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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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einen erschrockenen Ausdruck an. »Ach, dann muss ich unseren Gästen ja auch noch die Kammer herrichten. Herrje! Und verflixt noch mal – wann kann ich zu der Deern?«
    Baldo hob seine Tochter hoch, die ihn unverwandt musterte. Dass sie mit ihren Stiefelchen feuchte Spuren auf dem Boden hinterließ, kümmerte ihn in diesem Moment wenig.
    »Nun mal langsam, Minna«, zwinkerte er ihr zu. »Piet und Marianka sind gerade bei den beiden oben. Es hat alles noch Zeit.« Er wendete sich Elisabeth zu. »Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam mit Minna zu Mama gehen?«
    Die großen blauen Augen des Mädchens blickten derart ernsthaft, dass Baldo sich abermals über die Reife der Dreijährigen wunderte.
    »Ich will gern zu Mama. Aber«, sie wies mit dem Zeigefinger zur anderen Seite des Flurs, »Lump ist krank und ganz allein.«
    Sie zupfte Baldo entschlossen am Hemdsärmel, bis er sie freigab und auf dem Boden absetzte. Er sah ihr hinterher, wie sie mit kleinen, schnellen Schritten um die Ecke des Flurs bog und vor dem Hund in die Hocke ging.
    »Lump hat zumindest etwas Wasser getrunken, aber seine Schnauze ist trocken und warm, und er liegt immer noch da und rührt sich kaum«, sagte er zu Minna.
    »Lump ist noch kein alter Hund.« Beruhigend legte sie Baldo die Hand auf den Arm. »Er schafft das schon, Herr Schimpf.«
    Er seufzte. An diesem Tage lagen Freude und Schrecken so nahe beieinander, dass es ihm wie eine nicht enden wollende Berg-und-Talfahrt vorkam und er Mühe hatte, seine Emotionen im Zaum zu halten. Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und schickte Minna zu Cristin, während er mit Elisabeth doch noch ein Weilchen bei Lump bleiben wollte. Die Kleine, die dem Hund wieder und wieder über das weiche Fell strich und dabei beruhigende Worte murmelte, sah nicht auf, als er sich zu ihr gesellte. Dafür hatte Lump den Kopf angehoben und begrüßte seinen Herren mit einem leisen Fiepen. Baldo kraulte ihn hinter den Ohren und betrachtete Elisabeth, die völlig versunken zu sein schien. Dieser entrückte Ausdruck in ihrem Gesicht, der Mund, der unentwegt wisperte – all dies erinnerte ihn unbestimmt an etwas, aber es wollte ihm nicht einfallen.
    »Elisabeth?«, flüsterte er, doch sie reagierte nicht.
    Da formte sich allmählich ein Bild aus längst vergangenen Tagen in ihm. Cristin, mit einem straff gebundenen Kopftuch, die sich über ihn beugte, als sie die Beinwunde, die ihm ein Wildschwein zugefügt hatte, begutachtete. In diesen Momenten hatte er an ihr ebenfalls diesen nach innen gerichteten Blick bemerkt. Eine zweite Erinnerung schob sich in seinen Geist. Cristin, als sie der schmerzgeplagten Königin Jadwiga damals in dem polnischen Spital die Hände gehalten hatte, nachdem diese ohnmächtig geworden war. Er wusste noch genau, wie fasziniert er währenddessen die entrückte Miene seiner Frau beäugt hatte. Mit ihren empfindsamen Händen hatte sie den Schmerz der Regentin nachempfunden und später auch heilen können.
    Ihm stockte der Atem, und er schielte zu Elisabeth hinüber, die nun über Lumps Bauchwunde strich. Der Hund verharrte regungslos, tat ihm die Berührung denn nicht weh? Baldo holte tief Luft und erhob sich steif. Er hatte ja nie viel von diesem Spökenkram verstanden, wollte es auch besser nicht. Aber dies hier war eigenartig genug, um es nicht mit einer banalen Erklärung einfach fortwischen zu können.
    Da hob Elisabeth den Kopf. »Lump ist müde, will schlafen.«
    Er nickte und streichelte über ihr rotblondes Haar. »Gut, lassen wir ihn in Ruhe und gehen zu Mama, ja? Sie wird schon auf uns warten.«
    Nachdenklich blickte er ihrer kleinen Gestalt nach, wie sie die Treppe hinaufeilte, und folgte ihr.
    Rot glühend versank die Sonne hinter den Dächern Hamburgs, und bald senkte sich Dunkelheit über die Goldspinnerei. Minna hatte noch eilig ein gutes Bratenstück vom Rind bei einem Fleischhauer in der Nähe besorgt, und nun saßen sie einträchtig um den Esstisch und ließen sich das Festmahl schmecken. Cristin hatte darauf bestanden, beim Essen dabei zu sein, also hatte Baldo die Wiege in die Küche gebracht. Rafael schlummerte friedlich, während Elisabeth glücklich auf dem Schoß ihres Onkels saß und immer wieder neugierige Blicke auf den kleinen Bruder warf.
    Cristin hatte Minna Anweisungen erteilt, dem Hund einen Sud aus Schafgarbenblüten zu bereiten. Wenn sie nicht mehr genug davon im Hause haben sollten, könne sie auch noch einige Ringelblumen hinzufügen. Sie sollte die

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