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Das Götter-Opfer

Das Götter-Opfer

Titel: Das Götter-Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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berühmte Stromschlag.
    Zum erstenmal hatte ich direkt in ihre Augen schauen können. Da sah ich es.
    Sie waren golden!
    Goldene Pupillen, so wie es mir die unbekannte Anruferin vorausgesagt hatte. Das Treffen zwischen uns war schneller eingetreten, als ich es erwartet hatte. Sie schaute mich auch nicht länger an, sondern schloß die Augen sofort wieder, als wäre ihr Blick überhaupt nur ein Versehen gewesen.
    Aber ich wußte Bescheid und drängte mich jetzt vor. Wie ein normaler, etwas ungeduldiger Fahrgast reagierte ich, als ich mich an dem linken der Männer vorbeischob. Ich wollte zwischen sie und die Frau gelangen, um sie zu schützen.
    Ich spürte den Druck einer Schulter. Der Typ wollte nicht, daß ich noch vor ihnen ausstieg, aber der Zug machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    Er stoppte.
    Es war diese eine Sekunde, in der es schwerfiel, die Balance zu halten. Wir schwankten, die Tür öffnete sich und klaffte wie ein Maul auseinander.
    Vor mir stieg die Frau mit den goldenen Augen zuerst aus. Unter dem Hals hielt sie noch ihren Schal, als hätte sie Furcht davor, ihn zu verlieren. Mit einem sehr schnellen Schritt war sie draußen. Auch ich war schnell, den beiden Typen allerdings nicht schnell genug. Sie erwischten mich im Rücken und stießen mich vor, so daß ich leicht ins Stolpern geriet, aber gut auf dem Bahnsteig aufkam.
    Vor mir sah ich jetzt den Rücken der Frau. Gegen die beiden Häscher konnte sie keine Chance haben, trotzdem versuchte sie es. Mit langen Schritten eilte sie der Treppe entgegen, um so schnell wie möglich die Unterwelt hier zu verlassen.
    Für ihre Umgebung hatte sie keinen Blick. Sie wollte sich nur nicht ablenken lassen. Sie mußte weitergehen, es war wichtig für sie. Der lange Mantel behinderte sie etwas. Ich sah, wie sie schwankte, aber sie ließ das Ziel nicht außer acht. Rechts und links neben mir hörte ich das Keuchen der Typen. Sie wollten mich überholen, und diesmal war ich es, der sich bewußt ungeschickt bewegte. Das bekam der rechte zu spüren. Ich prallte gegen ihn, er kam aus dem Tritt und wäre beinahe ausgerutscht. Ich hörte ihn noch fluchen, aber der linke war bereits an mir vorbei. Er nahm jetzt keine Rücksicht mehr. Mit raumgreifenden Schritten verfolgte er das Opfer und kam ihm immer näher. Auch wenn ich jetzt startete, würde ich die Frau nicht mehr vor ihm erreichen können, und auch der zweite Kerl huschte an mir vorbei.
    Am Fuß der Treppe wurde die Frau gestellt. Sie hatte versucht, die Stufen hochzulaufen. Es war ihr nicht mehr gelungen. Der Mann zerrte sie zurück. Er sprach auf sie ein und wuchtete sie herum, daß sie mit dem Rücken gegen die Wand prallte.
    Sie stand dort, als hätte man sie angenagelt. Der breite Körper des Mannes schirmte sie gegen die Sicht der anderen Menschen ab, und dann war der zweite Typ auch da.
    Ich ebenfalls.
    Ich baute mich hinter den beiden Männern auf, die nicht mehr auf mich achteten. Für sie war einzig und allein die Frau wichtig, die sie gestellt hatten.
    Sie tat mir leid, denn sie stand geduckt auf der Stelle. Die Arme hielt sie halb erhoben, die Hände vor dem Gesicht gekreuzt, als wollte sie nicht angeschaut werden.
    Zugleich sprachen die beiden Männer auf sie ein. Ich spitzte die Ohren, weil ich eine fremde Sprache hörte. Sie mußte im arabischen Raum ihren Ursprung haben, doch das war jetzt nebensächlich. Ich ahnte, daß es hier eine Entführung geben sollte, und genau die wollte ich unter allen Umständen verhindern.
    »Lassen Sie die Frau in Ruhe!« Ich hatte nicht besonders laut gesprochen. Wir fielen auch nicht groß auf, da in dieser Station ziemlicher Betrieb herrschte, aber die Männer hatten mich gehört. Und sie wußten auch, daß ich dicht hinter ihnen stand.
    Einer von ihnen fuhr herum.
    Er war kein Europäer. Ich sah ihn aus der Nähe. Ein noch junges Gesicht mit kalten Augen. Der Bart auf der Oberlippe zeichnete sich als schwarzer Strich ab.
    »Geh weg!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nur mit ihr!«
    Im Moment war er unsicher. Er fragte seinen Kumpan mit zischender Stimme etwas. Der gab ihm eine Antwort, ohne die Frau aus den Augen zu lassen.
    Aber es kam anders. Ich hatte mich darauf eingestellt, angegriffen zu werden und war etwas zurückgegangen, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
    Da griff die Frau selbst ein.
    Mein Glück war, daß ich sie sehen konnte. Nicht nur den Körper, auch das Gesicht und damit die Augen.
    Ja, sie waren golden.
    Aber sie veränderten sich.
    Plötzlich

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