Das Gold des Gladiators
der verdammte Caesar. Kein Löwenfutter.«
»Kanntest du Albin, der zu den Gladiatoren ging?«
Misstrauisch beäugte der Germane Ingwar, dann aber nickte er: »Ist tot!«
»Ja. Ist er. Wir suchen seine Freunde. Er hat uns eine Nachricht hinterlassen.«
»Komischer Kerl, der. Was für eine Nachricht?«
»Etwas, das sein Grab betrifft«, formulierte Ingwar möglichst unverdächtig. »Um den Toten zu ehren, müssen wir etwas über seinen blinden Freund wissen.«
»Mpf!«, sagte der Arbeiter und schüttelte dann den Kopf. »Nicht hier. Neunte Stunde, unten an der Schenke von Rufus am Aquaedukt. Fragt nach Elmar.«
»Danke.«
Er verscheuchte sie mit einer Handbewegung und widmete sich wieder seinem Imbiss.
»Was hast du mit ihm gekauderwelscht?«, wollte Titus wissen, als Ingwar sich mit großen Schritten über das Forum von der Baustelle wegbewegte.
»Das war kein Kauderwelsch, sondern eine anständige Sprache!«
»Mag schon sein, aber was hat er gesagt?«
»Dass ich ihn um die neunte Stunde treffen soll. Er weiß etwas, glaube ich.«
» Wir treffen uns mit ihm«, berichtigte Khep Ingwar. »Titus stellt klügere Fragen als du, und ich kapiere die Antworten schneller als ihr beide.«
»Hört auf, mich wie einen Trottel zu behandeln!«
»Warum dir etwas vorspielen!«
Khep entging nur knapp einem derben Knuff.
»Zankt nicht«, wies Titus sie ruhig zurecht. »Überlegen wir, was wir bis heute Nachmittag machen!«
Es war ein schöner Frühlingstag, und es warteten keine Pflichten auf sie. Doch alle drei wussten sie, wenn sie in die Therme zurückkehrten, würde irgendeinem dort eine Aufgabe einfallen, die sie dringend zu erledigen hatten. Sie wurden sich kurz entschlossen einig, zum Tiber hinunterzugehen, und dort auf den Märkten die Waren zu bewundern, die die Schiffe aus aller Welt nach Rom brachten. Viel Geld hatten sie nicht, aber für ein paar Pasteten von einem Straßenhändler reichte es, und mit wohlgefüllten Mägen bestaunten sie das Angebot, das in den Buden an den großen Lagerhäusern ausgestellt war. Nicht so weibischen Dingen wie Seidenstoffen und kostbaren Glasphiolen mit orientalischen Duftwässern galt ihre Aufmerksamkeit, sondern schimmernden Dolchen, gepunzten Lederharnischen und martialischen Pelzumhängen, die besonders Ingwar anzogen. Titus stöberte in einigen umfangreichen Schriftrollen und bewunderte die ägyptischen Rohrfedern, Khep hingegen liebte mechanische Spielzeuge wie Wasseruhren und Astrolabien 32 . Später unterhielten sie sich mit einigen Gleichgesinnten am Flussufer mit einem Knöchelspiel, bei dem Khep so viel gewann, dass sie sich eine weitere Mahlzeit leisten konnten.
»Lass uns diesem Elmar damit ein Essen bezahlen. Voller Bauch erzählt leichter«, schlug Titus vor, und die anderen stimmten zu. Sie schlenderten langsam durch die Gassen bis hin zu den dreistöckigen Bögen der gewaltigen Wasserleitung, die sich durch das Stadtgebiet schlängelte. Die Gegend, in der besagter Rufus seine Schenke hatte, galt nicht als die beste. Es war ein Viertel, in dem überwiegend kleine Handwerker lebten und ihrer Arbeit nachgingen. Aus einer Wäscherei dünsteten warme, stechende Ammoniakschwaden, aus einer Gerberei drang der üble Fäulnisgeruch gammelnder Fleischreste, das Hämmern eines Schmiedes wurde übertönt von dem Krakeelen der Hühner, die in Weidenkörben ihr nahes Ende erwarteten, die Werkstätten der Kerzenzieher, Lampenmacher, Sandalenschuster und Korbflechter reihten sich aneinander.
»Das da müsste die Schenke sein.« Khep wies auf einen Eingang, aus dem laute Stimmen tönten. Zwei leere Amphoren flankierten die drei Stufen, die es in den halbdunklen Raum hinunterging. Es roch nach verschüttetem Wein, nicht eben frischem Bratfett, Schweiß und Knoblauch. Mehr als ein Dutzend Männer hockten auf groben Schemeln, aßen, tranken und unterhielten sich lautstark. Überwiegend nicht in römischer Zunge, sondern in allen möglichen Sprachen des großen Reiches Caesars.
»Ich fürchte, wir müssen uns wieder auf unseren Sprachgelehrten verlassen«, meinte Khep mit einem schiefen Grinsen. »Ingwar, mach dich bei den Barbaren verständlich!«
»Ach, auf einmal ich?«
»Ja, hochwohllöblicher Herr. Du!«
Es gelang Ingwar tatsächlich in Kürze, jenen Elmar zu finden, und der, mit einem Krug Wein bewaffnet, winkte sie durch den Hinterausgang in einen luftigeren und ruhigeren Hof. Ein alter Olivenbaum bildete mit seinen jung belaubten, knorrigen Ästen ein
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