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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Schale geformten Händen zu ihrem Mann. Sorgsam träufelte sie es ihm zwischen die Lippen und lächelte. »Es ist unser erster Trunk auf dem Kontinent, der unsere neue Heimat sein wird.«
    »Hast du den Reiter noch einmal gesehen?«, fragte Walther.
    »Leider nicht! Er scheint eine andere Richtung genommen zu haben.«
    »Dann bleibt nur die Hoffnung, dass es keiner der Eingeborenen war, die laut einiger Berichte sogar noch Menschenfleisch essen sollen.« Walther stand auf und reinigte seine Waffen, so gut er es vermochte, auch wenn er sie mangels Pulver und Geschossen nicht mehr laden konnte. Die Büchse würde er im Ernstfall noch als Keule verwenden können, aber eine Drohung mit dieser Waffe mochte ihm wertvolle Zeit verschaffen.
    Ihre Situation war alles andere als rosig. Sie verfügten über keinerlei Lebensmittel, und das Wasser aus dem Bach wurde nach mehrmaligem Schöpfen vom aufgewühlten Sand getrübt.
    Mit einem Mal klang Hufschlag auf. Die meisten Schiffbrüchigen hoben den Kopf, zu mehr waren sie nicht mehr in der Lage. Daher biss Walther die Zähne zusammen, stand auf und nahm die Büchse zur Hand. Mit staksigen Schritten ging er in die Richtung, aus dem die Reiter kommen mussten.
    Schon bald entdeckte er eine ganze Kavalkade, die auf die Schiffbrüchigen zuhielt, und blieb stehen. Bei den Fremden handelte sich weder um Soldaten noch um Eingeborene mit Lendenschurz und Federschmuck, sondern um Männer in aufwendiger Tracht. Alle hielten Gewehre oder Pistolen in Händen und richteten die Waffen auf ihn.
    Da er selbst nichts ausrichten konnte, legte Walther seine Doppelbüchse vor sich auf die Erde und streckte die leeren Handflächen nach vorne.
    Der Anführer, der auf einem isabellfarbenen Pferd mit kunstvoll geflochtener Mähne und Bändern in den Schweifhaaren saß, gab einen Befehl in einer unbekannten Sprache. Sofort senkten die anderen die Läufe. Er selbst hielt sein Pferd vor Walther an und blickte auf ihn herab.
    Nun konnte Walther sehen, dass der Mann prachtvoll, aber auch fremdartig gekleidet war. Der Reiter trug wadenhohe Reitstiefel mit großen Silbersporen, eine grüne Samthose, die von einem breiten, mit Silbernägeln beschlagenen Gürtel gehalten wurde, ein weißes Hemd mit Rüschen am Halsausschnitt sowie eine vorne offene grüne Weste, die ebenso kunstvolle Stickereien aufwies wie der breitkrempige Hut, der ein schmales, energisches Gesicht beschattete.
    Dieser Mann stellt in diesem Landstrich etwas dar, sagte Walther sich und deutete eine Verbeugung an. Da er nicht wusste, wie er den anderen ansprechen sollte, beschloss er, es auf Deutsch zu tun.
    »Mein Herr, ich danke Ihnen sehr für Ihr Kommen. Sie sehen in uns arme Schiffbrüchige, die es an diese Gestade verschlagen hat.« Walther wies auf die Sandbank hinaus, über der das Heck der Loire gerade noch hinausragte.
    Da der Mann keinerlei Anzeichen erkennen ließ, ob er ihn verstanden hatte, versuchte Walther es jetzt auf Englisch. Der Reiter verzog das Gesicht, wirkte aber sofort wieder wohlwollend, als er hörte, dass es sich bei den Überlebenden der Loire um Franzosen und ein paar Deutsche handelte.
    »Sind Sie der Anführer dieser Leute?«, fragte er Walther mit einem von einem starken Akzent gefärbten Englisch.
    Walther schüttelte den Kopf. »Ich bin nur ein Passagier wie die anderen auch. Unser Schiff sollte uns nach New Orleans bringen. Ich wollte von dort mit meiner Ehefrau zu den Siedlungsgebieten der Deutschen in den Vereinigten Staaten reisen.«
    »Sie sind kein Americano aus dem Norden?«, hakte der Reiter nach und setzte, als er Walthers verständnislose Miene sah, hinzu, dass damit die Bewohner der Vereinigten Staaten gemeint seien.
    »Nein! Ich stamme aus Deutschland, genauer gesagt aus Preußen. Die anderen kommen, wie bereits erwähnt, aus unterschiedlichen Provinzen Frankreichs.«
    »Ihr seid also alle Europäer?«
    »Ja!«
    Der Reiter drehte sich zu seinen Männern um und erteilte einige Befehle in seiner Muttersprache. Sofort rissen vier Mann ihre Pferde herum und trieben sie zu einem scharfen Galopp an.
    »Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle«, sagte der Anführer dann zu Walther. »Ich bin Don Hernando de Gamuzana, der Alcalde von San Felipe de Guzmán. Sie würden wohl Bürgermeister sagen. Meine Stadt liegt zwei Reitstunden von hier entfernt landeinwärts. Eben habe ich Boten losgeschickt, um Wagen zu holen, mit denen wir Sie und Ihre Leute in die Stadt bringen können.«
    »Ich danke Ihnen, Herr de

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