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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Blick, als der Wagen davonjagt! Nicolas frohlockte. Wenn man daran dachte, welchen Kummer dieser arme Wicht ihm und seinem Vater einmal gemacht hatte! Und jetzt sieh ihn dir an! Pisst sich in die Hose wie ein Kleinkind. Er spielte den Film noch einmal ab, dann ein drittes Mal. Mit jedem Mal ging es seinem Rücken etwas besser. Gute Arbeit. Sogar sehr gute Arbeit. Da Nicolas sich für einen ausgesprochen guten Menschenkenner hielt, war er vollkommen sicher, dass dieser Film das Letzte war, was er jemals von Knox zu sehen bekommen würde.

IV
    Es wurde gerade hell, als Knox endlich die Küstenstraße erreichte, aber es herrschte noch wenig Verkehr. Er überquerte die Straße und lief über die Dünen hinunter zum Strand des Mittelmeeres. Er zog Hose und Boxershorts aus, wusch sie in den plätschernden Wellen und wrang sie so gut wie möglich aus. Dann hängte er sie über seine Schulter und ging am Strand entlang, der nasse Sand kühlte angenehm seine Füße.
    Die Sonne ging auf und färbte die Schaumkronen der Brandung orangerot. Knox kam zu einer eingezäunten Ferienanlage, deren Pforte in der Brise auf- und zuschwang. Kein Mensch war zu sehen. In diesen Anlagen herrschte nur an Wochenenden und zur Urlaubszeit Betrieb. Vor vielen Hütten waren Wäscheleinen gespannt, an manchen hingen Schwimmanzüge, Handtücher und Kleider. Er betrat das Gelände und wanderte zwischen den Hütten umher, bis er auf einer Leine eine alte, cremefarbene Galabiya und eine Kopfbedeckung sah, beides leicht feucht wegen der frühen Stunde und der Nähe des Mittelmeers. Als Tausch ließ er seine Hose und etwas Geld zurück. Dann lief er mit den Sachen davon, ehe ihn jemand bemerkte.
    Trotz der brutalen Warnung, die er erhalten hatte, benötigte Knox seine Kreditkarten, seinen Pass und seine Papiere, um das Land zu verlassen. Und diese Dinge befanden sich in Augustins Wohnung. Vor allem aber brauchte er seinen Jeep. Dorthin musste er sich per Anhalter durchschlagen. Doch er stand eine Stunde lang am Straßenrand, ehe ein Wagen anhielt. Der Fahrer sprach ihn in rauem Arabisch an. Ohne nachzudenken, antwortete Knox in der gleichen Sprache. Sie redeten über Fußball; der Mann war ein leidenschaftlicher Fan von Ittihad. Erst als Knox aussteigen musste, wurde ihm klar, dass er für einen Ägypter gehalten worden war. Bestimmt lag es an dem Gewand und seinen Beduinengenen; dass er braun gebrannt und unrasiert war, machte die Verkleidung komplett.
    Da er kaum noch Geld hatte, fuhr er mit dem Bus zu Augustins Wohnung. Den letzten Kilometer musste er zu Fuß gehen. Als er über den Parkplatz ging, fielen ihm zwei Männer in einem weißen Freelander auf. Einer rauchte eine selbst gedrehte Zigarette, der andere war im Dunkeln verborgen. Knox schlich sich an den Wagen heran. Durch das Heckfenster sah er eine vertraute rote Tasche, einen schwarzen Laptopkoffer und einen Pappkarton, in dem seine Sachen aus dem Hotelzimmer auf dem Sinai waren. Er machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon. Doch dann wurde ihm klar, dass es eigentlich keinen Grund gab zu fliehen. Wenn Hassan gewollt hätte, dass man ihn festhielt oder tötete, wäre er in der letzten Nacht nicht davongekommen. Die Männer waren bestimmt nur hier, um sich zu vergewissern, dass er tatsächlich abreiste.
    Er drehte sich wieder um und marschierte kühn durch den Vordereingang, darauf vertrauend, dass sein ägyptisches Gewand als Tarnkappe fungierte. Ein Hausmeister wischte die Terrakottafliesen. Knox umkreiste die nassen Stellen und riskierte einen Blick zurück, während er auf den Fahrstuhl wartete. Die Männer saßen noch immer im Freelander. Mit dem Aufzug fuhr er in den siebten Stock, lief eine Etage die Treppen hinunter und ging gebückt, um nicht durchs Fenster gesehen zu werden, in die Wohnung. Von Augustin keine Spur. Offenbar hatte er sich anderswo vergnügt. Knox packte seine Habseligkeiten zusammen und schrieb eine kurze Notiz, in der er Augustin für seine Gastfreundschaft dankte, ihn wissen ließ, dass er aufgebrochen war, und versprach, sich zu gegebener Zeit zu melden. Er war gerade fertig, als er draußen Schritte hörte. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt. Wie gelähmt sah Knox auf den sich langsam drehenden Knauf. Dann wurde die Tür geöffnet, und Nessim trat mit einer durchsichtigen Tüte voller Elektronik herein.

KAPITEL 16

I
    Einen Moment lang starrten sich Knox und Nessim gleichermaßen gebannt wie erschrocken an. Nessim sammelte sich als Erster und griff unter

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