Das Gottesgrab
anzudeuten, dass er ein schwieriges Thema anschneiden musste, richtete sich dann auf und trat ein Stück zurück. «Ich habe Ihnen doch heute Morgen gesagt, dass ich mit Ihnen reden muss, nicht wahr?»
«Es geht um diesen verdammten Knox, oder?», sagte Gaille finster. «Bestimmt ist er Ihr bester Freund oder so.»
«Nicht ganz.»
«Er soll nicht zwischen uns stehen», bat sie. «Ich habe gestern Abend einfach blöd dahergeredet. Ehrlich. Er ist mir egal. Ich habe den Mann ja noch nicht einmal kennengelernt.»
Knox schaute ihr fest in die Augen, bis es ihr zu dämmern begann. Dann nickte er. «Doch, das haben Sie», sagte er.
KAPITEL 14
I
Gaille brauchte eine Weile, bis sie begriff, was Knox gerade gesagt hatte. Dann sah sie ihn kalt an. «Gehen Sie», sagte sie.
«Bitte», sagte er, «lassen Sie mich doch …»
«Gehen Sie. Sofort.»
«Hören Sie, ich weiß, wie Sie sich fühlen müssen, aber …»
Sie ging zur Tür und riss sie auf. «Raus!»
«Gaille», bat er, «lassen Sie es mich doch erklären.»
«Das haben Sie bereits. Sie haben mir diesen Brief geschickt, erinnern Sie sich?»
«Es war nicht so, wie Sie denken. Bitte lassen Sie mich …»
Aber der Portier hatte ihren Wortwechsel gehört und war vor Gailles Zimmer aufgetaucht. Er packte Knox am Arm und zerrte ihn hinaus. «Sie gehen», sagte er. «Ich rufe die Polizei.» Knox versuchte, ihn abzuschütteln, aber der Mann hatte überraschend kräftige Hände, die sich tief in sein Fleisch gruben und ihm keine andere Wahl ließen, als zu gehen oder einen Kampf zu beginnen. Sie erreichten die Lobby. Der Portier schob Knox in den Aufzug, drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss und knallte dann die Gittertür zu. «Kommen Sie nie wieder», warnte er ihn. Der Aufzug ratterte nach unten. Noch immer benommen, stieg Knox im Erdgeschoss aus und trat auf die Straße. Der Anblick von Gailles wütendem Gesicht hatte ihn nicht nur erschreckt, er hatte ihm auch klargemacht, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte. Knox wandte sich nach rechts und bog dann wieder rechts in die Gasse hinter dem Hotel ab. Wie so viele Gassen in Alexandria wurde sie als Parkplatz benutzt, sodass er sich durch die dichtgedrängten Autos schlängeln musste.
Mit einem Mal erinnerte er sich an den Brief, den er ihr geschickt hatte, an all die Lügen, die er geschrieben hatte. Sein Gesicht glühte, und als er abrupt in der Gasse stehenblieb, prallte ein Mann, der hinter ihm gegangen war, gegen seinen Rücken. Knox hob entschuldigend eine Hand und wollte etwas sagen, doch im gleichen Moment nahm er einen chemischen Geruch wahr; plötzlich wurde ihm ein feuchter Lappen vor Nase und Mund gepresst. Alles um ihn herum begann dunkel zu werden. Zu spät bemerkte er, dass er unvorsichtig geworden war und nicht mehr an die Sache auf dem Sinai oder an Hassan gedacht hatte. Er wollte sich wehren, wollte weglaufen, doch das Chloroform drang bereits in seinen Organismus. Gelähmt sackte er in die Arme des Angreifers.
II
Es war noch nicht einmal halb zwölf, als Augustin Elena zurück ins Cecil-Hotel brachte. Er hatte sie nach dem Essen in einen Nachtklub einladen wollen, aber sie hatte ihre viele Arbeit vorgeschoben. Trotzdem bestand er darauf, sie in die Lobby zu begleiten. «Mit hochkommen müssen Sie aber nicht», sagte sie trocken, als sie die Fahrstühle erreichten. «Ab hier bin ich wohl in Sicherheit.»
«Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer», verkündete er galant. «Ich würde es mir nie verzeihen, wenn Ihnen etwas passiert.»
Sie seufzte und schüttelte den Kopf, entgegnete aber nichts. Im Aufzug war ein Spiegel. Beide musterten sich in ihm, und als sie den jeweils anderen betrachteten, trafen sich ihre Blicke, und sie lächelten über ihre Eitelkeit. Elena musste zugeben, dass sie ein eindrucksvolles Paar abgaben. Er folgte ihr bis zu ihrem Zimmer. «Danke», sagte sie und gab ihm die Hand. «Ich habe mich amüsiert.»
«Das freut mich.»
Elena nahm den Schlüssel aus ihrer Handtasche. «Dann sehen wir uns morgen.»
«Bestimmt.» Aber er machte keine Anstalten zu gehen.
«Sie haben doch nicht etwa vergessen, wo die Fahrstühle sind, oder?», fragte sie spitz.
Er lächelte. «Ich glaube, Sie sind eine Frau, die keine Angst vor dem hat, was sie will. Habe ich recht?»
«Ja.»
«Gut. Dann möchte ich eines klarstellen: Wenn Sie mich noch einmal darum bitten, werde ich wirklich gehen.»
Für einen Moment entstand eine Stille. Elena nickte nachdenklich, während sie die Tür
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