Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
ein Loser. Ein jämmerlicher Langschläfer.
»Du bist ein ganz schöner Draufgänger morgens, was?« Ich fand es herrlich, wenn Marlboro Man sich auf mein Spiel einließ.
Ich rieb mir die Augen und kniff mir in die Wangen, um mich wach zu bekommen. »Ja, irgendwie schon«, antwortete ich. Dann wechselte ich das Thema: »Und … was machst du heute?«
»Ach, ich musste heute früh in die Stadt«, sagte er.
»Echt?«, rief ich. Die Stadt war mehr als zwei Stunden von seiner Ranch entfernt. »Dann bist du ja früh aufgestanden!« Die Sache mit dem frühen Aufstehen würde ich nie verstehen. Wann schliefen die da mal aus?
Marlboro Man sprach unbeirrt weiter: »Ach, ich fahre gerade übrigens in eure Auffahrt.«
Was?!?
Ich raste ins Badezimmer und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Mein Anblick ließ mich erschaudern: geschwollene Augen, plattes Haar, der Abdruck des Kopfkissens auf der linken Wange. Ein schlabbriger, ausgeblichener Schlafanzug. Wie aus der Tonne gezogen. Bis elf zu schlafen hatte meinem Äußeren nicht gerade gutgetan. »Nein, das kann doch nicht sein«, flehte ich ihn an.
»Doch, ich bin hier«, erwiderte er.
»Nein, bist du nicht«, wiederholte ich.
»Doch, bin ich«, sagte er.
Ich schlug die Badezimmertür zu und schloss ab. Bitte, lieber Gott , betete ich und griff zur Zahnbürste. Mach, dass er es nicht ernst meint.
Ich putzte mir die Zähne wie eine Wahnsinnige und prüfte dabei mein Spiegelbild. Warum konnte ich nicht aussehen wie die Frauen in der Werbung, die mit taufrischem Gesicht und perfekt verwuschelter Frisur in einem Bett mit gebügelten Laken aufwachten? So konnte ich niemandem unter die Augen treten, ganz zu schweigen von meinem sexy Marlboro Man mit seinem durchdringenden Blick, Marlboro Man, der gerade die Treppe heraufstieg. Ich hörte seine schweren Schritte.
Jetzt waren die Stiefel in meinem Zimmer, ebenso wie die dazugehörige Reibeisenstimme. »Hi«, hörte ich sie sagen. Ich drückte mir einen eiskalten Waschlappen ins Gesicht und betete zehn Ave-Maria. Ich konnte nicht glauben, dass ich zum zweiten Mal in einem Badezimmer gefangen war und meine große Liebe, der Cowboy, auf der anderen Seite der Tür wartete. Was um alles in der Welt hatte er hier zu suchen? Hatte er keine Kühe zu hüten? Keine Zäune zu flicken? Es war helllichter Tag, hatte er keine Ranch zu führen? Ich musste mich mal mit ihm über seine Arbeitsmoral unterhalten.
»Oh, hallo«, antwortete ich durch die Tür und durchwühlte den Wäschekorb nach etwas Tragbarem, das besser war als das peinliche Teil, das gerade meinen Körper zierte. Hatte ich denn gar keine Selbstachtung?
Ich hörte ihn leise lachen. »Was machst du da drin?« Ich fand meine weiche, verwaschene Lieblingsjeans.
»Mich verstecken«, erwiderte ich, schlüpfte hinein und knöpfte sie zu.
»Na, dann komm mal raus«, sagte er zärtlich.
Die Jeans waren feucht, da sie zwei Tage zusammen mit einem nassen Waschlappen im Korb gelegen hatten, dazu fand ich kein besseres Oberteil als ein rotgoldenes T-Shirt mit der Aufschrift »Fight On!« aus meiner Zeit an der USC. Es war nicht schmutzig und roch auch nicht. Was Besseres konnte ich im Moment nicht aus mir machen. Meine Güte, wie tief war ich gesunken im Vergleich zu meiner Zeit mit schwarzen Stilettos im glamourösen Los Angeles. Meine Niederlage akzeptierend, riss ich die Tür auf.
Dort stand er und grinste. Wie immer gelang es ihm mit seinem spitzbübischen Lächeln, mich umzuhauen.
»Na dann, guten Morgen!«, sagte er und schlang die Arme um meine Taille. Seine Lippen drückten einen Kuss an meinen Hals. Ich war froh, mich mit Giorgio eingesprüht zu haben.
»Guten Morgen«, flüsterte ich mit leicht nervöser Stimme. Gleichermaßen beschämt wegen meiner geschwollenen Augen und weil ich so lange geschlafen hatte, wollte ich ihn gar nicht loslassen, hoffte entgegen dem gesunden Menschenverstand, dass er mich niemals loslassen würde, damit er keinen Schritt zurückmachte und mich gründlich begutachtete. Wenn wir einfach fünfzig Jahre so stehen blieben, würden meine dicken Augen irgendwann von Falten kaschiert werden.
»Und?«, sagte Marlboro Man. »Was hast du den ganzen Tag so gemacht?«
Ich zögerte nur kurz, dann setzte ich zu einem ausführlichen Vortrag an. »Also, ich bin natürlich schon dreißig Kilometer gejoggt, dann war ich wandern und habe die Ilias gelesen. Zweimal. Den Rest willst du gar nicht wissen. Der ist nur langweilig.«
»Aha«, machte
Weitere Kostenlose Bücher