Das Gold des Gladiators
wirklich wichtigen Aufgaben zu überlassen hatte, verärgerte ihn besonders.
An dem folgenden Nachmittag erledigten Didia, Caecilia, Titus und Khep ihre Arbeiten in der Therme mit ungewohnter Geschwindigkeit, und sie erhielten die Erlaubnis, die Gladiatorenschule aufzusuchen, um Globulus’ Amulett zurückzufordern. Als die Sonnenuhr im Innenhof die achte Stunde 18 anzeigte, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Ludus.
Sie wollten sich als Erstes erkundigen, wer als Blindfechter kämpfte. Da sie nicht einfach in die Unterkünfte der Gladiatoren marschieren konnten, beschlossen sie, die Tribünen zu erklimmen und die Übenden in der Arena zu beobachten. Sie hofften, ein bekanntes Gesicht zu finden. Durch einige schwach beleuchtete Gänge gelangten sie auf die Sitzreihen, die sich in einem Oval um den Kampfplatz schwangen, und setzten sich auf die leeren Ränge. Nur vereinzelt waren an diesem Nachmittag Zuschauer anwesend, die großen Spiele hatten für genug Aufregung gesorgt. Auf dem Sandboden vor ihnen fochten zwei Männer mit kurzen Schwertern und runden Schilden einigermaßen halbherzig einige Runden, an einem Holzpfahl übte ein anderer Hiebe und Stöße.
»Das ist ja eine Frau!«, staunte Caecilia.
»Ja, es gibt drei oder vier Gladiatorinnen, habe ich gehört!« Khep kicherte. »Das wäre doch was für dich, Didia!«
»Ganz bestimmt. Dann würde ich dir mit dem Schwert deine abstehenden Ohren absäbeln!«
»Die stehen nicht ab, die sind nur etwas größer als die normaler Sterblicher. Ich finde das sehr nützlich!«
»Nützlich vor allem, weil man so gut daran ziehen kann!«
Bevor es wieder einmal zu derartigen Handgreiflichkeiten kommen konnte, ertönte lautes Schimpfen.
Rückwärts bewegte sich der blonde Gladiator, den Didia als Flavius kennengelernt hatte, in die Arena, gefolgt von einem tobenden Plautus, der mit einem Stecken auf ihn einprügelte und ihn anbrüllte. Flavius wehrte sich nicht – natürlich, er durfte den lanista , seinen Herrn, nicht niederschlagen, auch wenn es ihm vermutlich ein Leichtes gewesen wäre. Aber er wich ihm zumindest geschickt aus.
»Was hat er denn? Ich verstehe kein Wort von dem, was der Plattfuß da brüllt.«
»Ist wohl auch besser so, Didia. Eine gewählte Sprache scheint das nicht zu sein«, urteilte Titus mit einem Grinsen.
»Mit Flavius müssen wir aber reden. He, Vorsicht!«, schrie Didia, denn bei seinem Rückwärts-Ausweichen, war der Gladiator der Amazone am Übungspfahl fast in einen wilden Schwerthieb gelaufen. Mit unglaublichem Geschick wich Flavius auch ihr aus. Doch Plautus schien ihn mit geradezu hinterhältiger Bosheit immer wieder in die Nähe der unverdrossen die Waffe schwingende Gladiatrix zu treiben.
»Der will, das sie ihn trifft.« Caecilia rutschte aufgeregt auf ihrem Sitz hin und her. »Lasst uns nach unten gehen, Plautus ablenken.«
»Nichts da!« Khep hatte ein etwa ein pes 19 langes, schlankes Schilfrohr von seinem Gürtel losgemacht und eine kleine Tonkugel hineingesteckt. »Das machen wir anders«, grinste er breit und setzte das Rohr an den Mund. Gerade bewegte sich Plautus in ihre Nähe und versuchte, Flavius durch einen fiesen Schlag mit seinem Stock am Hals zu treffen, da prallte das Tonkügelchen mit Schwung auf sein Auge.
Plautus grunzte vor Schmerz und presste die Hand auf das getroffene Auge.
Flavius nutzte die Gelegenheit und suchte das Weite.
»Ihm nach! Seht, er nimmt den nördlichen Ausgang der Arena.«
Die vier Freunde rannten los, und auch wenn Titus maulte, sein Fuß hindere ihn an solchen heftigen Bewegungen, kam er doch ganz gut hinter dem wendigen Khep und den beiden Mädchen her.
Sie erwischten Flavius, als er die Treppe zum zweiten Stockwerk nahm. Als Didia ihn mit Namen rief, blieb er überrascht stehen. »Dich habe ich doch schon mal gesehen?«, fragte er in das Halbdunkel des Aufgangs.
»An Globulus’ Scheiterhaufen. Du standest neben mir. Wir müssen mit dir sprechen«, erklärte Didia atemlos.
»Nun, dann kommt mit nach oben.«
Er führte sie zu dem umlaufenden Säulengang, von dem aus man ebenfalls in die Arena schauen konnte. Auch hier gab es einige lange Bänke.
»Plautus ist fort«, stellte Khep fest. »Muss wohl den Bienenstich behandeln, den er gerade erhalten hat.«
»Bienenstich? Wie wollt ihr das denn wissen?« Flavius sah den kleinen Ägypter fragend an.
»Die Biene kam hier herausgeschossen!«, sagte er mit einem Augenzwinkern und zeigte auf das Blasrohr, das jetzt wieder ganz
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