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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Königin zu werden, doch es würde bedeuten, dass ich weiter mit Henry zusammen sein könnte. Er hatte gesagt, dass ich in meinen sechs Monaten während des Sommers machen konnte, was ich wollte. Dass ich mein eigenes Leben leben durfte. Und auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, jemals jemanden zu finden, der einem Vergleich mit ihm standhalten würde – es half gegen das Gefühl, in der Falle zu sitzen.Ich schüttelte den Kopf.
    „Solange du mich nicht zwingst, bei der Zeremonie ein Kleid zu tragen.“
    Mit hochgezogener Braue blickte Henry mich an. „Was glaubst du, warum du Weiß trägst?“
    „Oh.“ Ich verzog das Gesicht. „Das ist nicht gerade fair, nur dass du’s weißt.“
    „Ja, das weiß ich.“ Er legte den Arm um mich, der sich vertraut und tröstlich anfühlte. „Jetzt müssen wir gehen, sonst kommen wir wirklich zu spät. Schließ die Augen.“
    Ich gehorchte und wünschte, mein Magen würde lange genug aufhören, Purzelbäume zu schlagen, dass ich das Ganze über-stehen konnte, ohne mir das Kleid zu ruinieren. Als ich die Augen wieder öffnete, waren wir im Ballsaal. Er war leer, bis auf vierzehn prachtvolle Throne, die im Kreis aufgestellt waren. Ich erkannte sie alle wieder. Jeder war einzigartig: Manche waren aus Holz, andere aus Stein, Silber oder Gold. Einer sah sogar so aus, als bestünde er aus Zweigen und Weinreben, doch ich war nicht nah genug, um es genau zu erkennen.
    In der Mitte wartete ein gepolsterter Hocker auf mich. Wir waren nur ein paar Schritte davon entfernt aufgetaucht, und Henry half mir hinüber und ließ meine Hand erst los, als ich sicher saß.
    „Hast du es bequem?“, vergewisserte er sich.
    Ich nickte, und er drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
    „Was auch passiert, ich werde immer für dich da sein. Selbst wenn du dich nicht erinnerst, wer ich bin.“
    Als Antwort auf seinen suchenden Blick zwang ich mich zu einem schwachen Lächeln, viel zu nervös, um mir wirklich Mühe zu geben. Der Spitzenbezug des Kissens unter mir irritierte mich, doch wagte ich nicht, mich zu rühren.
    „Nie im Leben schaffen sie es, dass ich dich vergesse“, erwiderte ich. „Egal, was sie mit mir machen.“
    Bevor er sich abwandte und zurücktrat, erkannte ich, wie traurig seine Augen wirkten.
    „Ich werde gleich zurückkommen“, versprach er. „Beweg dich nicht.“
    Ich blinzelte, und schon war er verschwunden. Um mich zu beschäftigen, sah ich mir die Throne genauer an und versuchte herauszufinden, wie ihre Besitzer wohl sein würden. Der größte, der aussah, als wäre er ganz aus Glas, stand genau vor mir. Sie alle vierzehn um mich herum aufgebaut zu sehen brachte mein Herz zum Rasen und ließ meine Handflächen feucht werden, und ich kämpfte hart darum, so ruhig wie irgend möglich zu bleiben. Ich blickte mich um und überlegte, welcher Thron James gehören könnte. Nicht der aus Muscheln. Silber oder Gold vielleicht, eventuell auch der, der glühte wie ein Stück Kohle.
    Über James nachzudenken bereitete mir Kopfschmerzen, also schloss ich stattdessen die Augen. Das war es jetzt. Ich hatte keine weiteren Chancen, konnte nichts mehr tun, um die Meinung des Rats zu beeinflussen. Der Gedanke war seltsam tröst-lich – zu wissen, dass was auch immer sie für mich vorbereitet hatten jetzt vorüber war. Was auch immer jetzt geschah, ich hatte überlebt. Gerade so.
    Doch meine Mutter hatte es nicht geschafft, und ihr Tod über-schattete nun alles, was ich tat. Es fühlte sich falsch an, hier zu sein und zu wissen, dass sie allein war. Sie war immer das Wichtigste in meinem Leben gewesen, und an irgendetwas anderes zu denken als daran, wie sehr ich sie vermisste, fühlte sich an wie Verrat. Ich war nicht darüber hinweg, nicht nach einer Woche, und ich hatte Angst, dass es für sie anders aussehen könnte.
    Es war dumm, und das wusste ich – schließlich war es das hier gewesen, was sie für mich gewollt hatte, oder etwa nicht? Würde sie immer noch stolz auf mich sein, wenn ich versagte? Hätte sie auch dann ihr Leben für mich gegeben, wenn sie vorher gewusst hätte, dass es zu nichts führen würde?
    Natürlich hätte sie das. Sie liebte mich genauso sehr wie ich sie. Der Tod änderte daran nichts, genauso wenig wie ein mög-liches Versagen. Aber wenn mir noch die kleinste Chance blieb, würde ich alles geben, um zu bestehen. Für sie und für Henry.
    Wütend erhobene Stimmen drangen an mein Ohr und rissen mich aus meinen Gedanken. Eine Tür auf der linken Seite des

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