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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Moses.»
    Knox runzelte die Stirn. «Was meinen Sie damit?»
    «Seine Mutter legte ihn in einen Korb aus Binsen und setzte ihn auf dem Fluss aus», sagte Gaille. «Genau wie Moses. Er wurde von einem Mann namens Akki gefunden und als dessen Sohn aufgezogen. Sie müssen bedenken, dass ausgesetzte und von fremden Eltern aufgezogene Kinder ein ziemlich übliches Motiv waren. Dadurch wollten die Dichter zeigen, dass es eine Art überirdische Gerechtigkeit gibt. Nehmen Sie Ödipus. Er wurde von seinem Vater ausgesetzt, um zu erfrieren, und kehrte zurück, um ihn zu töten.»
    Knox nickte. «Es ist schon erstaunlich, wie im gesamten östlichen Mittelmeerraum immer wieder die gleichen Geschichten auftauchten.»
    «So erstaunlich ist das nicht», entgegnete Gaille. «Schließlich war es ein gewaltiger Handelsraum, und Händler haben schon immer gerne unglaubliche Geschichten ausgetauscht.»
    «Außerdem gab es in der Region einen Haufen Minnesänger. Und man weiß ja, wofür die berühmt gewesen sind.»
    «Für die Wanderschaft», sagte Gaille grinsend und drehte sich zu ihm um. Für einen Moment schauten sie sich in die Augen, und Knox fühlte ein nervöses Flattern in seiner Brust. Es war schon lange her, dass er mit einer Frau seine Leidenschaften geteilt hatte und nicht nur das Bett. Viel zu lange. Leicht verwirrt schaute er wieder auf den Bildschirm. «Und das ist eine Karte von Alexanders Feldzügen?», fragte er.
    «Nicht ganz», sagte Gaille, die auch etwas durcheinander war. «Von Akylos’ Leben. Zufällig verbrachte er sein ganzes Leben auf diesen Feldzügen.» Ohne ihn anzusehen, öffnete sie eine neue Datei. Das Bild zeigte eine befestigte, von Wasser umgebene Stadt, die von einem überdimensionalen Satyr bedroht wurde, einem anthropomorphischen griechischen Gott, halb Mensch, halb Ziegenbock. «Das hier hat mich stutzig gemacht. Ich dachte, angesichts der Stadtmauern und des Wassers könnte es Tyros sein, aber …»
    «Doch, das ist Tyros», sagte Knox.
    «Woher wollen Sie das wissen?»
    «Tyros war dafür berühmt, uneinnehmbar zu sein», erzählte er ihr. «Selbst Alexander hatte Probleme mit der Stadt. Eines Nachts während seiner Belagerung träumte er, dass ein Satyr ihn verspottet. Alexander jagte ihn, aber der Satyr entkam ihm immer wieder. Und als er ihn schließlich schnappte, wachte er auf. Als seine Seher später den Traum interpretierten, wiesen sie darauf hin, dass satyros aus zwei Worten besteht, nämlich aus sa und Tyros , und das bedeutet ‹dein› und ‹Tyros›. Tyros wird dein sein. Es kostet nur Zeit und Mühe. Und so war es auch.»
    «Zum Leid der Einwohner.»
    «Er hat jeden verschont, der sich in die Tempel geflüchtet hatte.»
    «Ja», meinte Gaille knapp. «Um dann zweitausend von ihnen abzuschlachten, indem er sie an Kreuze schlagen ließ.»
    «Vielleicht.»
    «Da gibt es kein ‹vielleicht›. Lesen Sie Ihre Quellen.»
    «Die Makedonier haben Kriminelle häufig gekreuzigt, nachdem sie tot waren», entgegnete Knox ruhig. «Wir Briten haben sie an Galgen gehängt. Um andere abzuschrecken.»
    «Ach so», sagte Gaille stirnrunzelnd. «Aber weshalb sollte Alexander die Einwohner von Tyros als Kriminelle betrachten? Sie haben doch nur ihre Heimatstadt verteidigt.»
    «Bevor Alexander die Stadt belagerte, hat er Boten geschickt, um Bedingungen auszuhandeln. Die Tyrier haben sie ermordet und die Leichen von der Stadtmauer geworfen. Da gab es absolut kein Zurück mehr.» Er schaute Gaille wieder an. Irgendetwas kam ihm seltsam vor. «Das ist ein Wahnsinnsgrabmal für einen Schildknappen, finden Sie nicht? Ein Vorhof, eine Vorkammer und eine Hauptkammer. Ganz zu schweigen von den ionischen Säulen, der verzierten Fassade, den Bronzetüren und all diesen Wandmalereien. Es muss eine unglaubliche Stange Geld gekostet haben.»
    «Alexander hat gut gezahlt.»
    «So gut nun auch wieder nicht. Außerdem wurden auf diese Weise makedonische Könige begraben. Es kommt einem, ich weiß nicht, anmaßend vor, oder?»
    Gaille nickte. «Morgen wird die Plinthe angehoben. Vielleicht erhalten wir dann ein paar Antworten. Sie werden doch auch dort sein, oder?»
    «Leider nicht.»
    «Aber Sie müssen kommen», sagte sie ernst. «Ohne Sie hätten wir den Schacht gar nicht entdeckt.»
    «Trotzdem.»
    «Das verstehe ich nicht», meinte sie. «Was ist denn los?»
    Trauer und Verwirrung lagen in ihrem Blick. Knox wusste, dass er sich nicht länger in Ausflüchte verstricken konnte. Er verzog sein Gesicht, um

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