Das Gold des Gladiators
Stadt bewegen dürfen und das auch weidlich ausgenutzt.
Verdammt, das Geld konnte überall sein.
Plautus mochte ein brutaler, berechnender Mann sein – ein Dummkopf war er nicht. Globulus hatte Freunde, und sie alle waren heute bei der Bestattungsfeier versammelt gewesen. Wer von ihnen hatte sich das Vermögen unrechtmäßig angeeignet? In Gedanken ging er noch einmal die ganze Feier durch. Da waren diese seltsamen Worte, die der Germane verlesen hatte. Was er vermisste: sein Lieblingsessen, klar, Globulus war verfressen, Honig und seinen warmen Pelz. Das machte wenig her. Aber da war ein Hinweis auf den Mann, dem er vertraute. Und den kannte Plautus.
Morgen würde er ihn befragen. Sehr eindringlich befragen!
6. Besuch der Gladiatorenkaserne
Didia stieg die Treppe zu ihrer Schlafkammer empor. Die Familie bewohnte den Mitteltrakt des rechteckigen Gebäudes, dessen südlich ausgerichteten Innenhof die öffentlichen Bäder umgaben. Um den nördlichen Hof reihten sich die Sklavenunterkünfte und die der freien Bediensteten der Therme. Es waren fast hundert Menschen notwendig, um den Betrieb zu führen – von den einfachen Heizern, die die unterirdischen Öfen zu bedienen hatten, die Fußböden und Wasserkessel erwärmten, und den Reinigungskräften, die täglich die Becken zu säubern hatten, bis zu den Badewärtern, Masseuren, Kassierern und Hütern der Kleider der Badegäste. Tagsüber ging es lebhaft und oft auch laut in den Höfen zu, doch nun, zwei Stunden nach Sonnenuntergang, war es still geworden. Das Bad war geschlossen, die hart arbeitenden Sklaven hatten ihre Lager aufgesucht und ruhten, die Familie und ihre zahlreichen Angehörigen hatten sich ebenfalls zurückgezogen.
Das Zimmerchen mit seinem einfachen Bettgestell, der Kleidertruhe und einem runden Tischchen zwischen zwei geflochtenen Sesseln gehörte Didia ganz alleine. Ein trauriger Luxus, denn noch vor zwei Jahren hatte sie es mit ihrer älteren Schwester Silvia geteilt, die jedoch bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war. Didia betrat den Raum, doch statt wie sonst die Stola, das knöchellange Übergewand über der Tunika, abzulegen, trat sie an das schmale Fenster, das zum Hof der Therme wies. Sie öffnete den hölzernen Laden, um in die wolkenreiche Nacht zu schauen. Es gingen ihr zu viele Gedanken im Kopf herum, als dass sie hätte schlafen können. Die Feuerbestattung des Gladiators hatte sie stärker berührt, als sie ihren Freunden und auch ihren Eltern zeigen wollte. Didia war ein realistisches Mädchen; dass Menschen starben, war ihr von klein auf bekannt. Alter und Krankheit hatte sie bei verschiedenen Familienmitgliedern kennengelernt. Sie opferte selbstverständlich an den entsprechenden Feiertagen kleine Kuchen und Blumengaben und gedachte ihrer bei den gemeinsamen Mahlzeiten an den Gräbern. Sie wusste von den drei Parzen, die schon bei der Geburt eines Kindes dabei waren. Diese Schicksalsgöttinnen spannen den Lebensfaden, maßen seine Länge und schnitten ihn schließlich ab. So war der Lauf der Dinge – die Jüngeren überlebten die Älteren, die Kinder die Eltern. Nur manchmal riss der Lebensfaden zu früh. Ein gewaltsames Ende hatte sie bereits zwei Mal ganz nahe erlebt: den Tod ihrer Schwester und nun den Tod in der Arena, den Globulus erlitten hatte. Sein Kampf, so hatte Titus berichtet, sei von großer Kühnheit gewesen, mit Wildheit und Temperament geführt, und einmal, als Fuscus sein Schwert verloren, habe er es ihm sogar zurückgegeben. Eine großmütige Geste, aber so hatte Didia Globulus auch immer eingeschätzt. Und dann hatte Fuscus mit einem unerwarteten Stoß seine Waffe direkt in das Herz ihres Freundes gelenkt. Er war augenblicklich tot zusammengebrochen. War es ein Zufall, ein Versehen, oder hatte tatsächlich die tödliche Wut Fuscus dazu bewegt, seinen langjährigen Kampfgefährten umzubringen? Oder lag es daran, dass Globulus nicht mehr den Schutz seines Amuletts genoss?
Ein Nachtvogel schwebte über die Dächer und stieß einen unheimlichen Schrei aus. Irgendwo in den Gassen und Straßen grölten einige trunkene Nachtschwärmer, und das lang gezogene Heulen eines Hundes kündete von tierischem Jammer. Rom schlief nie.
Barbanigra schlich auf lautlosen Sohlen herbei und strich Didia auffordernd um die Beine. Die schloss den Laden und legte ihre Kleider ab, um sich dann unter den warmen Decken auszustrecken. Die Katze sprang hoch und legte sich schnurrend an ihre Seite. Doch statt von diesem
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