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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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genau auf sie zu. Die Frauen klatschten in die Hände, als zwei anderen Männer mit langen Stangen, an deren Enden sich Widerhaken befanden, den Rand des Bootes packten und es heranzogen.
    Es war nicht leer. Auf dem Boden lag ein junger Mann, besinnungslos, mit nacktem Oberkörper. Seine linke Schulter war blutverschmiert. Erbärmlich sah er aus, verhungert, ausgezehrt, dem Tode näher als dem Leben. Zusammengekrümmt hing er halb im Wasser, das die Wellen ins Boot geworfen hatten. Zu viert hoben sie den Ohnmächtigen über die Bordwand und betteten ihn auf eine Strohmatte, mit dem Kopf auf eine flache Kiste, die Fackeln enthielt. Xuong untersuchte sofort die blutige Schulter. Kim Thu Mai half ihm dabei. Sie hatte in der Kommune einen Lehrgang in Erster Hilfe mitgemacht. Sie wusch das Blut mit Meerwasser ab, was höllisch brennen mußte wegen des Salzgehaltes, aber der Verletzte spürte in seiner tiefen Bewußtlosigkeit ja nichts.
    »Messerstiche!« sagte Xuong langsam, als die Wunden freilagen. »Einwandfrei Messerstiche. Er ist einer der Unglücklichen, die sich gewehrt haben.« Er richtete sich auf und warf einen Blick auf Cuong. »Jetzt wissen wir, was uns erwarten kann. Kann, sage ich! Wir müssen listiger sein als unsere Feinde.«
    Kim Thu Mai hatte unterdessen dem Ohnmächtigen ein klein wenig Reisschnaps zwischen die Lippen geträufelt. Zwei kleine Korbflaschen hatten sie davon an Bord. Nicht um sich einen Rausch anzutrinken, sondern als Medizin, als eine Art Trost, wenn ihn jemand nötig hatte. Xuong hatte die beiden Korbflaschen mitgebracht … er kannte seine Mitmenschen besser als jeder andere. Er war ja ein Lehrer. Man weiß, daß Reisschnaps das Gemüt anregt und einen fröhlichen Sinn schafft. Aber nun zeigte es sich, daß er auch einen entflohenen Geist zurückholen konnte. Der Verletzte stieß einen langen Seufzer aus, schlug dann die Augen auf und warf einen Blick voller Entsetzen auf die ihn umringenden Männer. Doch dann erkannte er, daß es keine neuen Piraten waren, daß er lebte und im Augenblick in Sicherheit war. Vor Freude begann er zu weinen und schämte sich nicht. Bei solchen Tränen verliert niemand sein Gesicht. Er hob den Kopf, es schmerzte ihn, das sah man an seinem sich verzerrenden Mund, aber dann blickte er Kim an und lächelte schwach.
    Xuong beugte sich über ihn. »Wo haben sie euch überfallen?« fragte er ohne Umschweife.
    »Sie haben unser Schiff versenkt … den Boden aufgehackt. Alle sind ertrunken. Vorher haben sie alle Frauen und sogar die kleinen Mädchen …« Er schluckte, sah Kim an und schloß dann die Augen. »Sie haben uns gezwungen zuzusehen. Als es vorbei war, gingen sie von einem zum anderen und stachen uns nieder. Die anderen hackten den Boden auf … Sie hielten mich für tot. Ich habe mich tot gestellt.« Seine Stimme klang heiser. Jetzt spürte er auch seine Wunden und knirschte mit den Zähnen.
    »Und wie bist du in das Boot gekommen?« fragte Xuong.
    »Das Tau des Beibootes hatten sie gekappt. Es schwamm nebenher. Sie warfen mich mit den Toten über Bord, ich tauchte unter und schwamm unter dem Boot durch auf die andere Seite, klammerte mich dort fest und wartete, bis unser Schiff mit den Frauen und Kindern unterging. Wie haben sie geschrien … ich werde es nie vergessen. Mit Musik aus einem Lautsprecher fuhren die Piraten weiter, ich hing an dem Boot, bis sie außer Sichtweite waren, um mich herum trieben die Leichen meiner Freunde, der Frauen und die Kinder, ein kleines Mädchen umklammerte noch seine Mutter. Da zog ich mich hoch, fiel in den Kahn … und weiß dann gar nichts mehr …«
    Erschöpft von der langen Rede schloß der Verwundete wieder die Augen, begann stoßweise zu atmen und schien in erneute Bewußtlosigkeit zu fallen. Xuong holte ihn mit einem Schluck Reisschnaps wieder in die Gegenwart zurück.
    »Wann war das?«
    »Heute, gestern, vor drei Tagen … ich weiß es nicht. Ich habe das Zeitgefühl verloren.« Er sah wieder Kim an, mit einem langen Blick, als fließe von ihr neues Leben in ihn hinein. »Ich heiße Vu Xuan Le …«
    »Du solltest noch nicht so viel sprechen, Le«, sagte Kim. »Gleich werden wir Reis bringen.«
    »Ich kann nicht schlucken.« Er versuchte es, aber sein Gesicht verzog sich wieder. »Alles ist wie verbrannt …«
    »Das Salzwasser.« Xuong richtete sich auf. »Wir kochen dir eine Suppe aus Hühnerfleisch. Die kannst du langsam trinken.«
    Er überließ Le der Fürsorge von Kim. Sie umwickelte die Stichwunden

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