Das Gold des Gladiators
richtigen Fährte zu sein. Ein Lederbeutel lag da, unsichtbar für alle, die sich nicht genau umsahen. Doch seine Enttäuschung war groß, als er ihn öffnete. Schwamm, Kämme, eine Pinzette und ein Töpfchen Pomade befanden sich darin, Schönheitsutensilien einer gepflegten Dame. Er legte den Beutel demonstrativ auf eine Liege, seine Besitzerin würde ihn am nächsten Tag finden.
Caecilia ging es nicht viel besser. Sie hatte in dem Raum, in dem die Gäste ihre Kleider ablegten, ein Paar zerrissener Sandalen entdeckt, einen Beutel mit einem schmuddeligen Lendenschurz und einen anderen mit faulen Äpfeln. Angeekelt warf sie die Sachen fort und merkte sich vor, die Badewärter darauf aufmerksam zu machen, dass die Reinigungs-Sklaven etwas gründlicher aufräumen mussten.
Didia hatte sich zuerst die Bibliothek, einen hellen Raum mit Fenstern zum Innenhof, vorgenommen. Hier gab es eine ganze Reihe geflochtener Sessel, auf denen die bildungshungrigen Gäste sich der anregenden Lektüre widmen konnten. Iustus hatte dafür gesorgt, dass Abschriften unterhaltsamer Fabeln des Phaedrus und die witzigen Spottgedichte des Martial zur Verfügung standen, aber auch Juvenals treffsichere Satiren und die lehrreichen Abhandlungen des Plinius über die Natur lagen säuberlich zusammengerollt auf den Ständern. Zwischen ihnen stieß Didia auf ein vielversprechendes Kästchen. Sie nahm es an sich, um es später zu öffnen. Es klapperte recht verheißungsvoll darin, und sie benötigte alle Selbstbeherrschung, nicht sofort alle anderen zusammenzurufen, sondern zuvor noch gründlich das gymnasium durchzusehen. Es war aber ordentlich aufgeräumt, Hanteln, Stöcke und Lederbälle säuberlich an der Wand abgelegt. Jeden Ball tastete sie ab, stieß aber auf keine Besonderheiten.
Titus, nicht besonders begeistert, zerrte einen Hocker von einer Nische zur anderen in der großen Halle, in der sich die beiden Badebecken befanden. Das Wasser war inzwischen abgelassen worden, wie jeden Abend. In der Frühe wurden sie mit frischem Wasser gefüllt. Zwei Frauen reinigten die türkisfarbenen Beckenböden mit ihren schönen Mosaiken, die allerlei Meeresgetier darstellten. Sie nahmen keine Notiz von ihm. Zwei Dutzend weißer Marmorfiguren bevölkerten die Nischen – etliche Nereiden und Nymphen, jene Hüterinnen der Gewässer, die als schöne Frauen dargestellt wurden, ein bärtiger Neptun mit Dreizack und natürlich Fortuna mit ihrem nimmerleeren Füllhorn selbst, nach der die Therme benannt worden war. Hinter ihren von einem weiten Gewand umspielten Füßen stöberte Titus seinen ersten und einzigen Fund auf. Einen Leinenbeutel, recht voluminös, zerrte er hervor, just als Caecilia zu ihm kam.
»Oh, du hast etwas gefunden!«
»Ja, aber – also, Geldstücke sind da nicht drin.« Titus drückte auf dem weichen Inhalt herum.
»Mach ihn auf, dann wissen wir es!«
Sie entknoteten das Band, das den Beutel zusammenhielt, und beiden entfleuchte ein erstauntes: »Ohhh!«
Gold schimmerte auf, seidiges, helles Gold.
Caecilia griff hinein.
»Oh!«, stieß sie noch einmal hervor und begann zu lachen. »Huch!«
Eine lockige Masse Haar kam zum Vorschein.
»Das Geheimnis der Aemilia Secunda. Ich dachte es mir doch, dass diese aufgeblasene Senatorengattin eine Perücke trägt. Sie hat sie wohl zum Baden abgelegt. Wie dumm von ihr, sie hier zu vergessen. Sie muss ziemlich fluchtartig aufgebrochen sein.«
»Aemilia?«, wollte ihr Bruder wissen. »Bist du sicher?«
»Glaubst du, Globulus hätte so einen hübschen Schopf getragen. Teuer war das Ding zwar allemal; so eine Perücke aus echtem blondem Haar kostet ein kleines Vermögen. Aber ganz bestimmt nicht das von Globulus.«
»Wir werden sie Onkel Iustus aushändigen.«
»Oh ja. Es wird ihm ein Vergnügen sein, sie dem hochnäsigen Huhn auszuhändigen. Er mag die Aemilia nämlich nicht.« Erheitert machten sich die Geschwister auf den Weg zum Thermenbesitzer, um ihre Beute abzuliefern.
Khep bereitete es ein gewisses Vergnügen, im hypocaustum herumzukriechen. Er hatte dabei allerlei Fundstücke zusammengetragen. Durch die Ritzen und Spalten der Bodenfliesen fiel immer allerlei nach unten – einen goldenen Ohrring hatte er aufgeklaubt, sechs kleinere Münzen und sogar einen Aureus gefunden, etliche Scherben von Gläsern und Schalen, getrocknete Brotkrumen und Blütenblätter zusammengefegt, ein zierliches Silberkettchen eingesammelt, eine mit Perlen besetzte Haarnadel und einen kleinen, eisernen
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