Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold der Maori - Das Gold der Maori

Titel: Das Gold der Maori - Das Gold der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
geglichen haben musste, als sie neu war. Auch Mrs. Bailiff bevorzugte altmodische Kopfbedeckungen. Lizzie betrachtete sie eher skeptisch.
    »Was treibt dich denn zur Pflege, Mädchen?«, fragte sie streng, nachdem Anna über ihre Arbeit im Krankenhaus Auskunft gegeben hatte.
    Lizzie zuckte die Schultern. »Ich helf Anna, seit ich hier bin«, gab sie an. »Ist ja sonst nichts zu tun …«
    Mrs. Bailiff zog die Augenbrauen hoch. »Und um Männer hast du dich schon immer gekümmert?«, fragte sie sarkastisch. »Du gehörtest doch zu den Mädchen, die sehr … hm … spezielle … Gesundheitspflege in den Straßen von London anboten?«
    Lizzie sah sie offen an. »Nicht freiwillig!«, erklärte sie. »Nur gegen Geld. Und krank waren die eigentlich nie, im Gegenteil. Die … waren eigentlich zu … Die standen eher zu sehr im Saft, Madam!«
    Mrs. Bailiff behielt ihr strenges Gesicht bei, aber in ihren Augen blitzte Belustigung auf.
    »Ich pass auf das Mädchen auf, Madam«, setzte sich jetzt auch Anna für sie ein. »Sie ist anstellig, ein gutes Kind …«
    Lizzie lächelte, ihr Herz flog Anna zu. Das hatte noch nie jemand über sie gesagt.
    Mrs. Bailiff erbat sich zunächst Bedenkzeit, aber sehr bald war sie bereit, auf jede Meldung zurückzugreifen. Die Frauen drängten sich nämlich keineswegs darum, gegen leichte Verbesserungen der Verpflegung und der Haftbedingungen oder gar vage Versprechungen einer guten Stelle in einem Haushalt im neuen Land, Pflegedienst zu leisten. Die meisten von ihnen hatten sich die Erleichterung der Haftbedingungen schließlich längst selbst verschafft. Teilweise hatten sie feste Freunde unter den Wachleuten oder Matrosen gefunden, die sie besuchten und alimentierten, teilweise schenkten sieihre Gunst jedem Interessenten gegen etwas Pökelfleisch oder ein paar Schluck Gin. Auf jeden Fall mochte kaum eine der Frauen die gewohnte Arbeit als Hure gegen Schmutz, Plackerei und die Gefahr einer Ansteckung eintauschen. So waren es schließlich nur vier Häftlingsfrauen und zwei Ladys aus der Gruppe der zukünftigen freien Siedler, die sich mit Waschwasser und dem unvermeidlichen Gin, den der Schiffsarzt als alleiniges Medikament einsetzte, in den Bauch des Schiffes wagten.
    Mrs. Bailiff und Anna Portland gingen sofort an die Arbeit. Als sie das Unterdeck betraten, wichen sie entsetzt zurück.
    »Ausgeschlossen, dass wir hier arbeiten!«, erklärte Anna entschieden, ohne sich um weitere Höflichkeiten wie ein artiges »Madam« zu kümmern. »Man sieht die Hand vor Augen nicht, alles starrt vor Dreck, und gegen die Hitze und Feuchtigkeit kommt man nicht an. Gehen Sie zum Kapitän, Mrs. Bailiff, und verlangen Sie, dass die Männer an Deck gebracht werden. Wir können sie dort pflegen, das Wetter ist ja gut.«
    Tatsächlich hatte die Asia inzwischen den Indischen Ozean erreicht. Land war seit Wochen nicht gesichtet worden, aber das Wetter war anhaltend schön, der Seegang meist schwach. Mit Wellen, die das Deck überspülten, wie auf dem Atlantik oder zuletzt am Kap der Guten Hoffnung, war nicht mehr zu rechnen. Auch ein Aufstand der Gefangenen, das Argument, mit dem der Kapitän zuerst versucht hatte, das Anliegen der Frauen, einen Krankendienst einzurichten, abzuschmettern, war eher unwahrscheinlich.
    »Es mögen ja Schwerverbrecher sein, aber im Augenblick sind sie mehr tot als lebendig!«, hielt Mrs. Bailiff ihm vor. »Und selbst wenn sie das Schiff kapern: Wo sollen sie denn hin? Also ich seh hier nur Wasser, Wasser und nochmals Wasser, ich wüsst nicht, ob ich links oder rechts segeln sollte, zumal ich auch nicht segeln kann. Genauso wenig wie die Kerle da unten, die kommen doch entweder aus dem dunkelsten Irland oder aus den finstersten Ecken Londons …«
    Schließlich gab Master Roskell nach. Er verdonnerte die Wärter,den Kranken die Ketten abzunehmen und sie mithilfe ihrer wenigen noch gehfähigen Kameraden an Deck zu tragen. Die Frauen betteten sie auf improvisierte Lager aus Decken und zogen ihnen die klammen Kleider aus. Mrs. Bailiff achtete strengstens darauf, dass lediglich verheiratete und dem zeugungsfähigen Alter möglichst entwachsene Helferinnen die Männer in gänzlich unbekleidetem Zustand sahen.
    »Als ob wir davon nicht schon genug gesehen hätten!«, lachte Jenny Toliver, eine lustige rothaarige, sommersprossige Hure aus Aldgate. »Aber was soll’s – ich bin froh um jeden, der mir erspart bleibt …«
    Lizzie nickte, fand aber im Stillen, dass die jungen, ursprünglich

Weitere Kostenlose Bücher