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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Beine kommen«, sagt er und überlegt, wieviel Pfund die Seekrankheit
zusätzlich bringen könnte.
    »Ihre Stimme, die hat auch
Ähnlichkeit mit meinem Bekannten Sie werden ihm immer ähnlicher, diesem… diesem
Stutterbold aus...«
    »Miß Sommer, ich bin Stutterbold, James P. Stutterbold aus New York City.«
    »Fein«, sagt Trixi, »fein, daß
Sie hier sind.« Sie wundert sich nicht, wie der Exprivatsekretär der
verstorbenen Multimillionärin auf die »Aphrodite« kommt. Sie hätte sich auch
nicht gewundert, wenn der amerikanische Präsident neben ihr säße. Oder der
Papst. Oder Mao. Wer seekrank ist, kann sich nicht wundern. Wer seekrank ist,
dem ist alles, alles wurscht.
    »Und nun wollen wir mal den
Puls prüfen«, sagt Stutterbold und sucht ihn umständlich. Er schaut auf seine
Armbanduhr, zählt und zählt. »Dreiundneunzig, das ist ein wenig über normal. Na
ja, kein Grund zur Beunruhigung. Jetzt ruhen wir uns hier noch ein bißchen aus,
und dann geht’s husch in die Kabine.«
    »In die Kabine? Ist doch
ausgesprochener Blödsinn so was! Kabinenluft ist Gift bei Seekrankheit. Oder
wollen Sie die Dame umbringen?« Die Stimme gehört dem Ersten Offizier. Er steht
da, schaut auf die beiden, die da Händchen halten, hat eine maßlose Wut im
Körper und weiß gar nicht recht warum. »Wissen Sie, was die junge Dame wirklich
braucht?«
    »Was Miß Trixi braucht, ich
glaube, das können Sie mir überlassen.«
    »Ach, die Herrschaften kennen
sich.« Das ist ja der Gigolo mit dem lächerlichen Schnurrbart. Dem der Masseur
diesen komischen Brief gebracht hatte. Und so ‘n Heini schmust mit dem
entzückendsten Mädchen des ganzen Schiffes.
    »In der Tat, wir kennen uns.«
Stutterbold reckt sich wie ein Hahn, der die älteren Rechte auf dem Hühnerhof hat.
Der Beau, der Schönling mit der Portiersuniform, der kann ihn mal.
    »Um so mehr sollten Sie auf
mich hören. Die junge Dame hat eine Vierbett-Kabine, soviel ich weiß,
Zwischendeck, dumpfe Luft also. Wenn ich als Fachmann einen Rat geben darf,
mein Herr…«
    »Geschenkt, mein Herr.«
    »...Dann würde ich raten:
Deckstuhl mittschiffs aufstellen, Rückenlage, Schiffsbewegungen mit dem Kopf
ausgleichen.«
    »Skopolamin-Atropin wäre
besser.«
    »Dann wundere ich mich, daß Sie
noch nicht unterwegs sind, der Schiffsarzt hat die Tabletten vorrätig.«
    »Wieso sollte ich... «
    Die Stimmen der beiden Männer
werden gereizter. Herrlich, wenn sich zwei Männer um einen streiten. Trixi
genießt das geradezu. Man könnte die ganze Seekrankheit dabei vergessen. Sie
fühlt sich auch schon besser. So viel besser, daß sie an ihr Aussehen denkt.
Ich sehe bestimmt gräßlich aus. Seekranke sollen ja ganz grün aussehen, wie
Wasserleichen. Und dunkle Ringe haben sie unter den Augen. Und blaue Lippen.
Ich muß mein Make-up erneuern, muß ich unbedingt.
    Trixi richtet sich auf und sagt
kränkelnd: »Stutterbold, seien Sie ein Schatz, und holen Sie mir meine Tasche
aus der Kabine. Ich möcht’ mich ein bißchen frisch machen.«
    »Selbstverständlich, gnädiges
Fräulein«, sagt er und tritt von einem Bein aufs andere. So eine Bitte kann man
nicht abschlagen, aber diesen Offizier kann man auch nicht allein lassen.
»Vielleicht holt der Herr Offizier inzwischen die Tabletten«, schlägt er vor.
    »Auf dem Weg zum Zwischendeck
kommen Sie direkt an dem Schiffshospital vorbei. Also ein Abwaschen.« Eins zu
Null für mich, denkt der Erste und grinst widerwärtig, als Stutterbold sich
mürrisch auf den Weg macht.
    »Das Barometer ist wieder
gestiegen, Miß Sommer«, eröffnet der Erste die Konversation, »in Lissabon haben
wir das beste Wetter.«
    »Lis-sa-bon. Ist das eine
schöne Stadt?«
    »Sie kennen Lissabon nicht?
Dann kennen Sie die schönste Stadt der Welt nicht. Die sieben Hügel des Tejo,
die Avenida da Liberdade, das Castelo von São Jorge, Alfama— das Labyrinth, die
Miradouros, Campo Pequeño mit den Stierkämpfern. Es riecht nach Orient, nach
Tausendundeiner Nacht, die Melodien der Fados in allen Gassen, Lissabon ist ein
Märchen, Lissabon ist...«
    Trixi blinzelt den Monsieur
Cantal erstaunt von ihrem Liegestuhl her an. Der fängt ja richtig an zu schwärmen,
dieser Seemann. Und da kniet er auch schon neben ihr, nimmt ihre Hand, fragt:
»Miß Sommer, darf ich Ihnen Lissabon zeigen, darf ich?«
    In jedem Hafen wartet eine, in
manchen Häfen warten zwei, und wenn mal keine wartet, nimmt er eine vom Schiff,
das hatte Kerstin Nielsen gesagt, damals, als das Schiff am Kai

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