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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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zu ihr legte und sich von ihrer Wärme einhüllen ließ. Anders als vor einigen Wochen schien es sie diesmal nicht zu stören, dass Bastian Landsberg, der die Kammer nebenan zugewiesen bekommen hatte, sie bei ihrem Liebesspiel möglicherweise hören könnte.
    Cristin lauschte den tiefen und gleichmäßigen Atemzügen ihres Geliebten, der sie selbst im Schlaf umfing, als hielte er einen wertvollen Schatz im Arm, den es im Traum noch zu beschützen galt. Ihre Haut prickelte nach wie vor von seinen zärtlichen Berührungen und der Erfüllung, die sie einander geschenkt hatten. Sie wagte sich kaum zu rühren, um Baldo nicht zu wecken. Ihre linke Hand ruhte auf ihrem leicht gewölbten Bauch. Sie spürte die ersten zarten Bewegungen ihres Kindes. Während ihrer Reise hatte sie alles versucht, um nicht Bastians Argwohn zu wecken. Die Zähne hatte sie zusammengebissen und versucht, sich ihre Mattheit nicht anmerken zu lassen, denn nicht nur Landsberg war stets aufmerksam, auch Baldo maß sie mit Argusaugen.
    Der Rausch der Leidenschaft war verebbt, und eine bleierne Müdigkeit senkte sich über sie. Hart wie Stein schienen ihre Muskeln und Gelenke und schickten Schmerzwellen durch ihren Leib. Könnte sie doch nur einmal einen vollen Tag schlafen, bis die Kraft in ihre Glieder wiederkehrte. Diese Reise war weit zermürbender und anstrengender als alles, was sie bisher erlebt hatte. Selbst die Fahrt nach Polen war ein Kinderspiel gewesen gegen all die Widrigkeiten und bösen Erlebnisse, denen sie auf dem Weg nach Venedig ausgesetzt waren. Doch hatte sie eine Wahl gehabt?
    Jetzt galt es, die guten Verbindungen der verstorbenen Freundin zu diesem de Gaspanioso zu nutzen, solange er sich an Jadwigas Empfehlung erinnerte. Eine innere Stimme jedoch mahnte sie zur Vorsicht, das Leben ihres Ungeborenen nicht zu gefährden. Die Stimme sprach ebenso davon, dass sie eine rücksichtslose Mutter sei, der ein prall gefüllter Geldbeutel wichtiger zu sein schien als das Wohl ihrer Tochter. Cristin konnte nur mit Mühe einen tiefen Seufzer unterdrücken. Ihre Gefühle schwankten wie ein Boot auf hoher See, und selbst das Wissen, dass Minna gut für Elisabeth sorgte, wollte sie nicht besänftigen.
    Baldo brummte im Schlaf, und sie schmiegte sich enger in seine Umarmung, um Trost durch seine Wärme zu finden. Sein Atem streifte ihren Nacken. Vom Fenster her drang der fremdartige Gesang mehrerer Männer zu ihr herauf. Eine Mücke kreiste um das Bett, umschwirrte Baldos Stiefel, die unter der Decke hervorlugten, und setzte sich schließlich auf ihren nackten Arm. Unwirsch scheuchte Cristin sie fort, um kurz darauf in einen unruhigen, von verwirrenden Träumen begleiteten Schlaf zu sinken.

9
    Polen
    T ierlaute rissen Piet aus dem Schlaf. Der Nachhall des beunruhigenden Traumes der letzten Nacht hatte ihn lange wach gehalten, doch nun holte ihn die Erinnerung mit einem wilden Schlag seines Herzens wieder ein. Was im Namen aller Heiligen hatte dieser Traum zu bedeuten? Er hatte eher einer seiner Visionen geglichen, aber ohne es benennen zu können, wusste Piet mit absoluter Klarheit, dass etwas daran völlig anders war als bei jeder anderen inneren Schau. Nur was?
    Marianka drehte sich herum, öffnete die Augen und wollte sich an ihn schmiegen, doch er setzte sich auf und lauschte. Schwere, schlurfende Schritte näherten sich der Scheune. Wie gut, dass sie sich hinter einem Berg Strohballen versteckt hatten! Piet hielt den Atem an und legte den Zeigefinger auf Mariankas Lippen, um ihr zu bedeuten zu schweigen. Sie nickte. Weiter vorne erteilte eine tiefe, etwas brüchige Männerstimme einer zweiten Person Befehle. Soweit Piet verstand, forderte der Bauer den Stallburschen auf, die Strohballen gefälligst besser zu stapeln, eine derartige Schlamperei werde er nicht länger dulden. Dann entfernten sich die Schritte endlich, und einen Herzschlag lang war nur noch der Wind zu hören, der kräftig durch die Tür blies.
    » Los, jetzt!« Piet zerrte seine Frau von dem Lager, raffte eilig die Umhänge zusammen und warf ihr einen davon über. »Hier entlang, bevor der Kerl zurückkommt.«
    Gemeinsam schoben sie sich an den Stapeln vorbei und wichen einer Ratte aus, die offensichtlich ihre Jungen in einem der Strohballen aufzog. Eng aneinandergedrückt verharrten die beiden in der hintersten Scheunenecke.
    » Piet, dein Haar!«, entfuhr es Marianka.
    Tatsächlich waren seine Haare, die noch am vorigen Tag von einer bunten, zerknitterten Gugel bedeckt

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