Das Glück wartet in Virgin River
sich montags und dienstags freizunehmen, gab es da ein Thema mit Zuständigkeiten, und sie wollte ihr Terrain schützen. Sie war Senior Souschef, und das war eine politische Position; einige Köche in der Reihe, die unter ihrarbeiteten, hätten keine Sekunde gezögert, ihr die Kehle durchzuschneiden, um ihre Stelle einzunehmen. Und der Küchenchef Durant hätte ihnen das Messer dazu gereicht.
Und zum millionsten Male sagte sie sich, ich liebe dieses Leben, weil ich meine Arbeit liebe, und wenn ich durchhalte, werde ich eines Tages der Durant in der Küche sein, und wenn das meine Küche ist, wird es dort vernünftig zugehen.
In diesem Moment schaute sie zufällig durch das Küchenfenster und sah etwas, das sie als den Kopf ihrer Schwester identifizierte. Jillian saß auf der Gartenveranda.
„Haben Sie schon meine Schwester Jillian kennengelernt?“, fragte sie Paige.
„Ich glaube nicht.“
„Kommen Sie mit“, sagte Kelly und ging ihr durch die Hintertür voran.
Draußen fanden sie Jillian in einem alten Holzstuhl neben einem rostigen Metalltisch, wo sie verträumt in den Hinterhof blickte, der bis zur Baumgrenze hinaufreichte, ungefähr so groß war wie ein Footballfeld und größtenteils als Garten angelegt war.
„Hey“, sprach Kelly sie an. „Was machst du hier?“
Jillian bedachte ihre Schwester mit einem sentimentalen Blick aus runden Augen und sagte: „Die Frau, die hier gelebt hat, ist in diesem Stuhl gestorben.“
Paige stand direkt hinter Kelly und wippte ihre kleine Tochter Dana auf der Hüfte. „Hm, ja, das stimmt. Sie hat viel Zeit auf der einen oder anderen Veranda verbracht, wenn es das Wetter erlaubte. Der Tisch und der Stuhl sind in einem schrecklichen Zustand. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die haben will. Deshalb werden wir sie auf den Müll werfen, wenn der Verkauf hier vorbei ist.“
„Ihre Melonen und Kürbisse sind fast reif“, stellte Jillian fest und erhob sich.
„Die werden wir ernten, wenn es so weit ist. Hope hat sie immer gern verschenkt. Ich bin Paige“, stellte sie sich vor und reichte Jillian die Hand.
„Jillian. Schön, Sie kennenzulernen. Also … war sie sehr einsam? Ich meine die Frau, die hier gewohnt hat?“
Paige schüttelte den Kopf. „Sie war immer ziemlich beschäftigt. Stundenlang hat sie vor dem Computer gesessen oder hing am Telefon, um irgendwelche Geschäfte abzuwickeln. Sie hat die Kirche im Dorf erst gekauft und dann wieder verkauft, sie hat unsere Hebamme und den Polizisten engagiert, und auch wenn anscheinend niemand viel über sie wusste, sie hat jeden gekannt. Vielen Ranchern und Farmern hat sie Land überlassen, das sie geerbt hatte und mit dem sie selbst nichts anfangen konnte.“
„Das ist ein verdammt großer Garten da draußen“, bemerkte Jillian und deutete mit einer Handbewegung den Umfang des großen Grundstücks hinter dem Haus an.
Paige lachte. „Allerdings. Sie war ganz verrückt mit ihrem Garten und konnte sich total über die Kaninchen und Rehe aufregen. Dann kam sie immer in die Bar und verkündete Jack, dass sie jetzt anfangen würde, auf sie zu schießen. Anschließend könnten sie in der Bar verarbeitet werden. Jack hat ihr dann jedes Mal erklärt, dass er kein illegal erlegtes Wild annehmen würde. Sie liebte ihren Garten und auch ein paar andere Dinge wie regionale Kunst, die sie gesammelt hat. Es steckte so viel in ihr, wovon wir alle nichts wussten, bis sie tot war. Aber ich glaube, das war genau ihre Absicht.“ Paige lächelte. „Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass sie sich vollkommen darüber im Klaren war, die exzentrischste Person im ganzen Ort zu sein, und das hat ihr gefallen.“
„Sie glauben also, dass sie sich absichtlich so geheimnisvoll gegeben hat?“, fragte Jillian.
„Vielleicht“, antwortete Paige. „Aber hauptsächlich war sie eine vollkommen unsentimentale nörglerische alte Frau, die immer versucht hat, die Tatsache zu verbergen, dass sie ein großes weiches gutes Herz in der Brust hatte. Wir haben ein paar alte Fotos von ihr gefunden. Sie hatte ihren Mann verloren, als sie in ihren Dreißigern war, eine attraktive, wohlhabende Frau. Es ist ein Wunder, dass sie nie wieder geheiratet hat.“
„Mama“, sagte die kleine Dana und klopfte Paige aufs Haar. „Mama! Töpfchen!“
„Gutes Mädchen!“, lobte Paige sie. „Entschuldigen Sie uns bitte, wir üben noch.“
„Unbedingt“, sagte Jillian.
Nachdem Paige sich verabschiedet hatte, um mit ihrem kleinen Mädchen
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