Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
in der Sophie fast hören konnte, wie ihre Freundin sich die Augen rieb und sich für ein Pläuschchen zurechtsetzte. »Also ist niemand Nettes auf der Party?«
»Nicht, wenn du damit Männer meinst, nein. Es ist die alljährliche Sommerparty meiner Eltern – diesmal etwas verspätet. Weißt du noch, Amanda und du wart doch früher auch immer da –, das ganze Haus ist voller Verwandter und alter Freunde. Ich bin nach oben ins Dachgeschoss gegangen, wo die Kinder sind. Ich habe es satt, wie eine Angestellte behandelt zu werden. Meine Familie ist schlimm genug, aber wenn jetzt schon die Gäste damit anfangen …«
»Soph, fairerweise muss man sagen, dass du tatsächlich kellnerst.«
»Ich weiß! Und ich bin stolz darauf, eine Kellnerin zu sein. Doch diese Frau war so unhöflich, ich hätte mich sogar darüber aufgeregt, wenn ich tatsächlich hier angestellt wäre . Also habe ich die Kinder überredet, genug Kartenspiele zusammenzusuchen, damit wir ›Racing Demon‹ spielen können, und wir werden jede Menge Spaß haben.«
Millys fehlende Zustimmung, was die Menge an »Spaß« anging, war beinahe hörbar. Es herrschte einen Moment Stille, man hörte Bettzeug rascheln, und dann sagte Milly: »Hör mal, warum kommst du nicht nach New York? Ich weiß, das frage ich immer, aber jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt. Du arbeitest nicht mehr als Kindermädchen, oder? Du hast doch Zeit? Im Moment ist es hier wunderschön, und nächsten Monat ist Thanksgiving.«
»Das klingt himmlisch! Doch ich möchte kein Geld ausgeben. Ich spare für einen Kurs.«
»In was?«
»Ich kann mich nicht entscheiden. Entweder Schneidern oder einen Grundkurs in Betriebswirtschaft. Was immer mir mehr nützt, wenn ich mal zu Geld komme, schätze ich.«
»Bezahlen denn deine Eltern nicht für deine Ausbildung?« Milly versuchte erst gar nicht, ihre Verärgerung zu verstecken. »Du warst nicht auf der Uni, also hast du ihnen doch einen Haufen Geld gespart.«
»Na ja, schon, aber sie bezahlen nichts für ›Hobbys‹ wie Buchbinden oder Tiffany-Glasmalerei, und ich fürchte, Schneidern fällt für sie unter diese Rubrik. Kunst ist etwas anderes«, fügte sie schnell hinzu, weil sie wusste, was ihre Freundin dachte. »Und das mit der Gründung eines eigenen Geschäfts sagt ihnen auch nichts. Sie verstehen Leute nicht, die sich selbstständig machen wollen.« Sie seufzte. »Obwohl ich fairerweise zugeben muss, dass sie auch nicht viel Geld haben.«
»Dann komm nach New York! Das muss ja nicht teuer sein. Du kriegst den Flug sicher sehr günstig, und du kannst bei mir wohnen.«
»Äh …« Sophie hatte es vor sich hergeschoben, es Milly zu gestehen; sie würde genauso reagieren wie Amanda. Doch es zahlte sich aus, zu Freunden ehrlich zu sein; Milly würde es ja doch irgendwann aus ihr herauskitzeln. »Ich muss zu einem älteren Verwandten fahren und mich um ihn kümmern. Aber das ist in Ordnung. Er bezahlt mich dafür!« Sie kreuzte die Finger, weil sie das noch gar nicht sicher wusste.
Wie erwartet rauschte Millys (schlechte) Meinung über die Familie ihrer Freundin über den Atlantik. »Oh, Sophie! Du solltest dich von deinen Eltern nicht zu etwas drängen lassen, das ihnen nützt und dir nicht. Du weißt doch, wie sie sind.«
»Niemand weiß das besser als ich.«
»Sie erwarten immer, dass du dich ihnen anpasst, und lassen dir gar keinen Freiraum, um deine eigenen Träume auszuleben. Es wird Zeit für dich, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und deinem Stern zu folgen!«
Sophie zögerte. »Hast du das aus einem Selbsthilfebuch oder einer inspirierenden Fernsehsendung?«
Sophie konnte sich Millys verlegenen Gesichtsausdruck vorstellen. »Na gut, okay, daher habe ich es wahrscheinlich, aber selbst wenn es ein Klischee ist, stimmt es trotzdem.«
»Ich weiß. Und ich werde versuchen, mich zusammenzureißen und kein Fußabtreter mehr zu sein.«
»Du bist kein Fußabtreter, Soph, doch sie sind herrisch, und du bist ein bisschen hilfsbereiter und entgegenkommender, als dir guttut. Ich werde jedenfalls versuchen, dir hier einen Job zu besorgen, für den du keine Greencard brauchst.«
»Danke, Milly. Ich werde über die Tatsache hinwegsehen, dass du jetzt herrisch bist. Und wie bist du damals überhaupt an eine Greencard gekommen?«
»Mein Boss hat das geregelt. Ich habe eben einzigartige Fähigkeiten.«
»Oh. Wie zum Beispiel, herrisch zu sein?«
»Aber ich bin es in diesem Fall nur, weil ich dein Bestes will!«, beharrte Milly.
»Das
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