Das Gluecksarmband
das einfach nicht sein. Als sei es biologisch unmöglich. Das Schweigen dauerte an, bis sie nach seinen Händen griff und sie schüttelte.
«Bitte sag doch was.»
«Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hatte so was eigentlich nicht geplant …»
«Ich auch nicht», erwiderte Molly. «Und ich bin genauso schockiert wie du. Aber … ich weiß, was ich möchte.»
Mit durchdringendem Blick sah er sie an. «Was denn?», fragte er zögernd.
«Ich will es behalten», antwortete sie mit einem schwachen Lächeln. «Ich möchte das Baby kriegen.»
Nick sagte nichts, entzog ihr aber seine Hände wieder. Sanft diesmal, als würde sie es dann vielleicht nicht bemerken. Er stand auf und ging zu der gläsernen Schiebetür, die hinaus auf die Terrasse führte. Er legte die Hände an das Glas und lehnte die Stirn gegen die kühle Scheibe. Molly wartete darauf, dass er etwas sagte. Ihr war, als müsste ihr vor lauter Spannung gleich das Herz aus der Brust springen.
Endlich brach sie selbst das Schweigen. «Und?», fragte sie. Ihre Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. «Was meinst du dazu?»
Immer noch Schweigen.
«Nick, bitte, ich verstehe das. Ich war zuerst auch total in Panik. Ich habe nicht damit gerechnet und es schon gar nicht geplant. Aber ich finde, wir sollten darüber sprechen.»
Es war ihr gar nicht recht, dass ihr Satz wie eine Bitte klang. Schließlich ging es doch nicht nur um sie. Nein, sie waren beide betroffen. Oder eigentlich alle drei.
Langsam wandte Nick sich ihr zu.
«Was soll ich denn sagen?», fragte er mit einem neuen Unterton in der Stimme.
Molly setzte sich im Schneidersitz aufs Bett und legte die Hände in den Schoß. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so klein gefühlt. «Ich glaube, ich möchte, dass du sagst, du liebst mich und wir kriegen das zusammen hin.»
Nick presste die Lippen zusammen. «Molly, ich will es nicht.»
Es war ein Gefühl, als hätte er sie geohrfeigt, und ihr stockte der Atem. «Was hast du gesagt?»
Diesmal kam Nicks Antwort sofort. «Ich habe gesagt, ich will das nicht.»
Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie streckte die Hände nach ihm aus. «Wie kannst du das sagen? Das sind doch wir beide – es ist unser Baby, unser Kind. Ich weiß, das macht Angst, und man muss es erst mal verdauen. Und ich weiß auch, dass wir nie darüber gesprochen haben. Aber vielleicht ist es gut …» Molly griff nach Nick. Sie hoffte, er würde sie in die Arme nehmen, ihr sagen, dass er sich geirrt hatte, dass es nur ein dummer Witz gewesen war, dass er ihr Baby auch haben wollte.
Doch nichts dergleichen. Er zog sich eher noch weiter zurück.
«Wir haben nie darüber gesprochen, weil es unwichtig ist. Ich will keine Kinder.»
Jetzt stürzten ihr die Tränen aus den Augen. «Aber du hast immer von der Zukunft gesprochen, dass wir zusammenbleiben und –»
«Molly», sagte Nick nüchtern, «ja, ich will mit dir zusammenbleiben. Aber ohne Kind.»
«Aber ich will das Kind haben», bettelte sie weinend. «Wie kannst du so grausam sein?»
Nick seufzte und kam wieder zu ihr herüber. «Baby, ich will doch nicht grausam sein. Aber das passt einfach nicht in meine Lebensplanung. In meine Zukunft.» Molly erstarrte. Sie hatte nur allzu deutlich gehört, dass er nicht «unsere» sondern «meine» Zukunft gesagt hatte. «Und wie schon gesagt, heute hat Yahoo die Firma gekauft.»
Sie hob die Hände. «Und was heißt das? Dass du jetzt mehr Geld kriegst?», fragte sie scharf. «Heißt es, dass du nicht mehr so viel arbeiten musst? Und wenn, warum können wir das Baby dann nicht bekommen?»
Nick schaute ihr in die Augen und erwiderte: «Weil ich umziehe, ins Silicon Valley. Sie haben mich sozusagen mitgekauft und mir eine feste Stelle angeboten. Und ich nehme das Angebot an.»
«Ins Silicon Valley? Aber ich hab gedacht, du liebst New York? Du hast immer gesagt, dass du hier leben willst. Und was heißt das, du ziehst um? Was ist mit mir?»
Er zuckte die Achseln und betrachtete sie kühl. Es war, als hätte er einen Schalter umgelegt. Nichts war mehr so wie früher. Als hätte ihre Beziehung sich innerhalb von fünf Minuten unwiderruflich verändert.
«Als ich vor ein paar Minuten zur Tür reinkam, wollte ich dich fragen, ob du mitkommst.»
Molly nickte. Allmählich wurde ihr der Ernst der Situation bewusst. Sie erkannte Nick, wie er wirklich war. In diesem Moment wurde ihr klar, was ihm wichtig war – nämlich seine Arbeit, sein Geld und seine Karriere.
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