Das Gluecksarmband
Sie selbst würde nie an erster Stelle stehen. Und ihr gemeinsames Kind auch nicht.
Sie war wie betäubt.
«Und jetzt?», fragte sie, obwohl sie die Antwort schon wusste.
Nick holte tief Luft. «Ich hab es doch schon gesagt. Und eigentlich wollte ich es nicht noch mal sagen. Ich will kein Kind.»
«Und wenn ich es aber will?», fragte Molly. «Nimmst du deine Einladung ins Silicon Valley dann zurück?»
Nach einer winzigen Pause kam Nicks Antwort. «Es tut mir leid», sagte er.
Am nächsten Tag, nachdem sie die Nacht im Gästezimmer verbracht hatte, zog Molly aus Nicks Wohnung aus. Es tat ihr nicht leid, dass sie ging, und anscheinend tat es auch Nick nicht leid, sie gehen zu lassen. Die wenigen Dinge, die sie nicht eingelagert hatte, nahm sie mit zu ihrer Mutter. Eileen hatte sie eingeladen, bei ihr in Queens unterzuschlüpfen, bis ihre eigene Wohnung frei wurde und sie dort wieder einziehen konnte.
Obwohl das alles ein Schock für Molly war, blieb sie bei ihrem Entschluss. Noch nie im Leben hatte sie sich etwas so sehr gewünscht wie dieses Baby, das war ihr klar. Sie überlegte, ob es überhaupt möglich war, dass sie es jetzt schon liebte, diese kleine Zellkugel, aber sie liebte es tatsächlich, von ganzem Herzen und mit jeder Faser ihres Wesens. Sie wusste einfach, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Sie streichelte ihren Bauch, verjagte Nick aus ihren Gedanken und dachte an den Weg, der vor ihr lag. Sie würden nur zu zweit sein, und trotz allem musste sie lächeln. Molly hatte sich nie vorgestellt, dass sie einmal allein ein Kind großziehen würde, aber sie hatte keine Angst davor, sondern fühlte sich eher emanzipiert. Und während sie so in ihrem alten Viertel in Queens durch die Straßen schlenderte, kam sie an einem Schmuckgeschäft vorbei.
Am liebsten hätte sie laut gelacht, als sie den winzigen Laden betrat, denn ihr Blick war sofort auf den einzigen Anhänger in der Vitrine gefallen, der mit Babys zu tun hatte. Es war ein winziger Storch mit einem Bündel im Schnabel. Ohne zu überlegen zog sie ihre Kreditkarte heraus. Das hier war ein Meilenstein in ihrem Leben, der mit einem Anhänger gefeiert werden musste.
Mein kleines Bündel, dachte sie liebevoll, als sie den Storch an ihrem Glücksarmband betrachtete. Und während sie mutig weiterging und an die Zukunft dachte, ließ sie ihr Armband fröhlich klimpern.
23
G enau in dem Moment, als das Taxi vor dem
21 Club
an der West Fifty-Second Street hielt, summte das iPhone in Karen Bennets Schoß. Sie schluckte, als sie auf das Display schaute, und atmete einmal tief durch.
«Hey, Greg, wie geht’s?», fragte sie unbefangen, als sie den Anruf annahm. Der Taxifahrer drehte sich um, wollte etwas sagen, aber Karen hob rasch die Hand und hieß ihn schweigen. Dass er unabsichtlich verriet, wo sie sich gerade befand oder was sie vorhatte, konnte sie jetzt nicht gebrauchen.
«Hi, Schatz. Hab gerade deine Nachricht abgehört, dass es heute Abend spät werden kann. Kein Problem. Du gehst mit einem neuen Geschäftspartner essen?»
«Eigentlich mit einem potenziellen Geschäftspartner. Bradley hat mich gebeten, ihm das abzunehmen», erklärte Karen. Und Bradley war schließlich ihr Chef.
«Na, dann viel Erfolg. Mach dir meinetwegen keine Gedanken. Ich glaube, ich bestelle mir einfach eine Pizza und schaffe noch ein bisschen was weg.»
Fast hätte Karen die Augen verdreht, aber sie nahm sich zusammen. Klar, es war nicht gerade nett von ihr, aber sie musste zugeben, dass sie diese ganze Pizza-Bestellerei ziemlich satt hatte. Doch bei ihnen zu Hause schien das allmählich zur Regel zu werden.
«Klingt gut», antwortete sie. «Dann also bis nachher, ja?»
«Äh, eine Sache noch.» Am anderen Ende der Leitung räusperte Greg sich. «Passt es dir nach wie vor, dass wir morgen Abend im
Cipriani
essen gehen? Ich weiß, dass Dad sich sehr darauf freut. Er ist ja nicht oft weggewesen, seit …»
Karen überlegte. Ihr war zwar gerade nicht danach, glückliche Familie zu spielen, aber wenn sie an Gregs Vater dachte, tat ihr das Herz weh. Sie hatte ihn immer gemocht und wusste, dass die Sache mit Cristina ihn tief getroffen hatte.
«Ach ja, klar, natürlich.»
«Toll.» Sie konnte Greg durchs Telefon lächeln hören. «Also, schönen Abend dir, und viel Glück. Wenn jemand einen neuen Geschäftspartner an Land ziehen kann, dann bist du das.»
Als er das Gespräch mit Karen beendet hatte, wählte Greg erneut. Lächelnd wartete er
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