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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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Stadt.
    Plötzlich wäre Greg mit seiner Mappe am liebsten schleunigst wieder verschwunden. Doch bevor er das konnte, bat Billy ihn mit einer Handbewegung, sich zu setzen. Er kam dieser Aufforderung nach, doch seine Knöchel waren weiß, so krampfhaft umklammerte er seine lederne Mappe.
    Während die Wände mit Fotos zugepflastert waren, war Billys Schreibtisch bis auf ein Telefon komplett leer. Er bestand aus einer langen, breiten Glasplatte mit einer Lampe darunter, damit man Negative und Fotos von unten beleuchten konnte.
    «So, was haben Sie da mitgebracht?» Billy kam sofort zur Sache. Er streckte die Hände nach Gregs Mappe aus. Als Greg zögerte, kratzte der Bildredakteur sich am Ohr und lachte leise. «Nur zu, so schlecht können die Sachen nicht sein. Schließlich sind Sie hier, oder?»
    Zögernd reichte Greg ihm seine Werke. Er hielt den Atem an, als Billy die Bänder löste, die Mappe auf den Schreibtisch legte und sie aufschlug.
    Billy setzte sich und betrachtete in aller Ruhe die Fotos, eins nach dem anderen. Manche drehte er um, um das Datum und die Beschriftung zu lesen, andere legte er zur Seite auf einen Stapel, um sie sich noch einmal anzusehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit räusperte Greg sich.
    Billy betrachtete gerade einen der Schnappschüsse, die Greg bei seiner Streifenfahrt mit der Polizei in Queens gemacht hatte. «Kann ich Ihnen ein Glas Wasser holen?»
    «Äh, nein, alles gut», brachte Greg hervor. «Es ist bloß, öh … Sie stellen mir gar keine Fragen.»
    «Das sollte auch nicht nötig sein.» Billy legte das Foto auf den Schreibtisch. «Ihre Arbeiten müssen mir alles sagen, was ich wissen will. Ich suche ja einen Fotografen, keinen Texter.»
    Greg nickte. «Stimmt.»
    «Und die Sachen hier sind gut, richtig gut.»
    Erleichterung durchströmte Greg. Es war ein Gefühl, als hätte seine Mutter ihn in die Arme genommen.
    Billy klappte die Mappe zu und lehnte sich zurück. «Gut, und jetzt kommen meine Fragen … Haben Sie schon mal eine Faust ins Gesicht gekriegt?»
    Erschrocken schaute Greg ihn an. Billys Miene machte deutlich, dass er seine Frage ernst meinte.
    «Na ja, einmal, während meines Studiums, bei einer Prügelei in einer Kneipe.»
    «Schön. Und hat schon mal jemand versucht, Sie mit dem Auto zu überfahren?»
    Verdutzt schüttelte Greg den Kopf.
    «Schon mal mitten in einer Schießerei gewesen?»
    Wieder schüttelte Greg den Kopf. Er bewarb sich hier doch als Fotograf bei einer Zeitung, nicht als Soldat bei den Marines, oder?
    «Meine Frage ist –» Billy stand auf und hockte sich auf die Schreibtischkante – «wenn ich Sie anrufe und sage ‹Da sind Unruhen in der City, und die Polizei setzt Tränengas ein› – fahren Sie dann los?»
    «Klar.» Greg nickte, aber er musste schlucken.
    «Ich meine, Sie dürfen keine Angst haben, sich mitten ins Getümmel zu stürzen, und es besteht die Möglichkeit, dass Sie verletzt werden. Sie bekommen natürlich eine Pressemarke, aber wenn es hart auf hart kommt, guckt niemand danach, ist Ihnen das klar?»
    Greg nickte wieder. «Ich verstehe», sagte er. «Das kann ich. Ich habe keine Angst.»
    «Gut, denn zerstörte Ausrüstung kann ich Ihnen ersetzen, aber für ausgeschlagene Zähne müssen Sie selbst aufkommen.»
    Greg spürte, wie seine Schultern sich entspannten. Er lächelte ein wenig. «Das ist in Ordnung.»
    Billy streckte die Hand aus. «Okay, dann sind Sie hiermit freier Mitarbeiter auf Probe.»
    «Wirklich?» Greg nahm Billys Hand und schüttelte sie kräftig. «Und das ist alles?»
    «Nein, nein, schön wär’s. Jetzt kommt der rechtliche Kram … Sie müssen Formulare ausfüllen und so. In erster Linie geht es darum, dass Sie uns nicht verklagen, wenn Sie Ihre Zähne verlieren –» Billy klopfte auf Gregs Mappe, während er sie ihm zurückgab – «und dass alle Aufnahmen, die Sie in unserem Auftrag machen, der
New York Times
gehören.» Er lächelte Greg breit an. «Die Rechtsabteilung und die Personalabteilung werden auf Sie zukommen und Sie bitten, den ganzen Mist auszufüllen. Aber jetzt lassen Sie mich mal überlegen, was ich mit Ihnen anstelle.» Er lehnte sich gegen den Schreibtisch und schloss die Augen. «Bald ist ja Weihnachten, und einer meiner Festangestellten jammert, dass er Urlaub haben will, also können Sie ihn vertreten.» Billy hielt die Augen geschlossen, und Greg fragte sich, ob er wohl alles wie in einem Ordner im Kopf hatte. «In Farbe, versteht sich – Aufnahmen von den Orten, wo die

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