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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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von Piets und Mariankas Zuschauern schien ihn gleichermaßen zu verunsichern und zu verärgern. Piet grinste und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Frau zu. Mit ihren grazilen Bewegungen und dem im Wind flatterten Blondhaar war sie eine Augenweide, und mehr als ein Augenpaar war wohlwollend auf sie gerichtet. Piet hielt seine Gugel hoch, und weitere Münzen fielen hinein.
    Der Minnegesang war inzwischen verstummt, die Mitglieder der Gauklertruppe hatten offenbar die Vorstellung beendet, denn sie verstauten ihre Instrumente auf einem Wagen. Nur der Sänger stand unbeweglich da und musterte die Kontrahenten aus schmalen Augen, bevor auch er auf den Wagen stieg. Möglicherweise, so rief Piet ihm in Gedanken zu, reichen eine betörende Stimme und eine sorgfältige Maske nicht aus, um das Publikum zu fesseln, du Nasehoch! Er hatte Mühe, sich den Triumph nicht anmerken zu lassen. Aber sein Lachen klang nun heller und ihm war leichter zumute.
    Am Ende des Tages zählten die beiden ausreichend Münzen, um sich eine einfache Mahlzeit kaufen zu können. Die folgende Nacht jedoch würden sie im Freien verbringen müssen. Nicht, dass ihn diese Aussicht schreckte. Er hatte in den letzten Jahren viele Nächte unter freiem Himmel verbracht und kannte die Gefahren. Doch das Blatt hatte sich gewendet. Nun hatte er ein Weib, für das er sorgen musste und das es zu beschützen galt.
    » Dem komischen Gesellen hast du es aber gezeigt, Liebling. Zum Schluss hat ihm niemand mehr zugehört«, freute sich Marianka, während sie ihren Mann liebevoll betrachtete. »Wieso schaust du plötzlich so ernst?«
    »Nichts, mein Liebes. Bald wird es dunkel, wir sollten langsam aufbrechen.«
    Ihre Augen waren klar und voller Vertrauen auf ihn gerichtet. »Wohin gehen wir denn?«
    Piet räusperte sich. » Hab vorhin ein altes Mütterchen sagen hören, sie komme aus einem Ort keine drei Stunden Weges von hier. Vielleicht finden wir dort einen Schlafplatz für die Nacht.«
    Das war zwar gelogen, aber immerhin wahrscheinlich, innerhalb dieser Zeit auf ein Dorf zu stoßen. Schweigend verließen sie den Markt. Ein buckeliger Alter, der gerade einen offensichtlich schweren Beutel schulterte, kreuzte ihren Weg. Piet sprach ihn an, dankte ihm schließlich und atmete auf.
    » Ein paar Meilen den Waldweg entlang«, sagte er zu Marianka. »Da soll es einen Schweinebauern geben. Vielleicht finden wir dort Unterschlupf.«
    Sie waren etwa eine Stunde durch den Wald gefahren, als Piet den Karren anhielt. Waren da nicht Stimmen gewesen? Er horchte in die nächtliche Stille, die bisher nur vom gelegentlichen Rufen einer Eule und dem Rauschen der Bäume unterbrochen worden war. Nein, er hatte sich nicht geirrt. Ein Mann sprach, eine Frauenstimme antwortete. Dunkles Lachen und das Bellen eines Hundes drangen an seine Ohren.
    Marianka griff nach Piets Hand. Sie stiegen von ihrem Karren, banden den Esel an einen jungen Baumstamm und lauschten. Der Narr lugte zwischen den Stämmen zweier in den Nachthimmel aufragender Tannen hindurch und gab seiner Frau ein Zeichen, ihm zu folgen. Etwa einen Steinwurf von ihnen entfernt befand sich eine Lichtung, auf der sie den hellen Schein eines Feuers ausmachten. Langsam gingen sie darauf zu. Im flackernden Licht der Flammen erkannte er mindestens ein Dutzend Gestalten – Männer, Frauen und ein paar Kinder –, die ihre Köpfe hoben und sie anstarrten. Einige der Männer griffen zu ihren Dolchen, ließen diese jedoch stecken, als sie erkannten, wen sie da vor sich hatten. Piet musterte die Männer mit ihren Turbanen auf den Köpfen und dem schulterlangen schwarzen Haar.
    » Weißt du, was das für Leute sind, Piet?«, flüsterte Marianka neben ihm.
    » Ich glaube schon. Cygani . Hab schon öfter von ihnen reden hören.«
    » Richtig.« Sie blieb stehen. »Dann weißt du auch, dass sie Heyden sind. Mein Ojciec sagt, diese Leute bringen nicht nur Unheil, sondern sind auch ein arbeitsscheues Gesindel.«
    » Bist du wohl still! Die können dich doch hören. Die meisten Cygani sind sicher ordentliche Leute.«
    » Wollt ihr zwei vielleicht näher treten?«, unterbrach eine wohltönende Stimme ihren Wortwechsel.
    Nur widerwillig folgte Marianka ihrem Mann, bis sie schließlich vor dem Feuer stehen blieben.
    » Setzt euch«, lud der Fremde sie ein und erhob sich.
    Piets Blick heftete sich auf die hoch aufgerichtete Gestalt, die sich gegen das Licht des Feuers abhob. Seine Hosen steckten in hohen Stiefeln, und über eine zugeschnürte

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