Das Glück wartet in Virgin River
sagte die Frau und reichte Kelly die Hand. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Sind Sie wegen der Haushaltsauflösung nach Virgin River gekommen?“
„Nein, eigentlich bin ich mit meiner Schwester und zwei Freundinnen nur hier, weil wir noch ein bis zwei Tage die Berge genießen wollen, bevor wir wieder in die Stadt zurückfahren. Ich komm aus San Francisco, wo ich als Köchin arbeite. Undwir beide, Ihr Mann und ich, haben uns über nichts anderes als Essen unterhalten. Er hat sogar angeboten, seine Küche zu öffnen, um uns von seinem besten Chili und einer Forelle kosten zu lassen.“
Paige lachte und in ihren Augen glitzerte es. „John gibt immer gern mit seinen Kochkünsten an. Hopes Küche wird Sie beeindrucken. Das heißt, warten Sie, bis Sie erst das ganze Haus gesehen haben…“
„Also … diese verstorbene Frau, war sie eine Einsiedlerin?“
„Nein, überhaupt nicht“, sagte Paige und ging ihr auf der Verandatreppe voraus. „Sie war ständig überall, hat sich in alles eingemischt und auf den ganzen Ort aufgepasst. Fast jeden Abend kam sie in die Bar, um ihren Jack Daniels bei einer Zigarette zu genießen. Aber ihre Geheimnisse hatte sie auf jeden Fall, denn in Virgin River ist uns noch niemand begegnet, der einmal ihr Haus betreten hätte, obwohl sie immer an allen Ereignissen oder Zusammenkünften im Dorf teilgenommen hat. Einige Bewohner sind aber zumindest mal bis in ihren Garten oder auf ihre Veranda vorgedrungen. Hope hat wie eine Verrückte in diesem Garten gearbeitet und sich ständig über die Kaninchen und Rehe beklagt, aber das meiste Gemüse hat sie dann verschenkt.“
Während Paige erzählte, folgte Kelly ihr durch das Haus zur Rückseite, und schließlich gelangten sie in eine enorm große Küche. Die Armaturen waren alt, aber eindeutig für ein Herrenhaus gemacht, nicht für das Haus einer einzigen Bewohnerin. Mittendrin stand ein großer Arbeitstisch, der mit einem Schild „Nicht zu Verkaufen!“ versehen war. Die Küche war mit zwei Spülbecken ausgestattet, einem Sechsflammenherd, zwei Backöfen, zwei Kühlschränken und einer großen begehbaren Vorratskammer. Kelly entdeckte auch eine Treppe, die in einen Keller führte. „Was gibt es da unten?“, fragte sie.
„Dort gab es Mäuse und Konservendosen, die vor vierzig Jahren ihr Haltbarkeitsdatum überschritten hatten“, antwortete Paige. „Es ist ein Keller, der weitgehend nicht ausgebaut wurde und noch einen Lehmboden hat. Das Haus entstand, lange bevor die Leute an Partykeller dachten.“
Die Küche war aufgeteilt in den Kochbereich auf der einen Seite und den Essbereich auf der anderen. Dort befand sich auch ein großer gemauerter Kamin. Allerdings fehlten die Möbel.
„Es scheint, dass Hope hier gewohnt hat. Hier stand ein großer alter Sessel mit Fußschemel, auf dem zwei Patchworkdecken lagen. Von ihrem Platz aus konnte sie in den Garten und die Berge sehen, die sich drüben hinter ihrem Grundstück erheben. Jeder, der sie besuchen kam, wurde auf der einen oder anderen Veranda empfangen. Wie es aussieht, hat sie sogar ihr Holz selbst gehackt. Hier standen ein Schreibtisch, ein Computer, ihre Ordner und ein Fernseher. John hat den Computer mit nach Hause genommen, um festzustellen, ob er darin noch etwas finden kann, was Jack wissen sollte. Verwandte zum Beispiel oder Wohltätigkeitsorganisationen, die sie unterstützt hat, Konten oder Urkunden, die wir nicht gefunden haben. Solche Sachen halt.“ Paige öffnete eine Tür, die von der Küche in einen Raum führte, der seinerzeit das Schlafzimmer der Küchenmägde gewesen sein dürfte. „Obwohl es in diesem alten Haus ungefähr sieben Schlafzimmer gibt, hat Hope in der Küche gelebt.“
„Das würde mir auch passieren“, sagte Kelly ein wenig geistesabwesend. Sie drehte sich um und lächelte Paige an. „Ich schlafe fast jede Nacht in meinem Sessel ein. Ich meine, jeden Morgen, denn ich arbeite bis drei oder vier Uhr in der Früh. Dann fahre ich nach Hause, stelle den Fernseher an, der zu dieser Zeit gewöhnlich nur Dauerwerbesendungen bringt, und schon bin ich weg. Dann wache ich kurz vor Mittag auf und fange wieder von vorne an. Mein Bett bekommt mich nicht oft zu sehen.“
„Aber natürlich haben Sie auch freie Tage“, meinte Paige.
„Ja natürlich“, sagte Kelly, weil sie wusste, dass sie das sagen musste. Aber in Wirklichkeit war es nicht so. Das Restaurant hatte an sieben Tagen in der Woche geöffnet, und auch wenn es vernünftig gewesen wäre,
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