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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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waren, ziemlich auffällig und leuchteten beinahe weiß im Halbdunkel. Marianka blickte sich suchend um, zog eine Hand voll Stroh aus einem der Ballen, und drapierte es auf seinem Kopf.
    Gerade noch rechtzeitig, denn schon hörten sie, wie der Stallbursche zurückkehrte und eine wenig schmeichelhafte Bemerkung über den Bauern von sich gab. Besonders eilig schien der Junge es nicht zu haben, denn Piet und Marianka kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, bis endlich alle Geräusche in der Scheune verstummt waren.
    Einen bangen Moment warteten sie noch, dann schlichen sie zurück, um sich hinter dem weit geöffneten Tor zu verbergen. Vorsichtig lugte Piet nach draußen. Von den Ställen der Schafe waren Stimmen und Gelächter sowie das Blöken der Tiere vernehmbar, zu sehen war jedoch niemand. Er wies mit dem Kopf zum Ausgang, und das junge Paar huschte hinaus. Marianka raffte ihren langen Rock, und gemeinsam liefen sie die ungefähr zehn Klafter , bis sie den Esel und den Karren erreicht hatten. Sie saßen auf, und als sie sich in Sicherheit wähnten, blieben sie nach Luft schnappend sitzen.
    » Das Stroh, Piet«, kicherte Marianka mit vom Laufen geröteten Wangen und zupfte ihm die restlichen Halme aus dem Haar. Sie musterte ihn kurz und wies auf seine Wangen. »Deine Schminke, du hast da noch …«
    Auch Piet lächelte verlegen, denn er hatte nicht einen Augenblick darüber nachgedacht, wie ungewöhnlich sein Aufzug anmuten mochte. »Lass uns hier verschwinden.«
    Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, mochte es später Vormittag sein, als sie sich unweit einer Ortschaft an einem von Trauerweiden gesäumten Weiher niederließen, um sich und ihrem Esel eine Ruhepause zu gönnen. Sie tranken den Rest aus dem kleinen Wassersack, den Piet gottlob in einer Innentasche seines Umhangs versteckt hatte, bevor die Priester sie festgehalten hatten.
    Er und Marianka lehnten am knorrigen Stamm einer alten Weide, deren Äste mit den letzten gelben Blättern weit herabhingen, sodass sie beinahe die undurchsichtige, still daliegende Wasseroberfläche berührten. Nur ab und zu bildeten sich darauf ein paar Ringe, wenn sich ihr ein Fischlein näherte. Der Weiher war noch nicht zugefroren, doch lange konnte es nicht mehr dauern, bis Flüsse und Seen vom Eis bedeckt sein würden. Sie beobachteten ein Schwanenpaar, das in dem flachen Gewässer ruhig seine Kreise zog und nur ab und zu die langen Hälse ins Wasser tauchte, um nach Nahrung zu suchen.
    Der seltsame Traum, in dem Piet wie ein Vogel geflogen war, kam ihm wieder in den Sinn. Irgendetwas an der Landschaft, die unter ihm vorbeigerauscht war, hatte nicht gestimmt. Wenn er doch nur wüsste, was es war! Gereizt trat er nach einem Spinnentier, das Anstalten machte, sich auf seinem Schuh niederzulassen. Nach einem langen Blick auf den Weiher erhob er sich und begann ungerührt seine Kleidung abzulegen.
    Marianka beobachtete ihn mit wachsendem Entsetzen. » Willst du allen Ernstes baden gehen, Liebling?« Dabei zog sie sich den Umhang enger um den Leib.
    Piet grinste, als er sah, wie sie die Nase rümpfte. » Ja, und du solltest es auch tun, wenn wir nicht wie die Schweine stinken wollen.«
    »Bei der Kälte? Und was ist, wenn jemand vorbeikommt und uns sieht?«
    »Ach was. Wer soll schon kommen?«
    Nach kurzem Zögern legte auch Marianka ihre Kleider ab. Ich werde ihr von dem eigenartigen Traum erzählen müssen, dachte Piet, während sie langsam ins seichte Wasser wateten. Allerdings erst, wenn ich hinter das Geheimnis des Traumes gekommen bin. Das Wasser war eiskalt, und sie beeilten sich, den Schmutz der Reise abzuwaschen. Zum Abtrocknen hüllten sie sich in ihre Umhänge. Sie schwiegen lange, denn sie wussten beide, dass ihr restliches Geld nicht mehr für ein anständiges Abendessen ausreichte.
    Piet schminkte sein Gesicht und verwandelte sich wieder in einen Narren. Während die beiden ihre bunten Gauklergewänder überstreiften, ging er in Gedanken alle Punkte seiner Vorstellung durch. Er brauchte eine neue Sensation, etwas, das die Menschen auf den Märkten überraschte. Aber mit ihrer spärlichen Ausrüstung und den paar Münzen, die sie noch besaßen, war daran nicht zu denken. Grüblerisch machten sich die zwei auf den Weg.
    Auf dem Anger des Dorfes hatte sich eine Gruppe Gaukler eingefunden, vier an der Zahl und jeder von ihnen in die Gewänder burgundischer Junker gehüllt. Besonders der Minnesänger hatte es dem Publikum angetan. Mit seiner klaren, einschmeichelnden Stimme

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