Das Gluecksarmband
«Einerseits nicht und andererseits doch. Das mit dem Schlittschuhlaufen war Nicks Idee gewesen, aber dann hat er einen Anruf gekriegt – ein Notfall mit seiner Freundin und dem Baby. Er musste schnell weg. Als Danny den Unfall hatte, war er nicht mehr da. Er weiß noch gar nichts davon.»
Molly wusste nicht recht, ob sie sauer auf Nick sein sollte, weil er schon so bald wieder abgehauen war, oder aber erleichtert, dass ihr nicht ein weiterer Streit bevorstand. Wenn tatsächlich etwas mit dem Baby war, konnte sie Nick ja wohl kaum einen Vorwurf machen. Sie hoffte bloß, dass alles gutgegangen war. Kopfschüttelnd sah sie Kate an. «Wahrscheinlich bin ich noch ganz gut dran. Ich muss mir ja nur um einen einzigen Jungen Gedanken machen. Wie war dieser Spruch noch? Wenn ich ein Mädchen hätte, müsste ich mir wegen aller Jungs auf der Welt Gedanken machen. Da ist mir eine Gehirnerschütterung doch lieber», sagte sie müde und nahm ihre Freundin in die Arme.
Dann kniete sie sich neben Dannys Liege. «Und du, Mister, du darfst mich nie wieder so erschrecken. Weißt du denn nicht, dass mein Herz es nicht verkraften würde, wenn dir etwas Schlimmes zustieße?»
Danny verzog das Gesicht. «Es tut mir leid, Mom. Nächstes Mal schalte ich vorher meinen Kopf ein.»
Einige Stunden später waren Molly und Danny in einem Zimmer in einem anderen Flügel des Krankenhauses untergebracht, und Danny schlief friedlich. Er war fix und fertig gewesen und hatte außerdem Schmerzmittel bekommen.
Molly jedoch suchte in ihrem Zustellbett immer noch nach einer bequemen Schlafposition, und es fiel ihr schwer, zur Ruhe zu kommen. Zu viele furchterregende Gedanken gingen ihr durch den Kopf, und die Vorstellung, dass Danny etwas Ernsthaftes zustoßen könnte, versetzte sie in Angst und Schrecken. Sie wälzte sich hin und her und erinnerte sich an all die anderen Situationen, in denen sie sich schon um das Wohlergehen ihres Kindes Sorgen gemacht hatte.
«Wer behauptet, dass es leicht ist, ein Kind zu haben, ist verrückt oder lügt», murmelte sie leise. Das hatte ihre Mutter gesagt, nachdem Molly ihr eröffnet hatte, dass sie ein Baby erwartete.
«Man macht sich andauernd Sorgen, immer», hatte Eileen damals gesagt. «Vom Säuglingsalter bis sie Teenager werden, und auch noch, wenn sie längst erwachsen sind. Das hört nie auf. Du wirst ja sehen.»
Molly schluckte und kämpfte mit den Tränen. Ihre Mutter hatte recht gehabt. Nein, eigentlich hatte ihre Mutter nur halb recht gehabt. Die Sorgen begannen nicht erst, wenn das Baby auf der Welt war, sondern schon lange vorher.
Manhattan, Februar 2001
Molly legte das weiße Plastikstäbchen auf die Marmorplatte, in die das Waschbecken eingelassen war, und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Erst vor zwei Monaten hatte Nick darauf bestanden, dieses freistehende Ungetüm mit den Löwenfüßen aufstellen zu lassen. Wenn es mit warmem Wasser und Schaum gefüllt war, tat es ihr normalerweise wohl, doch jetzt empfand sie den Rand als kühl. Es war, als würde er die ganze Kälte von draußen anziehen, von einem typischen Februartag in New York.
Sie schluckte schwer und starrte auf den Schwangerschaftstest. Es war ihr erster. Zum ersten Mal in ihrem Leben befürchtete sie, schwanger zu sein.
Ihre Periode war fünf Tage überfällig. Das war noch nie passiert.
Pünktlichkeit im Alltag war für Molly eine Herausforderung, aber ihre Regel war davon nie betroffen gewesen. In dieser Hinsicht hatte sie immer wie ein Uhrwerk funktioniert. Bis jetzt.
Der Gedanke, dass sie schwanger sein könnte, war ihr so neu, dass sie sich einfach nicht damit anfreunden konnte. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun würde, wenn der Test positiv ausfallen sollte.
Auch das war etwas, worüber sie noch nie mit Nick gesprochen hatte.
Klar, ihre Beziehung war gut. Und Molly lebte gern mit ihm zusammen. Im Vergleich zu ihrer kleinen Bude, die sie nun untervermietet hatte, war ihre gemeinsame Wohnung ein Palast. Wenn sie ein Kind haben wollten, war hier Platz genug.
Molly hatte immer gewusst, dass sie eines Tages Kinder haben wollte. Wie kam es also, dass sie in zwei Jahren Beziehung noch nie über das Thema gesprochen hatten?
Sie hielt sich durchaus nicht für unattraktiv, überhaupt nicht. Und sie war wirklich in Nick verliebt. Vielleicht hatte ein Gespräch über das Thema Kinder nie stattgefunden, weil einfach die richtige Gelegenheit dafür gefehlt hatte.
Sie redeten nie direkt darüber, wie sie sich ihren
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