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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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ihr hierher?«
    »Also so ein Zufall, wie kommst
du hierher?«
    Frau Radke hat sich als erste
wieder gefangen. »Setz dich doch, mein Kind, und erzähle. Gut schaust du aus.
Lissabon der Schlankheit wegen, habe ich recht?« Sie droht neckisch mit dem
Zeigefinger.
    »Stimmt, Tante Annegret.«
    »Man sieht’s dir an.« Sie zückt
die Stielbrille und taxiert die Nichte. Man sieht es ihr tatsächlich an. Selbst
ein Blinder würde es ihr ansehen. »Was für eine geheimnisvolle Kur machst du
denn hier mitten im Portugiesischen?«
    »Es ist eine Kur auf..., auf
Meerwasserbasis, Tante Annegret.«
    »Meerwasser«, ich muß sofort
den Schiffsarzt fragen, denkt Frau Radke, Meerwasser ist schließlich sein
Gebiet, er soll uns auch auf Meerwasser setzen, der Trottel, Schluß mit der
albernen Kalorienzählerei. »Unser Wiedersehn, das müssen wir direkt feiern,
Kind. Herr Ober, ein Gläschen Portwein, bitte.«
    »100 Gramm Portwein sind 161
Kalorien, Tante.«
    »Mönsch, Trixi, du bist ja
Experte«, sagt Erika und beäugt die Kusine verwundert.
    »Na, einmal ist keinmal, sei
kein Frosch. Oder glaubst du etwa, wir wollen Sabotage üben?« Frau Radke droht
wieder mit dem neckischen Zeigefinger.
    »I wo, bloß, weißt du, mein
Magen ist ein bißchen durcheinander. Ich war ganz schön see...« Sie beißt sich
auf die Zunge, verschluckt das »krank«, schiebt ein Räuspern ein, verflixt, was
paßt auf »see?«
    »Ganz schön see-etsam war mir,
verstehst du, die Fasterei, der ewige Hunger.« Von der »Aphrodite«, da dürfen
die Radkes nichts erfahren, kein Sterbenswörtchen, sonst sind die
eins-zwei-drei an Bord.
    »Na, da gehst du aber ran,
Trixi«, sagt Erika und wundert sich wieder.
    »Nun darf ich mal
neugierig sein. Was macht ihr denn hier für eine Kur?«
    »Im Grunde hat es auch mit Meer
zu tun, stimmt’s, Mamusch?« sagt Erika und reibt sich im nächsten Moment ihr
Schienbein. »Warum trittst du... ach so.« Natürlich, die braucht ja nichts zu
wissen von der »Aphrodite«, kein Wort braucht die zu wissen, sonst ist die
eins-zwei-drei an Bord.
    Einen Augenblick herrscht
Schweigen am Tisch. Es ist ein Schweigen, das Sekunden später gebrochen wird,
und zwar von einem Mann, der sich dem Tisch nähert. Er heißt René Cantal und
ist der 1. Offizier auf dem Schlankheitskreuzer »Aphrodite«.

Trixi liebt
den Ersten Offizier,
der Erste
Offizier liebt gepökelte Schweinsfüße,
und Hügeli
liebt die Tauben von Lissabon
(wenn sie
gefüllt sind).
     
     
     
    »Schlapp-schlapp,
schlapp-schlapp, schlapp-schlapp«, machen die Hufe auf dem Pflaster der Avenida
Infante. Sie gehören einem Droschkenpferd. Engracia heißt es und trägt einen
Strohhut, in dessen Rand man zwei Löcher für die Ohren geschnitten hat.
Engracia mit Hut sieht aus wie eine eitle alte Dame auf dem Weg zum
Kaffeekränzchen. Dabei ist es gar nicht wegen der Eitelkeit, es ist wegen der
Hitze: Die Sonne Lissabons brennt so heiß, daß selbst Pferde Hüte tragen.
    »Auf Wiedensehn, auf
Wiedensehn«, sagt Engracias Kutscher gerade und dreht sich um zu den
Herrschaften im Fond.
    »Was heißt hier auf Wiedersehn,
wir sind ja gerade erst eingestiegen, Amigo«, sagt René Cantal.
    »Auf Wiedensehn«, wiederholt
der Kutscher fröhlich und fährt strahlend fort: »Auf Wiedensehn. Wie geht’s so?
Mein Herr, geben Trinkergeld.« Es sind die drei Sätze, die er deutschen
Touristen in zähem Kampf abgerungen hat, und er wendet sie auch dann an, wenn
sie nicht passen.
    »Nun gib ihm schon Trinkergeld,
mein Herr«, sagt Trixi und lehnt sich genüßlich seufzend zurück in die Polster.
Himmel, wie schön kann doch das Leben sein!
    Sie fahren vorüber an
verschlafenen Villen, an stillen Kirchen, an weißen Palästen, die umwuchert
sind von Ringelblumen aus Indien, von afrikanischen Lilien, von Hibiskus,
wildem Löwenmaul, ziegelroten Bougainvilleen, von Guaven, Mangos und Kamelien.
Blau blühende Jacaranden verströmen ihren Duft, Dattelpalmen rascheln mit den
Fächern, die Flammenbäume Brasiliens ragen in einen Himmel, der indigoblau ist.
Aus der Tiefe blinken die Wasser des Tejo, und vom Atlantik her weht ein
feuchter, salziger Wind.
    »Es riecht nach..., nach
Sehnsucht, Monsieur Cantal«, sagt Trixi.
    »Sehnsucht kann man nicht
riechen, Miß Sommer. Außerdem riecht’s hier nach queijo da Serra.«
    »Ist das ein Blütenstrauch?«
    »Nein, ein Käse. Und zwar einer
der besten, den dieses schöne Land hervorbringt. Er steckt dort in unserem
Picknick-Korb.« Er wechselt ein paar

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