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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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macht das hier wirklich, wirklich schwer.“
    Wieder sah ich zu Henry hinüber, doch diesmal war sein Blick auf den Boden gerichtet.
    „Ich will, dass du mit jedem Mädchen, das du ermordet hast,Zeit verbringst“, erklärte ich leise. „Ich will, dass du sie kennenlernst. Dass du sie um ihrer selbst willen schätzen lernst. Ich will, dass du bei ihnen bleibst, bis du von jeder Einzelnen verstehst, warum sie wertvoll ist. Ich kann dich nicht zwingen, sie zu mögen, aber ich will, dass du lernst, sie zu respektieren und als Person zu schätzen. Und es darf nicht oberflächlich sein. Du musst es ernst meinen. Außerdem will ich, dass du dich bei ihnen entschuldigst.“
    Calliope starrte mich so hasserfüllt an, dass ich mich glück-lich schätzte, nicht augenblicklich tot umzufallen. Eine Göttin zu erzürnen war nicht unbedingt das Klügste, wenn ich noch eine Weile am Leben bleiben wollte. Doch ich vertraute auf Henry. Er würde dafür sorgen, dass sie mich nicht in ein Häuflein Asche verwandelte.
    „Wenn all das geschehen ist – und wenn sie dir verzeihen, was du ihnen angetan hast –, kannst du dein Leben weiterleben, oder was immer es ist, das du hast. Aber von heute an wirst du weder Henry noch mich je wiedersehen. Nicht weil ich dir wehtun will oder weil ich dich hasse. Das tue ich nicht. Wie gesagt, auf eine gewisse Weise verstehe ich, warum du es getan hast. Aber keiner von uns beiden wird dir je wieder vertrauen können.“
    Obwohl ich mir sicher war, dass ich gerecht geurteilt hatte, fühlte die Entscheidung sich grausam an. Sie liebte ihn. Bei dem Gedanken, Henry vielleicht nie wiedersehen zu können, zerriss es mich innerlich, und ich kannte ihn erst seit sechs Monaten. Wie hätte ich damit zufrieden sein können, sie für den Rest ihres ewigen Daseins von dem zu trennen, den sie liebte?
    „Und ich will, dass du weißt, dass ich ihn auch liebe“, fuhr ich leise fort. „Wenn … falls ich bestehe, werde ich ihn niemals so verletzen, wie Persephone es getan hat. Ich werde alles dafür tun, ihn glücklich zu machen. Das verspreche ich.“
    Ein langer Augenblick verstrich, bevor Calliope reagierte. Halb erwartete ich, sie würde schreien und heulen und mir vorwerfen, wie unfair ich sei, doch stattdessen nickte sie nur. In ihren Augen schimmerten Tränen. Aufrecht ging sie zurück zu ihrem Thron und setzte sich. Sie sah aus, als hätte ich ihr das Herz ausder Brust gerissen. Ich fühlte mich wie der grausamste Mensch auf Erden. Das Einzige, was mich davon abhielt, alles zurück-zunehmen, war der Schmerz in meinem Bauch, dort, wo sie mir das Messer in die Seite gerammt hatte.
    „Die Entscheidung ist gefallen“, ergriff Henry wieder das Wort. „Ich werde Kates Urteil durchsetzen, wie auch immer der Rat entscheidet.“
    „Ebenso wie ich“, fügte James leise hinzu. Mitleid durchzuckte mich, doch nichts, was ich sagen konnte, würde es besser machen. Nicht solange ich nicht einmal verstand, worum es über-haupt ging.
    Henry setzte sich wieder, und es dauerte einige Sekunden, bis jemand sprach. Starr blickte ich auf meinen Schoß hinunter, zu groß war meine Angst, in ihre Gesichter zu sehen. War ich fair gewesen? Oder hielten sie mich auch für grausam?
    „Katherine Winters“, ergriff nun Walter das Wort und erhob sich, als ich aufblickte. „Dir sind sieben Prüfungen gestellt worden, verteilt über deinen Aufenthalt auf Eden Manor. Hast du bei einer davon versagt, wirst du nach Hause zurückkehren und dein Leben ohne jegliche Erinnerung an die vergangenen sechs Monate fortführen. Wenn du alle sieben bestanden hast, wirst du unseren Bruder heiraten und mit ihm sein Reich regieren, solange du willst. Akzeptierst du das?“
    Jetzt würde ich nicht mehr kneifen.
    „Ja.“
    Als Nächstes erhob sich Irene. In dem hellen Licht war ihr Haar flammend rot.
    „Die Prüfung auf Faulheit hat Kate bestanden.“ Sie warf mir ein spitzbübisches Lächeln zu. „Dein Lernverhalten war ziemlich beeindruckend, ehrlich gesagt.“
    War es das, was Henry gemeint hatte, als er behauptet hatte, ich könnte unmöglich durchfallen, nachdem ich mich beim Lernen für diesen Test fast umgebracht hatte? Es musste so sein. Doch die Prüfungen konnten nicht alle so einfach gewesen sein.
    Nun trat Sofia vor. Sie wirkte genauso warm und mütterlichwie immer, und es fiel mir schwer, mir vorzustellen, sie könnte Teil von etwas so Beängstigendem und Offiziellem sein.
    „Die Prüfung auf Habgier hat Kate bestanden.“ Sie

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