Das goldene Ufer
tauchte den Schwamm ins Wasser und massierte ihr sanft den Rücken. Langsam ging er dabei tiefer und hörte, wie Gisela lauter atmete, als seine Hand über ihren Hintern strich und sich dabei an jene Stelle verirrte, die besonders empfindlich war.
»Gib den Schwamm her, sonst dauert es zu lange«, sagte sie, nahm ihn ihm ab und machte sich daran, ihm nicht nur den Rücken, sondern den ganzen Körper zu waschen. Walther verging fast vor Leidenschaft, wartete aber, bis Gisela erklärte, er wäre nun sauber.
Sie legte sich hin und streckte ihm die Arme entgegen. »Sei bitte vorsichtig!«
Ihr Blick ruhte für einen Augenblick sinnend auf der Wölbung ihres Leibes. Dann aber vergaß sie ihr Kind und genoss es, Walther wieder das Weib sein zu können, das er sich wünschte.
6.
A m nächsten Morgen wachten die beiden erst auf, als die Sonne hoch stand und auf der Straße die Stimmen von Hernando de Gamuzana und anderen Männern erklangen.
Gisela achtete nicht darauf, denn sie hatte ein drängenderes Problem.
»Gibt es hier einen Nachttopf?«, fragte sie.
Walther warf einen Blick unter das Bett und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber du wirst zu dem Abtritt gehen müssen, den wir gestern Nachmittag benutzt haben.«
»Aber dazu brauche ich meine Kleider!«, rief Gisela erschrocken aus.
»Vielleicht kannst du dich in eine Decke hüllen«, schlug Walther vor und erntete einen bösen Blick.
Seufzend verließ er das Bett und sah sich um. Aber er fand nichts, was seine Frau anziehen hätte können. Da auch die Truhen verschlossen waren, schlich er zur Tür, öffnete sie vorsichtig und lachte leise auf. Draußen lagen sowohl Giselas Kleid wie auch seine Sachen, alles frisch gewaschen und geplättet. Sogar der Riss im Rock, den er sich während des Sturms zugezogen hatte, war ausgebessert worden. Er prüfte, ob ihn jemand sehen konnte, und holte dann die Sachen herein.
Gisela zog sich rasch an. Walther war gerade dabei, sein Hemd in die Hosen zu stopfen, da huschte sie schon aus dem Zimmer und eilte den Korridor entlang. Walther folgte ihr kopfschüttelnd, sagte sich dann aber, dass die Macht der Natur nun einmal stärker war als der menschliche Wille und er Gisela deswegen nicht verspotten durfte.
Als er das Zimmer erreichte, in dem sie am Abend zuvor gegessen hatten, saßen die beiden Damen Gamuzana am Tisch und begrüßten ihn freundlich. Zwar konnte er sich nicht mit ihnen verständigen, doch die beiden schienen davon auszugehen, dass er hungrig sei. Doña Elvira klatschte in die Hände und rief einen Befehl. Kurz darauf brachten Diener eine große Auswahl an Speisen herein und stellten alles auf den Tisch. Dazu wurde Kaffee von einer Güte serviert, wie es ihn auf Renitz nicht einmal für die gräfliche Familie gegeben hatte. Arm, sagte er sich, konnte der Alcalde nicht sein.
Kurz darauf erschien auch Gisela, die erleichtert wirkte, und nahm neben ihm Platz. Bevor sie zugriff, faltete sie die Hände und dankte der Heiligen Jungfrau Maria für Speis und Trank.
Doña Elvira und ihre Tochter hatten bereits wohlwollend das kleine silberne Kruzifix gemustert, das Gisela an diesem Morgen offen trug. Zufrieden nickten sie, weil ihre Gäste offensichtlich katholisch waren, und umsorgten Gisela wie eine liebe Freundin. Auch freuten sie sich, als diese aus ihrer Erinnerung einige Brocken Spanisch hervorkramte, die sie als Kind bei den Soldaten gelernt hatte. Viele Ausdrücke klangen zwar nicht gerade vornehm, doch die beiden Damen waren begeistert, und so entspann sich eine an Gesten reiche Unterhaltung, von der Walther gänzlich ausgeschlossen war.
Das Erscheinen des Hausherrn erlöste ihn aus seiner Isolation. Don Hernando begrüßte ihn freundlich und erkundigte sich nach seinem Wohlergehen. »Ich hoffe, Sie haben heute Nacht etwas Schönes geträumt«, setzte er hinzu. »Sie wissen ja, was man in der ersten Nacht in einem fremden Bett träumt, geht meist in Erfüllung.«
Zwar konnte Walther sich an keine Träume erinnern, doch er bejahte höflicherweise und wurde von Gamuzana aufgefordert, kräftig zuzugreifen. »Essen Sie erst einmal! Zum Reden ist später Zeit. Ich würde nämlich gerne mit Ihnen sprechen, Señor!«
Ein seltsamer Unterton ließ Walther aufhorchen. Gab es etwa Probleme mit den anderen Geretteten? Doch Gamuzana zeigte keine Anzeichen von Ärger, sondern wirkte eher angespannt und ein wenig lauernd. Noch verriet er nicht, was ihm auf dem Herzen lag, sondern bat seinen Gast, doch diese oder
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