Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
einer Stielbrille
zu Dom Pedro dem Vierten hinaufstarrt.
»Die Wäschereibesitzerswitwe
Radke aus Frankfurt, von der Gattung der Kalorienzähler.«
»Und warum wird die auf gar
keinen Fall aufgeben?«
»Weil sie Geld dafür kriegt,
Hügeli, eine ganze Menge Geld, drei, vier, fünf Millionen, was weiß ich, Dollar
jedenfalls! Da existiert irgendso ein Testament, wonach sie nur dann die
Moneten kriegt, wenn man zu ihr sagen kann: ›Sie sind mir die Schlankstem Das
klingt verrückt, aber das Leben ist verrückt.«
»Woher wissen Sie das
eigentlich alles?«
»Der Wind hat mir ein Lied
erzählt. Sie wissen ja, nirgends wird mehr geklatscht als auf einem
Passagierschiff.«
Was die Essig-und-Obst-Leute
betrifft, die das Rennen aufgegeben haben und von Bord gegangen sind, so muß
hier ein Mißverständnis obwalten Vielleicht haben sie nur Essig und Obst
zu sich genommen, und das wäre wirklich ein harter (Diät-)Job. Man kann aber
auch Essig und Obst in Form von Obstessig zu sich nehmen. Und zwar— jetzt kommt
der »Clou«— vor jeder normalen Mahlzeit! Damit hat man die Kur der
Kuren, das diätische Kolumbusei sozusagen. 2 Teelöffel Obstessig in einem Glas
Wasser zu jeder Mahlzeit erfüllen Hamlets Wunsch: »O schmölze doch dies allzu
feste Fleisch!« Es schmilzt tatsächlich.
Als Kronzeugen zitieren wir den
amerikanischen Arzt Dr. C.D.Jarvis, der das Geheimnis des viel Kalium und
Kalzium enthaltenden Obstessigs entdeckte. »Eine spezielle Diät ist nicht
erforderlich«, schreibt er, »abgesehen davon, daß Gerichte, die erfahrungsgemäß
die Fettablagerung im Körper steigern, vermieden werden sollten.«
Hügeli beäugt die Frau Radke
langsam und gründlich. »Der Greifer und die Millionenerbin«, sagt er
schließlich und macht hinter jedem Wort eine Pause. »Wie gefällt Ihnen das?«
»Sie meinen, ich sollte...«
»Ich meine, Sie sollten.«
»Ich bin kein Erbschleicher.«
»Aber Junggeselle sind Sie. Und
da drüben steht eine Millionenbraut. Witwe. Kontaktfreudig. Geil. Das spürt man
bis hierher. Hat sogar in etwa Ihr Alter.«
Hügeli ist Geschäftsmann. Durch
und durch Geschäftsmann. Er wird ganz nervös bei dem Gedanken, daß jemand einen
solchen Coup nicht wenigstens versuchen will.
Der Greifer kratzt sich hinter
dem linken Ohr und schaut zur Radken hinüber. »Eine Schönheit ist sie nicht«,
sagt er.
»Sie auch nicht, verzeihen Sie,
bitte.«
»Sagen Sie, Hügeli, was wollen
Sie eigentlich von mir, kriegen Sie Prozente, oder warum wollen Sie sich den
Kuppelpelz verdienen?« Er lacht. Aber das Lachen klingt nicht echt.
»Ich bitte Sie, ist doch alles
nur ein Scherz.« Wenn man frei wäre, würde man es selbst versuchen. Drei, vier,
fünf Millionen. Dollar wohlgemerkt! So was läßt man nicht auf der Straße
liegen.
»Was heißt Scherz...«
Die Mine ist gelegt. Die Lunte
glimmt. Drei, vier, fünf Millionen. Dollar wohlgemerkt. Damit könnte man eine
eigene Firma gründen. Kein Fernsehfritze könnte einem mehr ‘reinquatschen. Und
alberne Bemerkungen machen. Von wegen zu dick und so. Nur erstklassige
Drehbuchleute werden engagiert. Und kongeniale Partner. Die Taylor käme in
Frage, Laurence Olivier, Marlon Brando ist wieder im Kommen. Und was die
Regisseure betrifft..., wieso Regisseur? Regie führe ich selber. Hab’ es
schließlich mal gelernt. Stadttheater Cottbus. Und später Bielefeld.
»Frühlingserwachen«, war der Erfolg. Als erstes fliegt der Produzent,
das ist klar. »Sie können gehen«, werde ich zu ihm sagen, ganz ruhig, ganz
kalt.
Der Greifer macht eine
Handbewegung, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. Er erhebt sich
schwungvoll, geht zum Blumenstand hinüber, ersteht eine einzelne Orchidee. Mit
gekonnter Lässigkeit schlendert er zu Frau Radke hinüber, die immer noch zu Dom
Pedro dem Vierten hinaufstarrt.
Warum Trixi
»Miß Aphrodite« wird,
warum es
Katzenzungen regnet
und warum
Frau Radke Köchinnen besticht.
Die kobaltblaue Orchidee hat
bereits etwas gelitten unter der Hitze, als Annegret Radke von ihrem
Landausflug zurückkommt. Nicht gelitten hat Annegrets Stimmung. Sie schnuppert
zum x-ten Male an der streng riechenden Blume und summt dabei »Man schenkt sich
Rosen in Tirol...«.
Es ist ihr völlig wurscht, daß
eine Orchidee keine Rose ist und Portugal mit Österreich so wenig gemeinsam hat
wie ein Granatapfel mit einem Speckknödel.
Man stelle sich so etwas vor:
Ein Mann, ach was heißt ein Mann, ein berühmter, von aller
Weitere Kostenlose Bücher