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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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verhaftet. - Aber ich will dir eine Summe nennen, und du magst sagen, ob sie dir annehmbar erscheint. Bedenke, was ihr von mir erwartet! Fünftausend Denare!" Erschrocken hob der Censor die Hände. Er spielte Theater, denn Menetius' Forderung klang vernünftiger als erwartet. Wahrscheinlich wußte der flüchtige Mörder, daß seine Position bei dem Handel die schwächere war.
     



„Dein Verlangen ist geradezu unverschämt!"
    „Was du von mir forderst, nicht minder", versetzte der Grieche gelassen. „Bislang tat ich für dich dies und das - als Gegenleistung übersah der Senat mein Vergehen. Aber mein Dank kennt Grenzen! Nun forderst du im Namen Roms etwas Ungeheures, faktisch eine Provinz. Ich denke, daß es mir gelingt, die Iberer zu entzweien. Du glaubst es auch, andernfalls würde jetzt jemand anders an deiner Seite gehen, nicht wahr?"
    Scipio hob die Augenbrauen und sah den anderen beinahe achtungsvoll an. Doch dann besann er sich auf den himmelhohen Unterschied zwischen einem Altadligen und einem Landesfremden, und sein Gesicht verschloß sich.
    „Dieses Unternehmen hat seinen Preis", fuhr Menetius entschlossen fort. „Ein paar hundert Denare? Nein, nein! Fünftausend, das römische Bürgerrecht und Entlassung aus dem Senatsdienst - oder ich ziehe das Henkersschwert der Samier vor, und ihr bekommt Numantia noch lange nicht!"
    „Bei Pluto, wenige leben noch, die so zu mir redeten! Aber ich stimme zu. Bewilligt!"
    Menetius dankte nicht und ersparte sich die Frage, ob der Senat die Entscheidung bestätigen würde. In dergleichen Dingen hatte der Censor freie Hand und kaum begrenzten Kredit.
    Scipio kam zu den Einzelheiten. „Du kennst uns ja", sagte er, „Befehle und Meldungen gehen den üblichen Weg. - Aber gleich jetzt ist etwas zu erledigen!"
    „Ich höre, Herr."
    „Der Feigling Appius Claudius setzte vor einiger Zeit durch, daß eine Senatskommission in die Provinz Iberien geschickt wurde, um die dortigen Zustände zu überprüfen. Natürlich sucht er lediglich Argumente, um den kostspieligen Numantinischen Krieg sieglos abzubrechen. Metellus Macedonicus, der abgelöste Feldherr, haut in dieselbe Kerbe... Ich könnte ihn erwürgen!"
    „Kann der neue Konsul die Überprüfung nicht verhindern?"
    „Weisung des Senats: Den Prüfern sind keine Auskünfte vorzuenthalten. Alle Dokumente, selbst die geheimsten, sind vorzulegen. Mein Freund und Schüler Quintus Pompejus würde nur allzugern die Kontrolleure verschwinden lassen..."
    Der Grieche kannte den Parteienstreit unter Roms Regierenden. Wegen der Opfer und der ungeheuren Kosten war der Iberienfeldzug unbeliebt. Was Wunder, daß Claudius und seine Freunde Zulauf hatten! - „Was soll ich dabei tun?" erkundigte er sich höflich.
    „Lucius Fulvius Flaccus führt die Kommission an. Seine Beamten zählen nicht, sie sind bestechlich. Aber wie ich den alten Starrkopf kenne, lautet sein Bericht: Das Land ist so öde und unwirtlich, daß der Krieg unverzüglich beendet werden sollte. Verhindere das!"
    „Kann ich Iberien begrünen, kann ich die trostlosen Hochflächen zu fruchtbaren Äckern machen? Bin ich der allgewaltige Zeus, ich wollte sagen: Bin ich Jupiter?"
    „Stell dich nicht dümmer, als du bist!" erwiderte Scipio. „Bestich die Beamten, und was Flaccus angeht..." Er machte eine Handbewegung zur Kehle hin. Eine Erklärung erübrigte sich, Cajus Menetius kannte seinen Herrn und Meister. „Pompejus wird ihm keine Träne nachweinen. Die Untersuchung verläuft im Sand. - Und fünfhundert Denare von mir privat, wenn alles rasch geschieht. Verstehen wir uns?" Und als der andere gleichmütig nickte, fuhr der Censor gemäßigter fort: „Was jene Senatsgelder angeht, die du brauchst, um die Barbaren gegeneinander aufzuwiegeln, bekommst du fürs erste eine Anweisung auf einen Teilbetrag. Falls deine Abrechnungen fehlerfrei sind - und deine Begleiter und Aufpasser zustimmen —, folgt mehr. Ich kann mir wohl ersparen, dich auf die Konsequenzen eines Betrugsversuches hinzuweisen?"
    „Gewiß", sagte Menetius und wußte, daß er trotzdem dieses und jenes Sümmchen abzweigen würde. Roms Bürokratie war allgewaltig, aber schließlich nicht allwissend.
    „ Domina , es ist ein Schreiben vom jungen Herrn gekommen." Der Sklave verbeugte sich tief, fast flüsterte er. Gewiß, es war noch nicht vorgekommen, daß die Gebieterin ein Stören ihrer Mittagsruhe mit Stockschlägen strafte; aber wer konnte schon wissen, was geschah!
    Er mußte seine Meldung wiederholen.

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