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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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von Zeebrugge
lag und Trixi hat nicht vergessen, was Kerstin gesagt hat.
    »In Lissabon«, meint sie
deshalb, »da werde ich bestimmt noch krank sein, sehr, sehr krank.«
    »In Lissabon werden Sie gesund
sein, gesund wie ein Fisch, so was geht schnell vorüber, so ein bißchen
Seekrankheit, außerdem..., also ich kann ja auch eine Tipoia besorgen. Das ist
eine richtige alte Pferdekutsche, die lasse ich direkt bis an den Kai rollen
und...«
    Reden kann der, wie ein Buch,
soll ruhig weiterreden, möchte gern wissen, wie oft der mit seinem
Kutschen-Trick schon Erfolg gehabt hat. »In so einer ollen Kutsche«, sagt sie,
»wird mir gleich wieder schlecht, Monsieur Cantal, das weiß ich jetzt schon.«
    »Miß Sommer, Beatrix, bitte,
sagen Sie ja.«
    »Ich sag aber nein.« Sie schaut
ihn aus halb geschlossenen Lidern an und wundert sich, wie traurig der aussehen
kann. Traurig wie eine Trauerweide. Wie ein ganzer Wald von Trauerweiden. Soll
er. Andrerseits..., andrerseits tut er einem wieder leid, und dann, eine
Kutschpartie mit einem so gutaussehenden Mann, in der schönsten Stadt der Welt,
man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. Ja sagen darf ich aber trotzdem
nicht, doch vielleicht könnte ich »vielleicht« sagen.
    »Ihre Handtasche, Miß Sommer,
und die Tabletten.« Stutterbold steht da, als sei er aus dem Boden gewachsen.
Er keucht schrecklich, so schnell ist er gerannt. »Und hier in der
Thermosflasche ist etwas Pfefferminztee. Zum Runterspülen.«
    Der Erste wirft Stutterbold einen
Blick zu, der an einen Laserstrahl erinnert. Er will etwas sagen, aber da kommt
einer von den englischen Leichtmatrosen und meldet: »Der Kapitän bittet Sie auf
die Brücke, Sir. Es ist dringend, Sir.«
    »Tun Sie Ihre Pflicht, Sir.«
Diesmal grinst Stutterbold. »Schließlich haben wir Sturm, Sir.« Und er grinst
noch etwas widerwärtiger.
    Er wartet, bis der Erste außer
Hörweite ist. Dann beugt er sich zu Trixi herunter. »Miß Sommer«, brüllt er,
weil der Sturm wieder stärker geworden ist, »Miß Sommer, ich erkläre Ihnen
später, warum ich hier an Bord bin. Im Augenblick möchte ich Sie nur warnen.
Dieser Offizier, der weiß alles, ich meine von der Erbschaft, und daß Sie dicke
Chancen haben, Millionärin zu werden. Der will Ihr Geld!!! Deswegen balzt der
so rum und spielt den Romeo.«
    »Romeo und Julia, das ist eine
traurige Geschichte«, sagt Trixi.
    Im selben Moment macht das
Schiff »Rums« und »Rums« und »Rums«.
    Stutterbold dreht sich um seine
Achse, torkelt, taumelt, schwebt zehntelsekundenlang in einem Winkel von etwa
45 Grad, bis er Trixi unter sich begräbt. Der Liegestuhl streckt krachend die
Beine, die Thermosflasche zerbricht knisternd, die Tabletten rollen, die
Handtasche öffnet sich. Mittschiffs wuchtet ein Brecher über die Reling. Er
bricht dort zusammen, wo Stutterbold und Beatrix mit dem Liegestuhl und den
Decken einen Kampf ausfechten, der an die Laokoongruppe im Vatikanmuseum
erinnert.
    Im Cafe Tofa an der Rua Aurea
ist um die fünfte Nachmittagsstunde Hochbetrieb. Es ist die Stunde der
Rendezvous, der Kuchenschlemmereien, des Diskutierens, des Zeitunglesens, der
unzähligen Tassen Kaffee. Und es ist die Stunde der Männer.
    Die meisten von ihnen tragen
Schwarz, und alle begrüßen sie sich mit ausdauerndem Händeschütteln, mit
heftigem Schulterklopfen, mit einem Kuß auf die linke Wange und einem Kuß auf
die rechte Wange.
    »Und wer küßt uns«, sagt Erika
und streift seufzend die Pumps von den Füßen. Den ganzen Nachmittag ist sie mit
Muttern durch Lissabon getrabt. Bei der Affenhitze. Sie haben ein halbes
Dutzend Kirchen besichtigt, deren Namen sie nicht mehr weiß, und noch mehr
Paläste, die sie bereits wieder vergessen hat. Jetzt hat sie eine Blase am Zeh
und ist durstig und hungrig.
    »Was wollen wir bestellen,
Mamusch?«
    »Was dürfen wir
bestellen, meinst du.«
    »Also, was dürfen wir.«
    »Wir dürfen«, sagt Mutter Radke
und holt einen hektographierten Zettel aus der Handtasche, der jedem Passagier
vor Verlassen des Schiffes ausgehändigt wurde. »Wir dürfen pro Kopf und pro
Landausflug, Moment, bitte, da dürfen wir 550 Kalorien.«
    »Da nehm’ ich so ‘n Kuchen da
und ‘ne Tasse Kaffee mit Sahne.« Erika zeigt auf einen Herrn am Nebentisch, der
sich ungerechterweise bereits über die zweite Portion Torte de peras (was auf
deutsch »Birnentorte« heißt) hermacht.
    »So ‘n Kuchen da«, sagt Frau
Radke und ahmt ihrer Tochter nach, »der bringt etwa 350 Kalorien, mein

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