Das Gluecksarmband
damit sein?»
«Siehst du das? Hier hinten steht was.»
«Stimmt.» Die Gravur bestand aus einer Reihe von Buchstaben und Ziffern. «Ich hab aber keine Ahnung, was das bedeutet.»
«Hast du es mal gegoogelt?»
«Was?» Molly sah ihren Sohn an. Sie kam sich einigermaßen blöd vor. «Nein. Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen.»
Danny verdrehte in gespieltem Unglauben die Augen. «Mensch Mom! Das hättest du doch gleich als Erstes versuchen können … Komm, wir gucken mal.» Er schnappte sich Mollys Laptop und hockte sich damit auf ihre Bettkante. «Kannst du mir vorlesen, was da steht?»
Sie diktierte ihm die Buchstaben- und Zahlenfolge. Mit flinken, geübten Fingern tippte Danny die Informationen ein. Molly setzte sich neben ihren Sohn und schaute ihm neugierig bei seinen Zauberkünsten zu.
«Na, was kommt da?»
«Hm, ich weiß nicht, ob uns das weiterhilft. Ein paar Treffer für Bücher, Telefonnummern von Büchereien und noch ein paar andere Sachen …»
Molly sah sich an, was die Suche ergeben hatte. Ja, anscheinend war es bloß eine Menge unbrauchbares Zeug. Ihr kam ein Gedanke. «Vielleicht ist es ja ein Datum oder eine Adresse? Und weil wir ja wissen, dass dieses Armband höchstwahrscheinlich in New York zu Hause ist, könntest du New York zu den Suchbegriffen hinzufügen. Vielleicht ist es eine Art Postleitzahl oder so was.»
Offenbar hielt ihr Sohn diesen Vorschlag auch für vernünftig, denn er sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. «Wer bist du, und was hast du mit meiner Mutter gemacht?»
Molly tippte ihm auf den Hinterkopf. «Schluss mit den klugen Sprüchen.»
Danny gab «New York» ein.
«Aha», sagte er einen Moment später. «Mom, vielleicht hast du da eine Spur gefunden.»
«Wieso?» Molly schaute auf den Bildschirm. Die neue Suche hatte eine Liste von Websites ergeben, die auf einen Künstler namens Gennaro del Vecchio hindeuteten. Er besaß eine Galerie in Manhattan, an der West Twenty-Fifth Street.
«Glaubst du, das hat was zu bedeuten, Mom?»
«Könnte sein.» Molly schöpfte wieder Hoffnung. «Ist die Hausnummer von der Galerie vielleicht einhundertsechsundachtzig?», fragte sie, denn diese Ziffern standen als Block am Ende der Gravur. Danny schaute nach und schüttelte den Kopf.
«Fährst du trotzdem hin?», fragt ihr Sohn neugierig, «zu der Galerie?»
«Ja, das ist meine nächste Station, oder was meinst du? Vielleicht kann dieser Gennaro mir irgendwas sagen.»
«Und vielleicht sollte ich weiter im Internet suchen», bot Danny an. Immerhin konnte es ja sein, dass seine Mutter vor lauter Freude über diese neue Entdeckung seine Schlafenszeit ein bisschen hinausschob.
Molly war so mit dem kleinen Anhänger beschäftigt, dass sie Dannys letzten Vorschlag kaum hörte. Sie nickte abwesend. «Ja, gute Idee, das wäre schön … Halt, warte mal», rief sie, plötzlich aus ihren Gedanken auftauchend. «Du denkst wohl, versuchen kostet nichts, was? Morgen ist Schule, mein Herr, also ab ins Bett. Sofort.» Sie schmunzelte über den Trick ihres Sohnes.
«Ohhh, Mom –»
«Nix ohhh, Mom. Schlafenszeit. Es sind nur noch ein paar Tage bis zu den Ferien. Dann kannst du für mich den Watson spielen, so viel du willst.»
«Oder du spielst den Watson, und ich bin Sherlock Holmes. Denk dran, wer auf die Idee mit dem Googeln gekommen ist.»
Lachend trottete Danny in sein Zimmer, während seine Mutter zustimmend nickte. Er hatte recht, es war sein Verdienst, dass sie jetzt wieder eine heiße Spur hatten.
10
A m Montagmorgen betrat Greg mit seiner Mappe unter dem Arm das Gebäude der
New York Times.
Er fühlte sich großartig. Während er mit dem Fahrstuhl zu Billys Büro hinauffuhr, wurde ihm bewusst, dass er gar keinen Plan hatte. Er hatte keinen Vortrag vorbereitet und auch kein Frage-und-Antwort-Spiel mit sich selbst vor dem Badezimmerspiegel veranstaltet. Er würde einfach da reingehen und dem Bildredakteur zeigen, was er mitgebracht hatte und was er konnte.
Das Stockwerk der Bildredaktion war fast genauso aufgeteilt wie das von Rob, nur dass der Chef nicht nur einen Platz im Großraumbüro hatte, sondern auch noch ein eigenes Büro. Nachdem Billy ihn persönlich in sein Büro geführt hatte, blieb Greg staunend stehen. Alle Wände waren von oben bis unten mit Fotos bedeckt. So gut wie alle New Yorker Bürgermeister seit den 1970 er Jahren waren vertreten, außerdem einige Präsidenten sowie Aufnahmen von allen nur erdenklichen Ecken und Winkeln der
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