Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Gladiators

Das Gold des Gladiators

Titel: Das Gold des Gladiators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
zumindest als bei eurem ersten Besuch.« Der schwarzhäutige Gladiator warf einen Blick auf die Würfelspieler und meinte dann: »Ich muss mich ein wenig bewegen. Schnell geht es nicht, aber ich brauch etwas frische Luft. Du siehst kräftig aus, mein Junge. Du wirst mich stützen können.«
    Titus winkte ab. »Ich habe auch ein schlimmes Bein, aber Ingwar wird dir helfen.«
    »Er spielt gerne den Krüppel«, knurrte Ingwar. »Vor allem, wenn er sich anstrengen soll. Aber ich schaff das schon. Leg deinen Arm um meine Schultern.«
    Ingwar hatte für sein Alter wirklich einige Kraft, und es gelang ihm, dem Gladiator, der sich mit dem gesunden Arm auf ihn stützte, aus dem Raum zu bugsieren. Vor den Räumen des Hos­pitals zog sich ein Säulengang um einen kleinen Innenhof, und hier fanden sie eine geschützte Ecke. Titus hatte zumindest so viel Kraft aufgebracht, einen hölzernen Hocker mitzunehmen, auf den sich Fuscus ächzend niederließ.
    »Habt ihr ihn getroffen?«, fragte er leise.
    Ingwar schüttelte den Kopf. »Er hat uns ziemlich komplizierte Anweisungen hinterlassen. Wir brauchen noch eine Sache. Vielleicht kannst du uns helfen.«
    »Was immer mir möglich ist, will ich tun. Aber ich fürchte, viel kann das nicht sein.«
    »Den Wolfspelz. Wir brauchen den Wolfspelz, den Globulus immer trug.«
    »Den hat Agnella dem lanista abgeschwatzt, hörte ich.«
    »Wer ist dieses Lämmchen, das dem Plautus Geschenke abschwatzt?«
    »Eine Gladiatrix, die gegen Wölfe kämpft.«
    »Sie wird uns den Pelz wohl nicht verkaufen?«
    Fuscus schnaubte: »Versucht’s gar nicht erst.«
    »Wo hat sie ihre Kammer?«
    »Besser, ihr wisst es nicht.«
    »Fuscus, wir brauchen den Pelz, um uns beim Andabates auszuweisen.«
    Nachdenklich schaute der Schwarze über den Hof. »Sie ist dumm und gemein, brutal und habgierig. Mehr als einmal hat sie bei Prügeleien ihre Gegner schwer verletzt. Seid vorsichtig. Im Westflügel, zweiter Stock, drei Räume nach dem nördlichen Aufgang. Sie müsste jetzt in der Arena sein und ihre Übungen machen. Sie ist groß, korpulent und hat kurz­ geschnittene schwarze Haare. Meist übt sie mit der Lanze.«
    »Danke.«
    Doch Fuscus schüttelte den Kopf. »Wenn sie euch erwischt, könnt ihr froh sein, wenn es bei einer Tracht Prügel bleibt.«
    »Ich kann mich auch wehren!«, entgegnete Ingwar trotzig, Titus hingegen sah nicht besonders glücklich aus, erst recht nicht, als der Gladiator riet: »Verlasst euch lieber auf eure flinken Beine, Jungs.«
    »Ich habe keine flinken Beine«, seufzte Titus. »Du wirst alleine gehen müssen. Ingwar.«
    »Also gut.« Wenn Ingwar ehrlich sein sollte, war ihm das auch lieber. Titus war nun mal ein Umstandskrämer, auch wenn er oft kluge Ideen hatte. »Dann bleibst du so lange bei Fuscus. Ich sehe mich mal um.«
    »Nimm dir von drinnen ein paar Rollen Verband mit, wenn dich jemand fragt, sagst du, der Medicus habe dich damit zum Waffenmeister geschickt.«
    »Gut.« Ingwar befolgte den Rat und fand nach kurzem Suchen den Zugang zum eigentlichen Ludus. Er erklomm die Stiege zum zweiten Stockwerk. Vom Säulengang gingen auf der einen Seite die Türen zu den Gladiatorenquartieren ab, die andere Seite wies auf die ovale Übungsarena. Dort tummelten sich einige Kämpfer, und als er sie beobachtete, fiel ihm auf, dass einer davon Fuscus’ Beschreibung entsprach. Eine unleugbar weibliche Gestalt in einer kurzen Tunika und festen Stiefeln stach mit der Lanze nach einem schwingend aufgehängten Ledersack, der bei jedem Treffer in eine andere Richtung flog. Er schien schwer zu sein, denn als ein weiterer Gladiator den Fehler machte, in seinen Bewegungsradius zu geraten, versetzte Agnella ihm aus reiner Bosheit einen Schlag, sodass er den Mann am Kopf traf. Der ging wie ein gefällter Baum nieder, und das Weib lachte hämisch auf.
    Ingwar schüttelte sich und sah sich dann vorsichtig um. Er befand sich im Südflügel, wenn er den Schatteneinfall richtig deutete, und musste sich demnach nach links wenden. Bisher war ihm noch keiner der Bewohner begegnet, obwohl hinter manchen Vorhängen, mit denen die türlosen Eingänge verschlossen waren, Gemurmel zu hören war oder auch herzhaftes Schnarchen. Ein rotbärtiger Riese kam aus einem der Zimmer und trottete, ohne ihm Beachtung zu schenken, zur Treppe. Etwas beklommen war es Ingwar doch zumute. Er näherte sich der Ecke, von der aus der Westflügel sich über die gesamte Länge des Bauwerks erstreckte. Er musste sie durchqueren, denn

Weitere Kostenlose Bücher