Das Grab der Legionen
ist alles, was der Bundesrat verlangt. Vertrauensselige Menschen - zu dumm, daß Eladu derart wenig Ansehen genießt! Er sieht die Dinge richtig. Wenn die Alten doch nur begriffen, daß dieser Krieg etwas anderes ist als die früheren Stammesfehden!
„Wollt ihr das Heer einschließen, bis ein Kurier den weiten Weg nach Rom zurückgelegt hat, um die Beglaubigung des Senats einzuholen?" erkundigte sich der Quästor. „Da wäre es besser, wir übertragen die Entscheidung dem Kriegsgott."
Leukon runzelte die Stirn. „Nein, Römer", begann er, „auch wir haben das bedacht. Zuerst bestätigt ihr unsere Freiheit. Dann laßt ihr alle Waffen und alles Material zurück und marschiert ab. Nehmt soviel Proviant mit, wie ihr tragen könnt. Geiseln bleiben, die im Fall der Untreue sterben!"
„Unmöglich!"
Leukon warf den Kopf in den Nacken. „Falls ihr es ehrlich meint, wird den Zurückgelassenen nichts geschehen. Vielleicht" - er schaute Avaros an - „könnte man später sogar die Waffen zurückgeben. Wenn nicht..."
Der Satz blieb unbeendet, und ein drohendes Schweigen erfüllte das Zelt des Oberbefehlshabers. Die Tribunen starrten zu Boden. Um ihr Leben zu retten, mußten sie Schande auf sich nehmen. Solch einen Vertrag anzuerkennen beschämte Rom vor aller Welt.
,,Nicht zu vergessen, daß wir die Auslieferung eines Mörders fordern - da steht er!" fügte Eladu hinzu. „Er bezahlte für Litennons Tod, Der Täter sprach vor seiner Verurteilung und gestand alles." Daß dieser Verurteilte sein Schwager Citivas gewesen war, verschwieg der Iberer. Schlimm genug, daß ein Arevake sich überhaupt zu dergleichen hergab.
Menetius schreckte zusammen. Ohnehin waren seine Pläne gescheitert. Seit Flaccus sichtbar auf der Seite der Numantiner stand, konnte er dessen Mutter nicht länger aussaugen. Für Landesfeinde brachte Calpurnia kein Verständnis auf. Dabei hatte sich alles so gut angelassen! Ein paarmal waren viele Denare in seine Tasche gewandert. Nun aber würden alle Stabsoffiziere berichten, und die Römerin mußte den Trug bald erkennen. Mit allen Konsequenzen.
Was hatte der Kerl da gesagt. Ausliefern?
Ein Angstschauer überlief Menetius. Gewiß hatte er Macht und Einfluß. Viele fürchteten ihn. Indes - sich seiner so zu entledigen reizte wohl manchen. Der Grieche wußte das.
„Wir werden beraten", meinte der Konsul. „Kümmere dich um die Gäste", wies er einen Centurio an, „daß es ihnen an nichts fehlt!"
„Unmöglich, Konsul!" sprach Crispus endlich offen das aus, was andere mehr oder minder gewunden andeuteten. „Die Forderungen der Barbaren sind mir gleichgültig. Das zu entscheiden obliegt dem Senat und dir. Ich kann nur sagen: Hier haben die Legionen verspielt. Was du daraus schließt..." Er zuckte mit den Achseln.
„Der Senat wird nie ratifizieren", bemerkte Mancinus.
„Na und? Die Republik kann wohl die Ausrüstung zweier Armeen verschmerzen. Die Legionen selbst sind viel mehr wert."
„Sei du bloß ruhig, Menetius!" sagte Gracchus gereizt. „Du meinst wohl, weil die Arevaken deinen Kopf fordern, können dich die Geiseln in den Orkus begleiten?"
Der Grieche erbleichte. „Ihr wollt einen Senatsbeamten ausliefern?"
„Jeder weiß, daß deine Hände blutbefleckt sind. In Tarraco tötete dein Dolch den verehrten Lucius Flaccus - deshalb ging Titus zu den Arevaken!"
„Aber nein..., alles war anders... Laß mich erklären, Konsul!"
„Halt dein Maul!" rief Mancinus. Er war erleichtert, wenigstens eine Forderung erfüllen zu können. Den Tod dieses Menschen würde ihm niemand im Senat übelnehmen. Schuldig oder nicht, für ihn war der Exilgrieche bereits gestorben.
„Cajus Menetius!" Crispus berührte den Verurteilten an der Schulter. „Soll ich dir raten, mein Freund? Tue es selbst. Die Arevaken werden dir kein sanftes Ende gönnen. Sicher hast du ein Mittel..." Ein leerer Raum gähnte um den Spion. Mancher hielt die Hand am Dolch - für alle Fälle. „Der Senat wird Rechenschaft fordern!" keuchte er.
„Glaubst du, Scipio weint eine Träne um dich? Deinesgleichen gibt's viele", meinte Mancinus wegwerfend. „Entscheide dich: Sollen wir dich tot oder lebend ausliefern? Falls lebend..., Crispus, hole zwei Mann zum Fesseln!"
„Ihr Hunde, ihr... Für euer nutzloses Dasein würdet ihr hundert Legionen opfern! Wenn ich könnte..., aber ich bin selbst mitschuldig..."
Gracchus runzelte die Stirn. Er erkannte die Berechtigung der Vorwürfe an. Nur war Menetius keinen Denar besser als die
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