Das Gold des Gladiators
gelaufen. Als vor sechs Jahren der Baumeister, dem er gehörte, gestorben ist, warb Plautus ihn für seine Gladiatoren an. Ich denke aber, seine wirklichen Freunde gehörten zu den Leuten vom Bau.«
»Das haben wir nicht gewusst. Hab Dank, Flavius.« Didia lächelte selten, aber nun tat sie es, und der Gladiator bekam ganz plötzlich rote Ohren.
»Gerne geschehen, Mädchen.«
»Du weißt nicht zufällig, wie der Baumeister hieß, der ihn gekauft hat?«, wollte Titus noch wissen.
»Er erwähnte einmal einen Marcus Pompeijanus, aber ob der es war, weiß ich nicht.«
»Es ist immerhin eine Spur. Leb wohl, Flavius, und möge Fortuna dir gewogen sein.«
»Und die Sieg spendende Victoria dir bei den Kämpfen beistehen«, fügte Caecilia hinzu.
»Möge der kämpferische Mars dein Schwert führen«, ergänzte Titus, und Khep wünschte ihm: »Und natürlich der listenreiche Mercurius deine Börse füllen!«
Mit einem seltsam sehnsüchtigen Lächeln sah der hässliche Gladiator den Kindern nach.
7. Plautus wird nachdenklich
Mit einigen höchst unschicklichen Worten drückte sich Plautus einen kalten Lappen an sein schmerzendes Auge. Erst hatte er geglaubt, ein unabsichtlich von den übenden Kämpfern aufgewirbelter Stein habe ihn getroffen, aber dann hatte ihn die hämisch grinsende Gladiatrix Agnella auf die fünf kleinen Gestalten aufmerksam gemacht, die gerade von der Tribüne huschten. Sie wollte gesehen haben, dass dieser segelohrige Bengel ein Blasrohr benutzt hatte. Leider war Plautus’ Sicht durch den Treffer getrübt, sodass er sich nicht selbst die Rangen vorknöpfen konnte. Aber Taurus, sein bester secutor 20, konnte sie ihm beschreiben. Es waren diese Gören aus der Fortuna-Therme. Verdammt, was wollten die hier im Ludus? Angeblich hatten sie sich mit Flavius unterhalten – und das ließ Übles vermuten. Denn es bedeutete, dass sie, genau wie er, den Schluss gezogen hatten, der Andabates müsse etwas mit Globulus’ Vermögen zu tun haben. Waren sie hinter seinen Goldstücken her? Hatte er ihnen anvertraut, wo sie zu finden waren? Wollte er, dass sie das Geld erhielten? Der verstorbene Gladiator war zwar ein harter Kämpfer, aber ein Weichling in seinem Herzen. Es war durchaus denkbar, dass er irgendwelchen Kindern sein Vermögen zu hinterlassen wünschte.
Fünf Kinder – pah! Mit denen würde er doch wohl fertig werden, knurrte Plautus.
Er gab Taurus den Auftrag, sollten die fünf noch einmal im Ludus auftauchen, sie achtkantig aus der Tür zu werfen.
Mit Flavius hatte er auch noch ein Wörtchen zu reden. Er bekam aber aus dem Mann nicht viel heraus, weder mit Gebrüll noch mit Drohungen. Und da er sein letzter lebender Blindfechter war, machte es auch wenig Sinn, ihn halb totprügeln zu lassen. So konnte man mit seinen Einnahmequellen nicht umgehen. Auch Fuscus, der Schwarze, war noch nicht ansprechbar, und ob er überhaupt noch mal zu den Lebenden zurückkehrte, war fraglich.
Weitere unfeine Worte quollen über Plautus’ Lippen. Wie konnte er herausfinden, wo dieses verwünschte Geld geblieben war? Es streifte ihn der Gedanke, der verstorbene Globulus könne es in der Fortuna-Therme versteckt haben, aber diese Idee wies er sofort wieder von sich. Welchen Grund hätten die Blagen dann gehabt, hier vorzusprechen und sich nach dem Andabates zu erkundigen? Er mochte es für sie vorgesehen haben, aber es befand sich an einem Ort, der auch diesen Kindern offensichtlich nicht bekannt war.
Schön, damit war für ihn zumindest ein Rätsel gelöst. Nun galt es nur, schneller zu sein als diese kleinen Strolche.
Und da Plautus zwar ein übler Charakter, aber durchaus scharfsinnig war, besann er sich darauf, was er von dem Verstorbenen wusste. Und das führte ihn auf die Spur des wahren Andabates.
8. Suche in der Therme
»Sophus, stellt man sich die Göttin Fortuna eigentlich blind vor?«, fragte Titus am nächsten Morgen ihren Lehrer, als sie nach einer anstrengenden Stunde Arithmetik, die eigentlich nur Didia wirklich gerne hatte, eine Pause machten.
»Nein, im Prinzip wird Fortuna als die Göttin der Fruchtbarkeit gesehen und wurde früher vor allem von den Frauen um Kindersegen angefleht.«
Khep prustete los. »Da hast du Flavius aber was Nettes an den Hals gewünscht, Didia!«
Sophus schüttelte den Kopf. »Wenn sie ihm Fortunas Beistand gewünscht hat, dann hat sie ihm im weitesten Sinne ein gutes Schicksal gewünscht. Fortuna sehen wir in ihren Standbildern oft mit Füllhorn oder mit Rad
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