Das Gold des Gladiators
dir geht jede Mädchenhaftigkeit ab«, seufzte Iustus.
Gelegentlich, wenn es ihr um etwas Wichtiges ging, konnte Didia sogar eine Bemerkung herunterschlucken. Sie tat es und fragte nicht, ob es ihrem Vater lieber wäre, wenn sie sich wie ihre Mutter mit flitterbesetzten Haarkämmen, bunten Bändern und Borten schmückte und mit roter Lippenpomade und schwarzer Augenschminke anmalen würde. Sie empfand das gezierte Auftreten ihrer Mutter oft als peinlich. Doch stattdessen nickte sie nur und sagte: »Ja, Pater. Pater, wir haben eine Bitte an dich. Es ist wegen Globulus, der uns eine Aufgabe hinterlassen hat.«
»Der Gladiator hat euch eine Aufgabe hinterlassen?«
Iustus war von Didias Aussehen damit glücklicherweise abgelenkt und hörte seiner Tochter interessiert zu, als sie ihm von dem verschlüsselten Hinweis und ihren Schlussfolgerungen berichtete. Als sie geendet hatte, nickte er bedächtig.
»Er hätte sich auch an Berengar oder mich wenden können, das wäre vielleicht sinnvoller gewesen. Aber mir schien immer, dass er sich gerne mit euch beschäftigt hat. Man findet nicht viele unter diesen rauen Gesellen, die ihre Zeit mit jungen Leuten verbringen. Nun, ihr habt meine Erlaubnis, die Therme zu durchsuchen, aber erst, wenn alle Gäste sie verlassen haben. Den Wunsch eines Toten soll man respektieren, und das Vertrauen eines Freundes in Ehren halten. Aber was immer ihr findet, bringt es zuerst zu mir, Didia.«
»Ganz bestimmt, Pater.«
»Nun, dann viel Erfolg, filia 23.«
Als der Gong die abendliche Schließung der Bäder ankündigte, waren die fünf bereit, ihre Suche zu beginnen. Zuvor hatte es hitzige Diskussionen darüber gegeben, wer sich welche Bereiche vornehmen sollte. Immerhin waren sie sich einig darüber, dass sie sich die Arbeit aufteilen mussten. Ingwar übernahm ganz selbstverständlich die Salbräume und das sudatorium 24, Caecilia erklärte sich bereit, die Eingangshalle, das apodytorium 25 und das tepidarium 26 zu überprüfen. Eine erste Auseinandersetzung gab es, als Titus darauf bestand, die Bibliothek durchsuchen zu wollen.
Das lehnten die anderen aber mit der Begründung ab, er stecke dann doch nur wieder die ganze Zeit die Nase in die Schriftrollen. Er wurde verdonnert, den Warm- und Kaltbadebereich abzusuchen. Da standen genug Statuen, hinter denen man etwas verstecken konnte. Er maulte und wies auf sein schlimmes Bein hin.
»Dann übernimm das hypocaustum 27, da kannst du auf allen vieren kriechen. Das macht dein lahmes Bein bestimmt mit«, war Didias kühler Vorschlag, der von den anderen – außer Titus natürlich – mit einem Kichern belohnt wurde. Der Fußboden der Therme ruhte nämlich auf Hunderten von Ziegelsäulchen, die knappe drei pes hoch waren. Durch diesen Zwischenraum von Fundament und Fußboden zog die heiße Luft aus der Heizanlage und sorgte dafür, dass die Räume immer angenehm temperiert waren. Am Abend war das Feuer jedoch erloschen, und man konnte diese unterirdischen Bereiche betreten. Kriechend jedoch nur. Aber als Versteck wären sie gut geeignet.
»Ich werde nicht durch diese rußige, staubige Anlage krabbeln!«, wehrte sich Titus, als sich das Kichern gelegt hatte. »Dann lieber die Bäder. Khep ist der Kleinste, der kann das hypocaustum übernehmen.«
»Natürlich, immer ich! Immer der kleine Sklavenbengel! Mir kann ja jeder die Drecksarbeit anhängen«, nörgelte der kleine Ägypter theatralisch.
»Wem sonst!«, grinste Ingwar und stupste Khep freundlich in die Seite. »An deiner dunklen Haut sieht man den Schmutz ja nicht so.«
»Bäh!«
»Wenn du mir noch einmal die Zunge rausstreckst, schneide ich sie dir ab!«
»Und wie soll ich dich dann auf die Palme bringen?«
Nach diesem kleinen Geplänkel einigten sie sich endlich über das Vorgehen, und ein jeder machte sich auf, nach einem Beutel oder Kästchen zu suchen.
Ingwar prüfte als Erstes das sudatorium, auf dessen Bänken die Besucher des Bades im heißen Wasserdampf zu schwitzen pflegten. Jetzt war es nur noch lauwarm, die Kohlebecken erloschen und entleert. Nur der Duft von verbrannten, würzigen Kräutern und Harzen hing noch in der Luft, und unter den Bänken lag ein vergessenes Leinentuch. In den beiden Salbräumen fand er ebenfalls nichts unter den Liegen, auf denen sich die Gäste von Sklaven duftende Salben einmassieren lassen konnten, obwohl er alle Polster anhob und gründlich betastete. Nur einmal, als er hinter eine mit Farnen bepflanzte Schale griff, glaubte er, auf der
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