Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
dass du mich für eine Närrin hältst, aber wo ich herkomme, kann es ganz lange regnen, und es gibt trotzdem kein Hochwasser.«
»Ich weiß«, sagte Moira. »Ich wollte auch nicht mit dir schimpfen, sondern es dir nur erklären. Und jetzt beeil dich. Matilda hat das Dokument fertig; sie wartet.«
Die Dramatik der Situation gefiel Sophie irgendwie. Sie setzte sich auf den Rücksitz des Autos, den großen braunen Umschlag in der Hand, und genoss den Luxus, chauffiert zu werden. Es gefiel ihr auch, dass Luke sehen würde, dass Matilda ihr – anders als er selbst – vertraute. Dann dachte sie, dass Luke seine Großmutter vermutlich für verblendet hielt und dass sie, Sophie, daher nicht in seinem Ansehen steigen würde. Er wusste jedoch, dass sie auf dem Weg zu ihm war; das hatte Matilda ihr vor der Abfahrt noch versichert.
Überall sah man noch die Folgen des Sturms der vergangenen Nacht. Schlamm überzog viele Straßen, und weggeschwemmte Gegenstände und liegen gebliebene Autos hielten sie mehrfach auf. Gestern hatte Sophie noch geglaubt, nur die Gegend direkt um das Haus wäre so schlimm betroffen, aber jetzt erkannte sie, wie viel Glück Luke und sie gehabt hatten. Es jagte ihr einen Schrecken ein, als ihr bewusst wurde, wie schlimm ihre unbedachte Aktion hätte ausgehen können. Zum Glück machte Moira sich nicht allzu viele Sorgen wegen des Leihautos und behauptete, sie habe einen Freund, der es problemlos und schnell reparieren würde.
Der Chauffeur brauchte eine knappe Stunde, um Sophie mit dem Wagen zum Flughafen zu bringen, und weil er sich dort gut auskannte, fuhr er sie gleich in den richtigen Bereich zu den Privatjets.
Sie erhob sich aus den weichen Tiefen des Rücksitzes, den Umschlag fest umklammert, und fühlte sich, als wäre sie in der Traumwelt von Leuten gelandet, die noch niemals in ihrem Leben Holzklasse geflogen waren und für die sogar Businessclass noch unter ihrer Würde war.
Eine attraktive junge Frau in einem schicken Kostüm und mit hohen Absätzen erwartete sie bereits. Sie schien den Fahrer zu kennen.
»Hallo, wie geht es Ihnen? Ich bin Susie. Wenn Sie wieder einsteigen würden, dann wird Bob mir folgen, und wir bringen Sie direkt zum Flugzeug. Okay, Bob?«
Sophie hatte geglaubt, zum Flugzeug laufen zu müssen. Nun wurde ihr klar, dass das vermutlich gefährlich war. Das hier war schließlich ein Verkehrsflughafen.
Das Auto folgte Susies Gefährt direkt bis vor die Gangway der Maschine, die viel größer war, als Sophie erwartet hatte. Nachdem sie ausgestiegen war, erwähnte sie das Susie gegenüber.
»Die Leute denken immer an einen Learjet, aber man braucht etwas viel Größeres, um den Atlantik zu überqueren. Ich sehe schnell nach, ob Sheila da ist. Das Flugzeug scheint fertig zum Abflug zu sein.«
Bevor sie rufen konnte, erschien eine zweite junge Frau im schicken Kostüm. »Sind Sie Sophie Apperly? Mr. Winchester erwartet Sie.« Sie lächelte freundlich. »Ich bin Sheila.«
Als Sophie die Gangway hinaufging, unterhielten sich Susie und Sheila kurz und verabschiedeten sich dann voneinander. Sie schienen sich gut zu kennen.
»Susie und ich sind vor Jahren zusammen geflogen«, erklärte Sheila, als Sophie an Bord war. »Mr. Winchester telefoniert gerade.« Sie deutete auf Lukes Rücken. »Nehmen Sie Platz, während Sie warten. Möchten Sie Tee oder Kaffee oder etwas anderes?«
Der Luxus des Flugzeugs hüllte Sophie ein und mit ihm eine Atmosphäre der Ruhe. Alles war mit irgendetwas überzogen, das wie honigfarbenes Wildleder aussah. Der Sitz, den man Sophie anbot, war extrem bequem, und sie sah, dass er sich auf Knopfdruck in eine Chaiselongue verwandeln ließ. Unwillkürlich musste Sophie ihre Umgebung bewundern, und der Gedanke, dass sie sich tatsächlich in einem Privatjet befand, lenkte sie von ihrer Nervosität ab. Eine Tasse Tee würde helfen, selbst wenn nur Zeit für wenige Schlucke blieb. »Tee wäre schön.«
Sie fühlte sich wie in einem merkwürdigen Schwebezustand. Komfort und Ruhe lullten einen Teil von ihr ein, während in ihrem Innern ein kleiner Panik-Turbo vor sich hin rauschte, gedämpft von der gepolsterten Weichheit ihrer Umgebung.
»Die Zeitungen liegen dort drüben«, sagte Sheila. »Der Tee kommt sofort.«
Sophie blätterte die Zeitschriften und Finanzblätter durch und freute sich, als sie eine Ausgabe der Vogue entdeckte. Sie kaufte sich nicht oft eine, nutzte jedoch gern die Gelegenheit, sich über die neuesten Trends zu informieren.
Nur
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