Das glückliche Ende der Welt.
auch einverstanden ist, dann kann sich ja gar nix fehlen.«
»Ich freu mich schon drauf«, versicherte er, »das ist gerade was für mich. Bin gern im Wald, hab dann net weit zur Arbeit, Wirtshaus brauch ich keines, und auf die Leute im Dorf kann ich auch verzichten.«
Die verpechte Arbeitskleidung legte er ab und zog einen abgetragenen Sonntagsanzug an. Er hatte es eilig. Über einen Wiesensteig stelzte er dem Ort zu, und die lautvolle und webende Maiennacht beflügelte ihn. Am unteren Ende des Dorfes hatte sich der Holzhauer Sterl ein altes Haus gekauft und es herrichten lassen. Der Ambros betrat es mit einem Hochgefühl, als käme er nicht als der nichtshabende Holzhauer zum Hochzeitausmachen, sondern als ein Mann, hinter dem Haus und Hof stand und der seiner Zukünftigen etwas zu bieten hatte.
Eigentlich würde ja dieses Haus hier auch später einmal an ihn fallen, den Schwiegersohn, weil die Karolina nur noch das einzige Kind des Sterl war, nachdem der Sohn im Kriege blieb. Mit der Karolina, mit der er schon vor dem Krieg angebandelt und ihr auch fleißig Feldpostbriefe geschrieben hatte, hatte er es also ganz gut getroffen.
Überraschen konnte er sie nicht mehr, das merkte er schon, als er in die Stube trat, denn sichtlich hatten Vater und Mutter Sterl eben mit ihrer Tochter von ihm gesprochen, und der Sterl wußte ja schon, wer der neue Inwohner von einem der Gschwendhäuser sein würde.
»Wissen tut ihr es schon«, fiel er also gleich mit der Türe ins Haus, »jetzt wird es zum Heiraten, wenn alles stimmt und wenn die Lina damit einverstanden ist. Was meinst du dazu?« Er wollte damit beginnen, das herrliche Leben in der Waldeinsamkeit auf fast tausend Meter Höhe auszumalen, aber die Lina fuhr ihm lachend dazwischen:
»Da brauchst du mir nix zu erzählen, ich bin ja da droben aufgewachsen. Oh, ist das eine schöne Zeit gewesen, und gern geh ich wieder hinauf!«
Sie war ein schlankes, fast schmächtiges blondes Mädchen mit einem runden und gesunden Gesicht und einem kräftigen, von Sommersprossen besetzten Stupsnäschen, das gerne lachte, aber weniger gerne redete, geradeso, wie sie halt die Waldeinschicht auf der Gschwend gemacht hatte.
»Für einen Holzhauer gibt es nix Schöneres, als so nah bei der Arbeit zu hausen. Zwei Geißen könnt ihr euch leicht halten, das Brennholz habt ihr vor der Tür, und wenn einer net dumm ist, dann gibt es noch ein paar Möglichkeiten, wo man sich billiger lebt und so —« Der alte Sterl kniff ein Auge zu. Sein gegerbtes, faltiges Gesicht mit dem hängenden Schnurrbart spiegelte alle Waldgeheimnisse wider.
»Fehlt sich nix, Schwiegervater, ich bin kein Dummer! Die Hauptsache ist, daß die Lina mitgeht! Ich versteh gar net, warum sich sonst keiner gemeldet hat für die Gschwend, die andern werden mich und den Kaspar wohl für närrisch halten.«
Und während beim Sterl noch viel über die Hochzeit, die man ganz schlicht feiern wollte, gesprochen wurde, drückte sich der Kaspar Thums bänglich und wie ein Schuldbewußter in die Küche des Reibenwirtes, um mit der Resl zu reden. Verlegen begann er:
»Also, daß ich dir sag, es pressiert mit dem Heiraten, und die Wohnung haben wir schon.« Die Resl, der man die verblühte Jugend schon anmerkte, klapperte mit den Töpfen und bemerkte nur
bissig:»0 du Gimpel! Wo wirst du eine Wohnung hernehmen, wo es überhaupt keine gibt! Ausgerechnet du?«
»Du wirst staunen, ein ganzes Haus! Und drei Jahre wohnungsgeldfrei!«
»Du spinnst ja!«
Soweit er die Resl kannte, war das Gespräch bis jetzt ganz gut verlaufen, und in der Meinung, daß jetzt der Zeitpunkt günstig sei, mit der Wahrheit herauszurücken, sagte er mit einem gewinnenden Lächeln:
»Wir werden heiraten und auf die Gschwend ziehen.«
Da wandte sie sich vom Ofen ab und starrte ihn verblüfft an:
»Jetzt spinnst du aber wirklich. Fallt dir nix Dümmeres ein?«
»Ist denn das was Dummes?« fragte er bescheiden.
»Ja, glaubst du denn, ich geh in die Gschwend hinauf, wo die Fuchsen und die Hasen sich gute Nacht wünschen? Da kann ich mich ja gleich lebendig eingraben lassen!«
»Wunderbar ist es da droben! Geißen können wir uns halten und haben ein Haus für uns. Holzfrei sind wir auch.«
Und im Winter friert uns das Maul zu, und kein Elektrisch und weit und breit kein Mensch! Wer hat dir denn diesen Blödsinn eingeredet?«
»Der Ambros hat halt schon zugesagt.«
Sie lief rot an: »Das hab ich mir denkt, daß dieser Spitzbub dahintersteckt! Aber da wird
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