Das Gold des Gladiators
Und ja, er kannte den Blinden durchaus. Plautus rieb sich im Geiste die Hände, als der reiche und wohltätige Freund Caesars schließlich gegangen war. Nicht nur hatte er großzügig die Summe für die Gladiatoren, wilden Tiere, Rüstungen und Waffen aufgerundet und mit blanken Aurei beglichen, er hatte ihm auch verraten, wo jener Pompeijanus zu finden war. Ihn wollte er noch am Nachmittag zusammen mit Taurus und Agnella aufsuchen. Ein kluger Mann, dieser Globulus, musste er insgeheim zugeben. Sein Vermögen hatte er tatsächlich an einer vollkommen sicheren Stelle hinterlegt, an die kein Unbefugter so ohne Weiteres herankam. Was ihn jedoch verblüffte, war, das gerade dieser Ort von einem so vollkommen untauglichen Wächter behütet wurde.
Wäre Plautus wirklich so schlau, wie er glaubte, es zu sein, hätte er vielleicht eine andere Vorgehensweise gewählt. So aber vertraute er auf die Kraft des Wortes. Der Blinde würde sich schon seinen einleuchtenden Argumenten beugen. Schließlich stand ihm rechtmäßig das Geld zu.
Sollten Worte nicht helfen – nun, Agnella würde ihn begleiten. Er hatte so seine eigenen kraftvollen Argumente, wenn es darum ging, ein Recht durchzusetzen.
Versonnen streichelte Plautus das Wolfsfell, das der Gladiator so oft über seiner Tunika getragen hatte. Natürlich hatte er es sofort an sich genommen, es war ein besonders weiches Stück Pelz. Agnella hatte schon mehrmals die Bemerkung fallen lassen, dass sie es gerne ihrer Sammlung hinzufügen wollte. Aber berechnend wie Plautus nun mal war, hatte er sie es nur lockend betasten lassen, dann aber wieder an sich genommen. Es war gut zu wissen, dass diese eigensüchtige, skrupellose Gladiatrix eine kleine Schwäche hatte. Vielleicht konnte man das Fell ihr irgendwann einmal als Belohnung für besondere Dienste in Aussicht stellen.
14. Der blinde Wächter
Didia schob gelangweilt einen Spielstein vor, und Caecilia rieb sich wieder einmal ratlos die Nase. Brettspiele, bei denen es auf strategisches Vorgehen ankam, mochte sie nicht besonders. Aber Didia hatte darauf bestanden, denn zuvor hatte sie ihrer Cousine den Wunsch erfüllt, neue Haarbänder für sie zu flechten. Sie saßen in dem schön ausgemalten Wohnraum von Caecilias Eltern, als ihre drei Freunde gegen Abend eintrafen. Erleichtert schob Caecilia die Spielsteine in den Kasten zurück.
»Habt ihr etwas herausgefunden?«, waren Didias erste Worte.
»Nicht so sehr viel.« Titus fasste die Erkenntnisse des Nachmittags zusammen. Didia stützte das Kinn auf die Hände und meinte: »Mhm. Also könnte jener Pompeijanus, der in den Ätzkalk gefallen war, erblindet sein. Wenn er es überlebt hat. Ob er ein Freund von Globulus war, wissen wir nicht.«
»Wir könnten es aber annehmen, denn wenn er den Unfall überlebt hat, dann nur dank Globulus’ schnellem Eingreifen. Sklaven schätzen ihre Aufseher nicht so sehr, die meisten hätten einfach weggeschaut«, gab Khep zu bedenken.
»Du würdest auch wegschauen, wenn ich bis zum Hals in ätzendem Kalk sitzen würde, Khep?«, fragte Didia mit betont süßlicher Stimme.
»Ich würde dir sogar noch eine Ladung übers Haupt gießen und dabei ein fröhliches Liedchen pfeifen.«
»Werft ihn in den Tiber, Ingwar!«
Aber Ingwar grinste nur und zuckte mit den Schultern. »Nö, warum? Ist doch eine gute Idee!«
Caecilia aber biss sich auf die Fingerknöchel. »Es muss furchtbar sein. Dieses Zeug in den Augen!«, stöhnte sie leise.
Didia nickte, plötzlich ernüchtert. »Ja, es muss schlimm sein. Es ist kein gutes Schicksal, blind zu werden. Was kann man dann überhaupt noch tun?«
»Es gibt blinde Bettler, die ganz schön was einsammeln«, gab Ingwar zu bedenken. »Vielleicht sollten wir uns unter denen mal umsehen.«
»Eine gewaltige Aufgabe. Rom ist riesig.«
»Unser Klugscheißer spricht wieder große Worte gelassen aus«, spöttelte Khep, aber ihnen allen war klar, dass er recht hatte.
»Ingwar, warum fragst du deinen Vater nicht, ob er weiß, welche Beziehung zwischen Globulus und diesem Pompeijanus bestand?«, fragte Caecilia. Aber Ingwar reagierte darauf nur verdrossen. Er hatte natürlich versucht, seinen Vater auf Globulus’ Freunde anzusprechen, aber der hatte darauf nur sehr kühl reagiert und gemeint, er solle die Toten ruhen lassen. Das Klima zwischen Vater und Sohn war noch immer frostig, obwohl sich Ingwar keine weiteren Unbotmäßigkeiten hatte zuschulden kommen lassen. Aber Berengar schien die Versuche, das Rätsel des
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