Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
dass sie sich nicht konzentrieren konnte. Luke hatte gewusst, dass sie kommen würde; warum telefonierte er jetzt so lange? Die Stewardess und der Pilot, der sie freundlich angelächelt hatte, schienen mit den Vorbereitungen für den Abflug beschäftigt zu sein. Die Turbinen liefen bereits; das Flugzeug war offenbar jeden Moment bereit zum Start.
»Würden Sie sich bitte kurz anschnallen?«, meinte Sheila. »Wir werden uns in wenigen Minuten zur Startbahn begeben.«
»Oh nein, Sie werden doch nicht abheben, solange ich noch an Bord bin, oder?« Sophie machte sich an ihrem Gurt zu schaffen.
Sheila lachte. »Wir hatten noch nie einen blinden Passagier!« Sie schloss die Türen am Ende, und sofort verstummten weitere Geräusche. Sophie machte sich bewusst, dass sie nicht wirklich ein blinder Passagier war, weil sie sich nicht versteckte. Außerdem würden sich blinde Passagiere wünschen, dass das Flugzeug endlich startete. Sie überlegte, ob sie aufstehen und eine Diskussion über die Wortbedeutung anfangen sollte, als das Flugzeug sich in Bewegung setzte.
Jetzt stieg Panik in Sophie auf. Man hatte ihr gesagt, dass sich das Flugzeug zur Startbahn begeben würde, aber sicher würde der Pilot doch nicht warten, wenn es zum Starten bereit war? Aber Luke hielt sich immer noch hinten im Flugzeug auf, führte das längste Telefongespräch aller Zeiten, und das Dokument war nach wie vor nicht unterzeichnet. Angenommen, der Fahrer fand sie später nicht mehr? Sie würde kilometerweit über die Startbahnen laufen müssen, und es hatte schon wieder angefangen zu regnen.
Sie fummelte an ihrem Gurt herum, aber als sie ihn endlich geöffnet hatte, kam Sheila zurück, setzte sich neben sie und schnallte sie wieder an. »Bitte nicht öffnen, während das Flugzeug sich bewegt. Das ist nicht sicher.«
»Aber ich muss hier raus! Das Flugzeug startet gleich!«
»Nicht sofort. Ich versichere Ihnen, Mr. Winchester hat alles unter Kontrolle.«
Sophie beruhigte sich ein wenig. Luke war sehr konventionell. Er würde nichts Ungehöriges tun, und obwohl er im Moment vielleicht wütend auf sie war, würde er sie nicht den langen und wahrscheinlich gefährlichen Weg zurück zum Terminal laufen lassen.
Die Stewardess stand auf, als das Flugzeug schneller zu werden schien. Was die Sicherheit angeht, gelten für das Personal offenbar andere Regeln als für die Passagiere, dachte Sophie. Sheila schloss die Tür hinter sich, und Sophie war allein in der Kabine.
Plötzlich konnte sie es nicht länger aushalten. Wenn die Stewardess herumlaufen konnte, dann konnte sie das auch. Sie löste ihren Gurt, stand auf und ging nach hinten.
»Luke! Unterschreib jetzt dieses Dokument!«, verlangte sie. »Ich muss aussteigen!«
Luke, der immer noch telefonierte, drehte sich zu ihr um und lächelte. »Keine Panik, es ist alles in Ordnung. Setz dich einfach und warte. Und schnall dich an!«
Sophie hatte geglaubt, es nicht mehr zu erleben, dass Luke sie noch einmal anlächelte. Sie hätte am liebsten geweint. Zwischen ihnen gab es so viel Unausgesprochenes. Alles war schiefgegangen, aber sie konnte nicht leugnen, wie magisch diese kurzen Stunden gewesen waren, in denen sie mit Herz und Seele ihm gehört hatte. Sie lehnte sich zurück, schnallte sich an und blickte aus dem Fenster, sah, wie die Regentropfen über die Scheibe huschten, während das Flugzeug beschleunigte und dann, zu ihrer Erleichterung, wieder langsamer wurde.
»Okay.« Luke kam zu ihr, setzte sich ihr gegenüber und schnallte sich ebenfalls an. »Tut mir leid, dass das Telefonat so lange gedauert hat. Gib mir die Papiere.«
Der braune Umschlag sah jetzt ein bisschen zerknittert aus. Sophie hielt ihn schon seit einer Weile fest in der Hand. Nun reichte sie ihn Luke. »Beeil dich und unterschreib! Das Flugzeug startet jeden Moment!« Sie blickte wieder aus dem Fenster. »Oh mein Gott, wir fahren rückwärts.«
»Das stimmt. Wir wollen unseren Slot nicht verpassen.« Er hielt den Umschlag in der Hand, doch er öffnete ihn nicht, und er suchte auch nicht nach einem Stift.
»Aber ich muss aussteigen, bevor es losfliegt! Sag ihnen, sie sollen anhalten!« Warum verstand er denn nicht, wie wichtig das war?
»Es ist alles in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht! Ich sitze in einem fahrenden Flugzeug, das jeden Moment in den Himmel abhebt! Ich will aussteigen!«
»Kann ich nicht zulassen. Es ist zu spät. Und außerdem entführe ich dich gerade.«
»Nein!«, rief sie. »Das kannst du nicht
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