Das Glück wartet in Virgin River
hätte, wahrscheinlich hätte er ihr auch noch Beifall geklatscht. Seit Jahren redete er schon auf sie ein, sie solle das Spiel mit den Dates mal etwas ernster nehmen. Aber Tatsache war, dass ihr kaum ein Mann über den Weg gelaufen war, bei dem ihr die Idee verlockend erschienen wäre, deshalb hatte sie sich jedes Mal so schnell wie möglich wieder verabschiedet. Sie war einfach nicht ganz bereit für die Intimitäten, die sie andernfalls auf sich zukommen sah. Als sie Annie und Shelby gesagt hatte, dass es sehr lange her sei, hatte sie die Wahrheit gesagt.
Nun jedoch war sie nahe daran, diesen Schritt zu tun. Sehr nahe. Bei dem Gedanken begann sie zu zittern.
Manchmal, wenn sie es schaffte, dieses Zittern zu ignorieren, wenn sie die Augen schloss und ehrlich mit sich war, konnte sie zugeben, dass sie sich, seit Clay in ihr Leben getreten war, nach der Intimität einer Nacht mit ihm sehnte. Sie wollte gehalten, geküsst und geliebt werden. Und auch wenn sie sich gerade vor dieser Macht, die er über sie hatte, fürchtete, wollte sie nichts weniger als genau das.
Am Abend klopfte Dane an ihre Haustür, und sie freute sich, ihn zu sehen. Er tat ihr gut. Er richtete sie auf, wenn sie niedergeschlagen war, lachte mit ihr, wenn sie ein Lachen brauchte,und war immer für sie da. Und wie jedes Mal, wenn sie ihn sah, empfand sie eine große Zuneigung. Sie begrüßte ihn mit einem strahlenden Lächeln.
Doch ihr Lächeln erstarb, als sie bemerkte, wie schrecklich er aussah: „Meine Güte, was ist mit dir los?“
Dane hob die Hände, wie um sie abzuwehren. „Komm mir nicht zu nahe, Lilly. Ich hatte gedacht, ich könnte es ignorieren, aber ich habe mir was gefangen. Ich fühle mich scheußlich.“
Stirnrunzelnd ging sie zwei Schritte auf ihn zu. Sein hübsches Gesicht war zu einer Grimasse verzogen, die Stirn gefurcht. „Was um Himmels willen ist mit dir?“
„Mit Kopfschmerzen und einem Kratzen im Hals hat es angefangen. Ich habe geglaubt, mit zwei Aspirin und etwas Gurgeln käme ich dagegen an, doch auf dem Weg hierher ist es viel schlimmer geworden. Es hat mich wie ein ganzer Sack voller Steine getroffen. Es fühlt sich an, als hätte ich messerscharfe Rasierklingen im Hals, meine Nase ist verstopft und in meinem Kopf hämmert es wie verrückt, ich muss ständig husten und mein ganzer Körper tut weh. Ich glaube, ich habe Fieber.“
„Oh, Dane, leg dich aufs Sofa. Zieh die Schuhe aus. Ich mach dir eine kräftige Brühe, einen grünen Tee und gebe dir eine ordentliche Dosis Anti…“
„Ich muss nach Hause, Liebes. Ich brauche mein Bett und will dich auch nicht anstecken. Das könnte die Grippe sein.“
„Das Risiko nehme ich auf mich, Dane. Ich habe eine gute Konstitution und werde nie krank. Lass mich etwas für dich tun.“
„Dann klopf lieber auf Holz. Es könnte dieser schreckliche Virus sein, der gerade im Umlauf ist. Ich ruf dich morgen an.“
„Oh Dane, ich muss wirklich unbedingt mit dir …“ Was denn? Ihm noch mehr davon erzählen, wie verschossen sie in Clay war? Nachdem Dane ihr schon hundertmal gesagt hatte, sie solle einen Schritt weitergehen? Inzwischen konnte er es wahrscheinlich schon nicht mehr hören.
„Nächste Woche oder am nächsten Wochenende unternehmen wir was. Boah! Ich muss ins Bett …“
„Es tut mir so leid für dich, Dane.“
Er nickte, blies einen Kuss in die Luft und verließ ihr kleines Haus. Die Fliegentür fiel hinter ihm zu, als sie noch in der offenen Haustür stand.
„Mist“, sagte sie laut und schaute ihm nach.
Für den Abend mit Dane hatte sie sich richtig in Schale geschmissen. Sie trug eine zimtfarbene Seidenbluse, dazu einen beigen Hosenrock, einen goldenen Gürtel, flache Schuhe …
doch der Abend war gelaufen. Also marschierte sie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ihre Sachen warf sie auf den Stuhl, der in einer Ecke stand, und schlüpfte in ein paar bequeme Yogasachen.
Zurück im Wohnzimmer, setzte sie sich auf den Boden und durchsuchte ihre CDs. Das Wetter in diesem Frühherbst war so schön, dass sie die Abendbrise genoss, die sie durchs Fliegengitter erreichte. Sie legte Musik auf, drehte sie wirklich laut auf und ging in die Küche, um sich nach etwas Essbarem umzuschauen. Sie fand ein wenig Gemüse und Käse und beschloss, sich einen schönen großen Salat zuzubereiten, dazu ein Vollkornmakkaroni-Käse-Gericht mit etwas Tomatenpüree und schwarzen Oliven. Nachdem das Nudelwasser auf dem Feuer stand, das Gemüse teilweise geschnitten war
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