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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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Stunde geschlossen.«
    Am Ende des Ganges sah Albert Mike Schulze. Er trug einen Pappkarton auf dem Arm, aus dem ein paar private Gegenstände herausragten. Heute war sein letzter offizieller Arbeitstag. Mike achtete nicht auf Albert, er achtete auf niemanden, schob nur langsam die Flurtür auf und schlich hinaus ins Treppenhaus.
    Es war niemand gekommen, um sich von ihm zu verabschieden.
    Albert sah ihm nach und fühlte sich, als ob ihm jemand in den Bauch geboxt hätte. Er hatte es zwischenzeitlich noch einmal bei Wehmeyer versucht, der aber war ihm gegenüber seltsam reserviert geblieben und hatte nicht die geringste Lust gehabt, ihm einen Gefallen zu tun.
    Zusammen mit Susanne lief er die Treppen hinab und erreichte die Kantine, die bis auf den letzten Platz belegt war. An der Essensausgabe hatte man ein kleines Podest errichtet, auf dem gerade Sommerfeldt stand und eine Rede zu seinem Ausstand hielt.
    »… daher scheide ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus meinem Amt. Ich werde Sie alle sehr vermissen und doch freue ich mich auf meinen neuen Lebensabschnitt. Ich möchte Ihnen nun meinen Nachfolger vorstellen: Markus Wittmann!«
    Sommerfeldt applaudierte und die gesamte Kantine tat es ihm nach.
    In der ersten Reihe stand ein relativ junger Mann auf und sprang dynamisch auf das Podest. Grinsend winkte er ins Publikum, doch wirkte sein Gruß nicht freundlich, sondern eher wie eine Drohung. Albert kannte Wittmann nicht, aber er erinnerte sich, dass Wehmeyer ihn einmal erwähnt hatte, und es war nicht schwer herauszuhören gewesen, dass er ihn verabscheute. Albert konnte ihn verstehen: Wittmann war kalt und glatt und ihn so in Siegerpose zu sehen, ließ ihm Schauer über den Rücken laufen. Wehmeyer saß ebenfalls in der ersten Reihe und blickte teilnahmslos auf den Boden vor dem Podest.
    Albert wandte sich ab, bevor Wittmann seine Dankesrede halten konnte: Es wartete noch viel Arbeit auf ihn. Er erreichte gerade seinen Flur und dachte noch, dass heute ein Tag der Abschiede war, der lauten und der leisen, als sich die Welt um ihn herum plötzlich zu drehen begann.
    Er verlor den Halt und fiel.
    Und fiel.
    Und fiel.
    Da war kein Boden, kein Aufprall, kein Schmerz, kein Ton. Er sah Susannes Gesicht über dem seinen. Die Angst in ihren Augen. Sie schrie, aber hören konnte er sie nicht.

60.
    Es war, als würde er nach langen Tauchphasen kurz an die Oberfläche kommen, nur um gleich wieder hinabzusinken, so wie Wale, die beharrlich die Meere nach Nahrung durchkreuzten.
    Er stieß an die Oberfläche und sah einen grauen Himmel und blaues Licht, das rhythmisch flackerte, sah Männer in weißer Tracht und roten Jacken, Susanne, die neben ihm stand und seine Hand hielt, spürte einen Ruck und war gleich darauf in einem Krankenwagen.
    Er tauchte wieder ab.
    Erwachte erneut, in einem Flur, dessen Oberlichter wie Straßenmarkierungen an ihm vorbeizogen, hörte endlich leise Geräusche: Schritte, leise Stimmen, klappernde Rollen. Dann Anna, die sich über ihn beugte und ihm einen Kuss gab: »Ich bleibe bei dir, hörst du?«
    Ihre Stimme flog davon.
    Schwarz.
    Mitten in der Nacht kam er zu sich und gewöhnte sich nur langsam an das gedämmte Licht der Intensivstation. Anna war bei ihm, genau wie sie es versprochen hatte. Sie saß eingesunken auf einem unbequemen Stuhl und schlief. Offenbar war es dem Personal nicht gelungen, sie aus dem Raum zu scheuchen.
    Neben ihm piepte in kleinen grünen Zacken sein Herzschlag auf einem Monitor, seine Armvenen schmerzten von Infusionen, die man ihm gelegt hatte. Es war nicht kalt, obwohl er mit nacktem Oberkörper dalag und nur eine dünne Decke bis zu seinem Bauch gezogen war.
    Da spürte er, wie jemand seine Hand griff: Anna. Sie setzte sich zu ihm aufs Bett und führte seine Handinnenfläche sanft über ihre Wangen und fragte leise: »Warum hast du mir denn nichts gesagt, Albert?«
    Albert schüttelte leicht den Kopf: »Du warst so glücklich.«
    An seinen Fingern rollten Tränen hinab.
    Keiner von beiden sagte etwas.
    Sein Herzschlag erfüllte leise den Raum, und es schien, als würden beide dem Geräusch nachhängen, das sie in regelmäßigen Abständen durch die Nacht brachte.
    Nach einer Weile legte sie sich vorsichtig neben ihn ins Bett. Ihr Atem wurde ruhig, sie rückte ganz nahe an ihn heran und war im Begriff einzuschlafen, als Albert ihr Ohr suchte und flüsterte: »Anna?«
    »Ja?«
    »Willst du mich heiraten?«
    Sie zog ihn noch näher zu sich heran und

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