte ich. Er hat bestimmt eine ganze Rolle Vierteldollarmünzen dabei.
»Hey!«, rief Mike. Im Hintergrund hörte ich die Leute im Einkaufszentrum.
»Hey, Mike«, sagte ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Er versuchte, mich aufzuziehen. »Ich h-h-hab heute was über dich g-g-gehört …« Schelmisches Lachen.
Ich spielte mit. »Ach ja, Mike? Was denn?«
»Ich hab gehört, … dass … einer h-h-heiratet, den ich k-k-kenne!« Er quietschte und gackerte, wie nur er es konnte.
»Hör mal, Mike«, sagte ich. »Das hast du doch noch niemandem erzählt, oder?«
Er antwortete nicht.
»Mike?«, hakte ich nach.
Schließlich erwiderte er: »Ich … ich glaub nicht.«
»Mike …!«, neckte ich ihn. »Vergiss nicht, dass du versprochen hast, es keinem
Weitere Kostenlose Bücher