Das Gold des Gladiators
Behinderungen zu meistern.
Fuscus hatte niemanden, wurde ihm plötzlich klar. Er würde nie mehr kämpfen können, zumindest nicht so, dass er eine Chance in der Arena hatte.
»Fuscus, was ist mit dir? Was wirst du tun, wenn du das Hospital verlassen kannst?«
Der schwarzhäutige Gladiator seufzte. »Ich denke lieber nicht daran. Ich bin ein Idiot gewesen, diesen letzten Kampf anzunehmen. Niemand hat mich gezwungen, es zu tun. Nun werde ich die Folgen tragen. Vielleicht sieht mich der Plautus für die Bestien vor.«
Sinnend betrachtete Titus den großen, muskulösen Mann. »Viel wert bist du nicht mehr, was?«
»Eine Tagesration für die Löwen.«
»Was hast du gemacht, bevor du Gladiator wurdest?«
»In meiner Heimat war ich ein Jäger. Von dort nahmen die Römer mich mit, als sie wilde Tiere für die Arena fingen. Vergessen wir es.« Fuscus versank in brütendes Schweigen, das Titus nicht zu stören wagte. Seine Gedanken wanderten zu Ingwar. Er war schon verflixt lange fort.
»Wo bleibt er nur?«, flüsterte er schließlich besorgt und kaute an seinen Knöcheln. Dann überwandt er sich. »Ich gehe nachschauen.«
Aber sein Heldenmut wurde nicht benötigt. Schnaufend kam Ingwar in den Säulengang gebogen und lehnte an die Wand. »Knapp entkommen!«
»Und ohne Pelz?«
»Unmöglich. Lass uns gehen, Titus. Danke, Fuscus. Auch wenn es nicht geklappt hat.«
Der Gladiator nickte kurz und meinte zu Titus: »Richte deinem Vater meine Grüße aus.«
»Natürlich.«
Schweigsam gingen die Jungen durch die ruhig gewordenen Straßen nach Hause. Die Tagesarbeiten waren getan, Essensdünste zogen durch die Luft, ein paar müßige Flaneure schlenderten auf der Suche nach einer Taberna den Aventin hinunter. Die Therme hatte bereits geschlossen, die Badegäste waren gegangen. Zwei Sklaven fegten die Eingangshalle und verrieten ihnen, dass die junge Herrin und ihre Cousine im gymnasium weilten.
Hier fanden sie Khep und Caecilia bei einem Ballspiel, während Didia sich mit dem Holzschwert vergnügte und imaginäre Gegner zu Hackfleisch verarbeitete.
»Oh, ihr seid zurück? Das hat aber lange gedauert!«
»Und den Wolfspelz habt ihr auch nicht dabei. Was ist schiefgelaufen?«
»Alles.« Ingwar setzte sich auf eine Bank an der Wand und streckte die Beine aus. Er fühlte sich als Versager und Feigling. »Ich hab’s vermasselt.« In kurzen Worten erklärte er, was er erlebt hatte, und schloss: »Ich hatte so viel Schiss, dass ich noch nicht einmal einen Pelz mitgenommen habe.«
Die Mädchen und Khep saßen vor ihm auf dem Boden und hielten die Köpfe gesenkt. Der dritte Teil des Auftrags war damit nicht erledigt, und die Lösung in weite Ferne gerückt.
»Zu allem Überfluss hat Babulus heute auch noch mit einem aus dem Ludus geschwätzt!«, murmelte Khep. »War wohl so was wie ein Aufseher. Dieser Plapperaffe hat ihm von den unübertrefflichen fünf von der Fortuna-Therme vorgeschwallt. Wie anstellig und aufmerksam wir seien und wie sehr uns Globulus’ Tod getroffen habe. Natürlich hat er ihm unsere Namen gesagt, der Tropf mit seiner geschmierten Zunge und dem Hirn wie ein Hasenkötel.«
»Oh, soll er doch den Hades putzen, dieser Latrinenwärter. Damit könnte uns Plautus mächtig in die Quere kommen«, stöhnte Didia auf.
»Er ahnt nichts von gewürzten Fleischklößchen und Veilchen«, beruhigte sie Caecilia.
»Wer weiß. Er ist ja leider nicht doof. Und den Pelz kann er sich jederzeit holen.«
Betrübt saßen sie beisammen, und so recht wollte niemand etwas einfallen.
»Globulus verlässt sich auf uns«, war Ingwars einziger, wenig hilfreicher Kommentar. »Vielleicht sollte ich noch mal . . .«
»Hast du denn wenigstens seinen Wolfspelz bei diesem bissigen Lämmchen gesehen?«, wollte Didia wissen.
Ingwar schüttelte mutlos den Kopf. »Alle, die da lagen, sahen gleich aus für mich.«
Ruckartig setzte Didia sich auf. »Ach ja?«
»Na, wenn du besser weißt, was für einen Wolf Globulus sich über die Tunika geworfen hat, dann geh du doch hin und such den aus dem Stapel Felle raus.«
»Gifte nicht gleich so herum, Ingwar. Mir ist nur etwas eingefallen. Kann sich einer von euch daran erinnern, ob Globulus’ Pelz eine besondere Eigenschaft hatte?«
Alle sahen sich hilflos an.
»Er sah aus wie ein struppiger Hund«, meinte Caecilia.
»Ohne Kopf und Pfoten. Der Schwanz war noch dran«, fiel Khep ein.
»Wie die meisten Felle beim Gerber eben«, ergänzte Titus. »Ich glaube, Didia hat etwas Wichtiges
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