Das Gold des Gladiators
denn Globulus verehrte seine eigenen, germanischen Götter.«
»Doch mag der streitbare Mars auch einem Germanen im Kampf hilfreich sein.«
»Ja, natürlich.«
Caecilia, die ihre freie Zeit lieber in den Salbräumen verbrachte und sich pflegen ließ, trat mit fragendem Blick in das gymnasium, begrüßte die Schwester des Senators höflich und fragte Didia: »Willst du nicht noch mit in das sudatorium kommen? Es ist bald Mittag, und dann müssen wir die Therme verlassen.«
»Ja, natürlich. Wenn du mich entschuldigen würdest, Licinia.«
»Lauf nur zu, Kind. Auch für mich ist es allmählich Zeit heimzukehren.«
Die drei Jungen waren an diesem Morgen zum Nerva-Forum hinaufgewandert. Hier bot sich ihnen das Bild Roms als einer machtvollen Metropole. Auf dem Mons Capitolium reihten sich die Arkaden um weite, sorgfältig gepflasterte Plätze, ragten die hohen Säulen der Tempel empor, inmitten gepflegter Gartenanlagen lagen die Bibliotheken und Archive. Mehr als in allen anderen Vierteln der Stadt sah man hier gewichtige Männer in purpurgesäumten Togen ernsthaft miteinander disputieren, eilige Schreiber mit Schriftrollen und Papyrii verschwanden in Schreibstuben, und ehrwürdige Priester und Priesterinnen schritten zu ihren Tempeldiensten. Auf Marmorstufen saßen Philosophen, die ihren Schülern ihre Lehren vortrugen, in schattigen Säulengängen beratschlagten Juristen ihre Fälle, reiche Bürger mit ihrem Gefolge, dem Klientel, zeigten sich dem Publikum, und an einer schmalen Säule verbreitete ein Redner einen leidenschaftlichen Vortrag, dem kaum ein Dutzend Leute zuhörte.
Khep, der sich bestens in den Straßen und Plätzen auskannte, führte Titus und Ingwar vorbei am Tempel der Pax, der Friedensgöttin, zu dem schmalen, lang gestreckten Platz, der im vergangenen Jahr nach dem inzwischen verstorbenen Caesar Nerva benannt worden war. Fertig gestellt war er bereits, doch es gab hinter dem Minervatempel noch einige schön geschwungene Bögen zu errichten, die den Blick auf die Subura, das Armeleuteviertel, verdecken sollten.
»Das sind die Arbeiter, die für den Postumnus Lucianus tätig sind«, wies Khep seine Begleiter hin. »Wir sollten warten, bis sie eine Pause machen, der Aufseher sieht wie ein bissiger Hund aus. Ich will nicht, dass er mir in die Wade kneift.«
In der Tat war der Aufseher ein unfreundlich dreinblickender Mann, der seine Leute mit barschen Worten und gelegentlichen Peitschenhieben antrieb. Doch auch er konnte es den schwer arbeitenden Männern nicht verbieten, zwischendurch die Werkzeuge niederzulegen und etwas zu essen. Zumindest schien er selbst Hunger zu haben, denn ein Junge kam mit einem Korb gefüllter Fladenbrote von einer der Garküchen zu ihm, und er verdrückte sich mit seiner Mahlzeit unter eine Zeltplane.
Die Männer, die auf einem gefährlich schwankenden Holzgerüst gemauert hatten, setzten sich ebenfalls nieder und ließen die Beine nach unten baumeln, andere hockten sich auf die Steinstapel oder lehnten sich an die Wasserfässer. Weinschläuche tauchten auf, scharf gewürzte Würste, Käse, Zwiebeln und Oliven wurden mit Broten zusammen gegessen.
Ingwar, Titus und Khep näherten sich ihnen.
»Verzeiht, wenn wir euch stören«, begann Titus höflich seine Rede, und bekam ein »Verzeihn wir nich! Schert euch weg!« entgegengegrunzt.
»Wir hätten aber eine Frage an euch. Es wäre nett, wenn ihr sie uns beantworten könntet.«
»Wissen nix, was so feine Pinkel wie dich angeht!«
Khep schubste Titus zur Seite und beschied die Bauarbeiter grinsend: »Macht der gut, nicht? Das kommt davon, wenn man zum Frühmahl schon an Pergamentrollen kaut, statt eine vernünftige Wurst zu essen.«
»Kaut er?«
»Und verdaut er. Und deswegen nennen wir ihn auch unseren Klugscheißer!«
Brüllendes Gelächter belohnte Kheps freche Bemerkung.
»Khep!« Titus zerrte beleidigt an der Tunika des Kleineren. Ingwar hingegen zog Titus am Ärmel und versuchte eine andere Taktik. Er fragte in germanischer Sprache, ob einer von den Männern aus dem Chattenland käme, und spielte dabei beiläufig mit dem Amulett an seinem Hals. Das hatte einen gewissen Erfolg.
Ein kräftiger Mann, dessen Armmuskel wie Taue hervortraten, nickte. »Landsmann?«
»Meinen Vater brachten Domitians Legionen nach Rom.«
»Mich auch. Eine verdammte Schande. Hatte einst einen eigenen Hof. Jetzt wuchte ich Steine für die Römer.«
»Nun, es ist nicht die Arena, nicht wahr?«
»War zu stark. Brauchte Arbeiter,
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