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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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trotz alldem, trotz all des Geldes, das er investiert, und all der Zeit, die er aufgewendet hatte, war alles, was zu Tage gefördert worden war, eine nutzlose Flasche Wein und das Piktogramm eines verdammten Käfers.
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch machte sich mit einem melodiösen Summen bemerkbar. Er nahm den Hörer ab. »Ich bin’s«, meldete sich Wladimir Cholkow.
    »Wo waren Sie denn?«, knurrte Bondaruk. »Ich habe gestern Abend schon auf Ihren Anruf gewartet. Berichten Sie, was geschehen ist.«
    »Ich bin ihnen gestern Nachmittag nach Marseille gefolgt. Dort traf ich dann mit ihnen zusammen und habe ihnen einen Waffenstillstand angeboten – und eine Partnerschaft.«
    »Was haben Sie getan? Dazu habe ich Sie nicht beauftragt!«
    »Einen Waffenstillstand zu vereinbaren und … sich daran zu halten, das sind zwei verschiedene Dinge, Chef. Jedenfalls haben sie nicht eingewilligt.«
    »Wo sind sie zurzeit?«
    »Wieder in Marseille.«
    »Was heißt wieder?«
    »Ich musste Frankreich verlassen; ich bin in La Jonquera, auf der anderen Seite der spanischen Grenze. Die französische Polizei fahndet nach mir. Jemand hat ihnen einen Steckbrief und einen Haftbefehl übermittelt.«
    »Das waren die Fargos. Ganz sicher. Aber warum sollten sie so etwas veranlasst haben?«
    »Ich werde der Sache auf den Grund gehen. Es ist nicht so wichtig. Wenn sie abreisen sollten, erfahre ich das ohnehin sofort.«
    »Wie denn?«
    Cholkow erklärte es ihm, dann fragte Bondaruk: »Was ist mit dem Buch?«
    »Ich habe von jemandem ihr Haus beobachten lassen. Fargo hat nicht geblufft. Sie sind aufwendig gesichert. Ich denke, es lohnt die Mühe nicht, dort einzudringen. Und da wir wissen, wohin sie gehen und wann, können wir sie doch für uns arbeiten lassen.«
    »Einverstanden.«
    Bondaruk legte den Hörer auf, ging zum Fenster und zwang sich, die Ruhe zu bewahren. Cholkow hatte recht: Sie hatten ja Zeit. Die Fargos mochten zwar einen Vorsprung haben, aber sie hatten auch noch einen langen Weg vor sich und einige Hindernisse zu überwinden, ehe sie ihr Ziel erreichten. Früher oder später würden sie einen Fehler machen. Und wenn das geschah, dann wäre Cholkow zur Stelle.

34
Sewastopol, Ukraine
    Sam lenkte das gemietete Opel Coupé von der Landstraße und brachte es wenige Meter vor dem Klippenrand zum Stehen. Bis zum Sonnenuntergang dauerte es noch ein Stunde, die Sonne sank bereits dem westlichen Horizont entgegen und legte einen rotgoldenen Schimmer auf die Fluten des Schwarzen Meeres. Unmittelbar unter ihnen tauchten die Palisaden des Kap Fiolent ins blaugrüne Wasser. Dicht vor der Küste ragten Dutzende von zerklüfteten Felsnadeln aus der schäumenden Brandung.
    In der Ferne schrie eine Möwe, verstummte … und zurück blieb nur das Pfeifen des Windes, der durch Sams offenes Fenster ins Wageninnere wehte.
    »Ziemlich ungemütlich«, murmelte Remi.
    »Das ist sicher richtig«, pflichte Sam ihr bei. »Aber irgendwie passt es auch zu ihm.«
    Mit ihm war Hadeon Bondaruk gemeint. Da sie keine weitere Flasche besaßen, die ihnen die nächsten Zeilen des Rätsels hätte liefern können, hatten sich Sam und Remi für die einzige Möglichkeit entschieden, die sich ihnen bot, nämlich Bondaruks Weinflasche zu stehlen.
    Es war zwar ein gefährliches, wenn nicht gar törichtes Vorhaben, aber ihre Erfahrungen hatten sie eine ganze Reihe von Dingen gelehrt. Eins davon war das, was Sam das Reziproke Gesetz von Macht und vermeintlicher Unverwundbarkeit nannte. Betrachtete man Bondaruks Macht und seine traurige Berühmtheit, so musste man sich unwillkürlich fragen, welcher halbwegs vernünftige Zeitgenosse auf die Idee käme, ihn zu bestehlen. Nachdem er so viele Jahre lang seine Position als hochrangiges Mitglied der ukrainischen Mafia unangefochten bekleidet hatte, hatte Bondaruk ebenso wie viele andere mächtige Männer angefangen, die Legenden, die über ihn in Umlauf waren, für bare Münze zu nehmen. Mit Sicherheit waren er und sein Anwesen bestens bewacht, aber wie bei Muskeln, die lange nicht trainiert worden waren, konnte man durchaus zu Recht erwarten, dass die Wachsamkeit derer, die ihn beschützten, allmählich erheblich nachgelassen hatte – zumindest war dies eine vertretbare Theorie.
    Natürlich wollte keiner von ihnen ein solches Wagnis auf Grund reiner Vermutungen eingehen, daher hatten sie Selma gebeten, ihre Erfolgsaussichten auszuloten: Gab es irgendwelche Schwächen in Bondaruks Sicherheitssystem, die sie sich zunutze

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