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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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untergekommen.«
    Minna lugte unter den Tisch. Die Kleine hatte die Arme um Lumps Hals geschlungen und lag ganz still da. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch und spielte verlegen mit einem Zipfel ihres neuen Gewandes, das der Bader ihr geschenkt hatte.
    »Ja, es ist schon seltsam. Sagt, gab es in Eurer Praxis schon einmal den Fall, dass Kranke, bei denen jemand einfach nur die Hände auflegte, plötzlich schmerzfrei waren?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Ludewig erwiderte ihren forschenden Blick. »Heraus damit. Eure Frage hat doch einen bestimmten Grund?«
    »Na ja«, räumte sie ein. »Ich frage mich eben, ob an den Gerüchten von damals, als Frau Schimpf der Zauberei bezichtigt wurde, etwas dran sein könnte.«
    Ludewigs Augen weiteten sich. »Das Mädel und zaubern? Unsinn!«
    »Beim Prozess hieß es, es gibt Zeugen, die gesehen haben, wie sie mit bloßem Händeauflegen Menschen gesund gemacht hat.« Sie registrierte, wie sich Ludewigs Miene von Belustigung in Verblüffung wandelte. »Sagt nur, Ihr habt es nicht gewusst!«
    Der Bader kratzte sich am Kinn. »Natürlich nicht, Cristin war doch des Mordes an ihrem Gatten angeklagt, wenn ich mich nicht irre.«
    »Und der Zauberei, jawohl. Wenn diese Zeugen damals die Wahrheit gesagt haben sollten, Herr Ludewig, dann hat die Deern allen Grund, diese Fähigkeit für sich zu behalten, meint Ihr nicht auch?«
    Ludewig fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Aber Baldo und Cristin haben letztes Jahr längere Zeit in meinem Haus verbracht, bis der Junge nach dem Unfall wieder kräftig genug war. Hätte ich da nicht etwas merken müssen?« Er starrte auf den Teller mit dem kalt gewordenen Brei. Plötzlich sprang er auf, als hätte ihn etwas gebissen, und schlug mit der flachen Hand geräuschvoll auf den Tisch. »Potzblitz! Dass mir das vorher nie aufgefallen ist!«
    Lump schreckte aus dem Schlaf hoch, während Elisabeth den Kopf hob und sich an Minnas Gewand klammerte. Nun war es an Minna, verwirrt zu sein. Sie nahm Elisabeth hoch und setzte sie auf ihren Schoß.
    »Was ist Euch nicht aufgefallen?«
    Ludewig sank auf seinen Stuhl zurück. »Der Junge hatte trotz der Schwere seiner Verletzungen zu keinem Zeitpunkt Fieber, und selbst in den großen Fleischwunden bildete sich kein Brand. Ich erinnere mich noch, dass ich die Deern darauf angesprochen habe, wie ungewöhnlich das ist. Doch sie meinte nur, dann hat Baldo wohl Glück gehabt.«
    Minna weitete die Augen. »Und Ihr meint …?«
    »Ja. Wenn Ihr tatsächlich recht haben solltet, Minna, dann muss Cristin damals probiert haben, Baldo zu helfen.« Ludewig schob seinen Teller beiseite.
    »Aber wenn das alles so einfach wäre, warum hat sie den Tod von Herrn Bremer dann nicht verhindern können?« Minna sah den Bader ruhig an. »Die beiden waren glücklich miteinander, wisst Ihr?«
    »Wenn Cristin es gekonnt hätte, hätte sie es getan«, antwortete Ludewig entschieden. »Manche Geheimnisse bleiben uns eben verborgen, ist es nicht so?« Er unterdrückte ein Gähnen.»Ich glaube, ich lege mich jetzt hin.«
    Minna lächelte und wünschte ihm eine gute Nacht. Nachdem der Bader die Küche verlassen hatte, blickte sie auf das Kind auf ihrem Schoß.
    »Wir gehen auch in unsere Kammer, nicht wahr, Elisabeth?« Sie strich der Kleinen über die hellen Locken. »Wer beinahe unter dem Tisch einschläft, gehört ins Bett.«
    Während sie das Kind die Treppe hinauftrug, bemächtigte sich ihrer plötzlich ein Gedanke, der sie den ganzen Abend nicht mehr loslassen sollte. Nachdem sie mit Elisabeth aus dem brennenden Haus gelaufen war, hatte das Mädchen kurz mit seiner kleinen Hand über ihren verletzten Fuß gestrichen. Danach war die Wunde innerhalb kürzester Zeit geheilt. Hatte die Kleine etwa die Gabe ihrer Mutter geerbt?
    Der Gedanke ließ Minna frösteln, selbst nachdem sie längst unter ihre warme Bettdecke geschlüpft war.

11
    Venedig
    N ach weiteren drei Tagen erreichten die Reisenden endlich den Hafen von Mestre und waren damit fast am Ziel ihrer Reise angekommen. Von hier aus ging es mit dem Schiff weiter, denn Venedig war nur über den Wasserweg zu erreichen.
    Baldo lenkte das Fuhrwerk über den großen, gepflasterten Platz an einer Lagerhalle vorbei auf den Kai zu. Die Umrandungen der Achterkastelle einiger großer Koggen waren von zahllosen Möwen belagert, die sich nur hin und wieder kreischend in die Luft erhoben, um sich dann erneut zu ihren Kameraden zu gesellen.Das Geschrei der Vögel

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